Milliardäre mit Silber: Die Brüder Hunt

Der Aufstieg des hybriden Metalls steht bevor. Traditionell greifen viele Anleger in Krisenzeiten zu Edelmetallen. Neben Gold gehören Silber, Platin und Palladium zur Gattung der Anlagemetalle. Warum jedoch Silber immer noch im Schatten seines großen Bruders Gold steht, welches immer noch als die „Krisenwährung“ schlechthin gilt, lässt die Geschichte der Brüder Hunt zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich werden.
Titelbild
25-Cent-Münze/USA.Foto: MD Ariful Isla /iStock
Von 1. September 2024

Vor mehr als drei Jahren habe ich meinen Anlegern geraten, die Goldposition im Depot zu erhöhen. Die meisten freuen sich über mehr als 45 Prozent Wertsteigerung auf Euro-Basis. Und das ist noch nicht das Ende! Vor einem Jahr habe ich dann zu einer Investition in Silber geraten – hier können sich fast 20 Prozent Wertgewinn sehen lassen.

Obwohl sich hier historische Muster wiederholen, scheuen sich immer noch viele Anleger davor, diese Rohstoffe als ernsthaften Bestandteil der Anlagestrategie zu akzeptieren. Eines steht in jedem Fall fest: Neben den Aktien ist Gold historisch Performancetreiber – mit 9 Prozent pro Jahr seit der Jahrtausendwende!

Der große Gold-Bluff

Worin liegt die Skepsis begründet? Vielleicht an Franz Tausend? Er behauptete, dass er Edelmetall chemisch herstellen könne. Sein Bluff überzeugte in den 1920er-Jahren auch Nazi-Funktionäre. Er hieß auch noch ausgerechnet Tausend.

Auf seiner Bühne hatte Tausend nur einen Tisch, darauf diverse Apparaturen, Schmelztiegel und Brenner. Es zischt und brodelt, Tausend redet und erklärt und am Ende hat er einen großen Klumpen, den er auseinanderbricht. Ganz unten auf dem Boden des Tiegels schließlich liegt ein kleines Körnchen, das gelb glänzt: „Tausend hat den Beweis erbracht, dass er tatsächlich in der Lage ist, Gold herzustellen“, triumphierte sein Rechtsanwalt Anton Graf von Pestalozza – eine Sensation.

Es war eine Zeit, in der solche Wundermeldungen begierig aufgegriffen wurden. Die Wirtschaftslage hatte sich verschlechtert. Die Industrieproduktion in den USA und Europa schrumpfte und die Arbeitslosenzahlen stiegen. Männer wie er fanden in dieser Lage leicht Zuhörer, die ihren blumigen Versprechen glauben wollten.

Hohe Militärs wie der General Erich Ludendorff, Industrielle wie Alfred Mannesmann und Nazi-Funktionäre wie Rudolf Rienhardt fielen auf seine Verheißung herein: künstlich produziertes Gold, viel Gold. So viel, dass man sich all seiner Probleme hätte entledigen können – ein Geldbeschaffer für die nationale Sache.

Der „neue Goldesel“ stellte sich als großer Bluff heraus. Die „Deutsche Allgemeine Zeitung“ stellte damals eine einfache Frage: „Wer mit einfachen Methoden in einem fremden Laboratorium in einigen Stunden Gold machen kann, braucht der noch Finanzleute?“

Silberpotenzial früh erkannt

Auch bei Silber gab es einen großen Bluff. In den 70er-Jahren hatte Nelson Bunker Hunt einen Wahnsinnsplan: Er wollte den gesamten Silbermarkt unter seine Kontrolle bringen. Die Rally täuschte reiche Scheichs genauso wie deutsche Kleinanleger.

Es war eine der größten Rohstoffspekulationen aller Zeiten: Hunt wollte den kompletten Silbermarkt monopolisieren. Sein Vater Haroldson war mit einem Ölfeld in Texas steinreich geworden. Viel Geld verdiente er auch am Pokertisch. Geld bedeute ihm nichts, es sei nur ein Instrument, „das den Spielstand anzeigt“.

In der Rohstoffwelt zu Hause kam es auf Nelson Bunker Hunts Ranch bei Dallas im Jahr 1970 zu einem Treffen in der Küche, das die Rohstoffwelt verändern sollte. Alvin Brodsky vom Brokerhaus Bache schlug eine für die damalige Zeit vollkommen verrückte Anlage vor: Silber.

Das Metall glich sachlich betrachtet einer Idiotenwette. Zwar klaffte zwischen Angebot und Nachfrage jahrelang eine Lücke von 100 bis 150 Millionen Unzen pro Jahr; die Minen konnten schlicht nicht so viel fördern, wie die boomende Foto-, Elektro- und Schmuckindustrie nachfragte.

Diese Lücke schloss jedoch stets die US-Regierung. Sie betrachtete ihre Reserven von gut 2 Milliarden Unzen als nutzlos und verkaufte sie seit den 50er-Jahren. Und Silber durfte damals schon deshalb nicht teurer werden, weil es in 25-Cent-Münzen verwendet wurde.

Sobald der Wert des enthaltenen Silbers den Nennbetrag überstiegen hätte, hätten die Amerikaner die Münzen horten und einschmelzen lassen, statt damit zu bezahlen. Auf einen Anstieg der Silberpreise zu setzen, hieß, sich mit der US-Regierung und der Notenbank anzulegen; damals wie heute keine vielversprechende Strategie. Schließlich drohte Silberhaltern das gleiche Schicksal wie Goldbesitzern seit 1933: das Verbot, überhaupt welches zu halten.

Zwischen Poker und Anlage

Wie viele Edelmetallanhänger bis heute war Hunt gemeinsam mit seinem Bruder ein regelrechter Apokalyptiker: fest davon überzeugt, Katastrophen, Weltkriege, eine Hyperinflation und Enteignungen stünden unmittelbar bevor. Für Hunt war klar: Mehr Silber musste her. Viel mehr Silber.

Rund 55 Millionen Unzen im Wert von rund 160 Mio. Dollar kaufte er gemeinsam mit seinem ebenfalls schwerreichen Bruder William Herbert bis Anfang 1974 zusammen. Er begann mit dem Kauf von Silber, um sich vor der Lawine des Bösen zu schützen, die er auf sich zurasen sah.

„Alles ist besser als Papiergeld. Falls man kein Gold mag, dann eben Silber, Diamanten oder Kupfer, kaufen Sie irgendwas“, riet Hunt in einem seiner raren Interviews mit dem Anlegermagazin „Barron’s“ 1974, wie üblich beseelt vom Gedanken, es werde alles in einer Katastrophe enden mit dem Papiergeld und der Inflation.

Das traf einen Nerv. Denn an den Rohstoffmärkten drehte allmählich die Stimmung. Der Goldpreis war wieder freigegeben, und Silber galt nicht länger als Idiotenwette, sondern gefiel Inflationsängstlern wie Spekulanten gleichermaßen. Die begannen zu rechnen: 1974 förderten die Minen weiter rund 130 Millionen Unzen pro Jahr weniger, als die Industrie benötigte.

Die US-Regierung hatte ihren Silberbestand nun aber fast vollständig abverkauft. Blieben die oberirdischen Lagerbestände an Barren und Münzen der Privatwirtschaft, geschätzt 600 bis 800 Millionen Unzen, von denen 200 Millionen an den Terminbörsen verfügbar waren. Der Rest war Kopfrechnen. Maximal 800 Millionen Unzen Reserven durch 130 Millionen jährliches Defizit macht sechs. Das hieß: Selbst im unwahrscheinlichen Fall einer stagnierenden Nachfrage – tatsächlich wuchs diese im Schnitt um knapp zehn Prozent pro Jahr – würde Silber in spätestens sechs Jahren allmählich knapp.

Denn es dauert in der Regel ein halbes Jahrzehnt, bis sich Minengesellschaften zu Förderausweitungen durchringen, entsprechend investieren und schließlich mehr fördern. Ursprünglich war für ihn sein Silber immer noch eine Absicherung, keine Wette.

Milliardär durch Silberbunker

1977 war es eigentlich an der Zeit, die Silberpositionen aufzulösen, um ein paar Rechnungen zu bezahlen. Denn die Wetten am Terminmarkt wie die Lagerung verschlangen Unsummen, während der Silberpreis noch wenig Bewegung zeigte. Doch Hunt war entschlossen, „all in“ zu bleiben, wie beim Pokern.

Das gekaufte Silber diente als Sicherheit für Kredite, mit denen wiederum Silber gekauft wurde – ein Spiel, das sich fortsetzen ließ, solange nur der Preis stieg und sich willige Banken fanden.

Bis Ende 1979 schoss der Silberpreis auf knapp 35 Dollar je Unze – damit hatte er sich binnen eines Jahrzehnts rund verdreißigfacht. 130 Millionen Unzen Silber konnte man Hunt und seinen Co-Investoren zu diesem Zeitpunkt direkt zuordnen, weitere 90 Millionen sollten im März 1980 hinzukommen, wenn ein weiterer Liefertermin fällig war.

Mit jedem Dollar, den der Silberpreis stieg, stieg auch das Vermögen der Hunts um einen dreistelligen Millionenbetrag. Also fast täglich. Seine Angestellten zahlte er auf deren Wunsch mit dem Edelmetall aus. Hunt war inzwischen mehrfacher Milliardär.

„Silver Thursday“: Gesetzlicher Abverkauf

Am 21. Januar 1980 änderte die Börsenaufsicht schließlich die Spielregeln am Terminmarkt für Silber. Erlaubt waren fortan lediglich Verkäufe. Faktisch erlaubte sie damit nur noch eine Kursrichtung: nach unten. Der Silberpreis brach ein.

Am Dienstag, 25. März 1980, war das Spiel zu Ende. Die Hunts konnten die von der Börsenaufsicht geforderten Sicherheiten nicht mehr leisten. „Eine Milliarde ist auch nicht mehr das, was sie mal war“, grummelte Hunt noch, ehe er selbst die Reißleine zog: „Schließ die Positionen“, wies er seinen Bruder an.

Die Nachricht vom Rückzug machte an den Börsen die Runde, und am Silver Thursday fiel der Preis von rund 16 auf 11 Dollar. Denn jedem war klar: Jetzt drehte sich das Spiel, mussten Positionen in Milliardenhöhe liquidiert werden. Aus zeitweise 5 Milliarden Dollar Papiergewinnen waren für Hunt aufgrund der Kredithebel nach Verkauf der physischen Bestände rund 1,5 Milliarden Dollar Schulden geworden.

Zum Höhepunkt ihres Kaufrausches besaßen die Gebrüder Hunt rund 150 Millionen Unzen Silber (circa 5.000 Tonnen) sowie rund 200 Millionen Unzen an der Terminbörse Comex. Zur damaligen Zeit entsprach dies fast zwei Dritteln der US-Vorräte und 15 Prozent der weltweiten Silbervorräte.

Reale Werte in Zeiten von Fiat-Geld

Trotz des großen Skandals gibt das Handeln der Hunts bis heute Handlungsmaxime: Mit Rohstoffen kann unabhängige Performance vom Aktienmarkt erzielt werden und Ressourcenknappheit führt unweigerlich zur Preissteigerung. Dies gilt für Silber mehr denn je! Die Verschuldung der Welt und sinkendes Vertrauen in gedrucktes Papiergeld werden viele Anleger umdenken lassen.

Die Vielseitigkeit des Silbers, seine Bedeutung für die Industrie und die möglichen Chancen für Anleger, finden Sie hier weiter ausgeführt.

Zum Autor:

Rolf B. Pieper ist gelernter Bankkaufmann, Ex-Investmentbanker, Journalist, Autor, Vortragsredner, internationaler Finanzmarktexperte sowie Entwickler der Portfoliotheorie „TRIVERSIFIKATION“ sowie der „Wahre-Werte-Strategie“.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion