Viele spielen es – doch welche Sportart steckt hinter „Mintonette“?

Ein US-amerikanischer Sportlehrer hat vor über 100 Jahren ein neues Spiel kreiert und es „Mintonette“ genannt. Dieses kombiniert mehrere Sportarten miteinander und ist – unter anderem Namen – zu einer der beliebtesten weltweit geworden.
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Die gesuchte Sportart wurde 1895 in Springfield, USA, von einem Sportlehrer erfunden.Foto: kms/Epoch Times; nach joebelanger, ronstik, block37/iStock
Von 7. September 2024

Von Baggern, Pritschen und Blocken bis Ass, Hecht und Pfannkuchen: Mintonette ist eine vielseitige Sportart. Viele Menschen ahnen jetzt bereits, welcher Mannschaftssport sich unter dieser alten Bezeichnung versteckt.

Mintonette ist weltweit betrachtet die fünftbeliebteste Sportart – noch vor Tischtennis, Basketball und Handball. Es kann sowohl im Freien auf Wiesen und am Strand als auch in einer Halle gespielt werden. Benötigt werden nur ein Ball, ein Netz und bis zu sechs Mitspieler pro Mannschaft. Mit all diesen Hinweisen dürfte die gesuchte Sportart nun bekannt sein: Volleyball.

Vom Basketball zum Volleyball

Als Geburtsstunde und Wiege des Volleyballs gilt das Jahr 1895 in den USA. 25 Jahre zuvor wurde William George Morgan, der Erfinder des Volleyballs, als Sohn eines Bootsbauers in Lockport, New York, geboren.

Die damals neue Wasserstraße am Eriekanal kurbelte die Wirtschaft der USA an und der ständige Schiffsverkehr bedeutete für die Familie Morgan harte, aber gut bezahlte Arbeit. Sobald William George Morgan alt genug war, half er im Betrieb seines Vaters mit. Wegen der körperlichen Anforderungen im Bootsbau entwickelte sich Morgan zu einem starken jungen Mann. Ganz nebenbei war er auch sehr talentiert in der Leichtathletik.

William George Morgan, Erfinder vom Volleyball

William George Morgan hat 1895 Mintonette erfunden. Foto: Gemeinfrei

Seine schulische Laufbahn führte ihn schließlich 1891 nach Massachusetts, wo er die Schule von D.L. Moody, einem einflussreichen christlichen Evangelisten, besuchte. Moody war zudem in einem christlichen Verein für junge Männer (kurz YMCA), der Morgans Leben stark beeinflussen sollte.

Als Morgan zum College ging, traf er auf James Naismith, einen YMCA-Sportlehrer und Erfinder des Basketballs. Naismith war von Morgans sportlichen Fähigkeiten beeindruckt und konnte ihn überzeugen, ein paar Jahre lang Football zu spielen.

Die Erfindung einer gewaltfreien Sportart

Nach seinem Abschluss wurde er schließlich Leiter des Sportunterrichts in Holyoke, Massachusetts. Dort stellte er fest, dass Basketball für ältere und gesundheitlich angeschlagene Spieler viel zu anstrengend war. Außerdem waren ihm viele Sportarten zu „gewalttätig“. Da begann William George Morgan zu tüfteln.

Er hatte bereits zahlreiche Sportarten selbst ausgeübt und kannte deren Vor- und Nachteile. Also beschloss er, ein eigenes Spiel zu entwickeln, das eine Reihe von Sportarten in sich vereint. Als Vorlage dienten ihm dabei neben Handball und Baseball auch Tennis und Basketball.

In der Turnhalle von Holyoke, Massachusetts, tüftelte William G. Morgan an einem neuen Spiel. Foto: Gemeinfrei

Auf der Suche nach einem geeigneten Spiel kam mir Tennis in den Sinn, aber dafür brauchte man Schläger, Bälle, ein Netz und andere Ausrüstung, also schied es aus – aber die Idee mit dem Netz erschien mir gut“, erinnerte sich Morgan.

„Wir brachten es auf eine Höhe von etwa 1,98 Metern über dem Boden an, knapp über dem Kopf eines durchschnittlichen Mannes. Aber wir brauchten noch einen Ball. Wir versuchten es unter anderem mit der Ballblase eines Basketballs [also ohne die äußere Lederhülle], aber diese war zu leicht und zu langsam. Deshalb versuchten wir es mit dem Basketball selbst, der aber zu groß und zu schwer war“, so Morgan.

Ein Sattler bei der Arbeit: Die meisten Bälle waren aus echtem Leder gefertigt. Foto: Deutsche Fotothek, Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0 DE

Ein anderer Sportgigant der damaligen Zeit, A. G. Spalding, löste das Problem mit dem Ball. Als Hersteller von Sportgeräten entwickelte Spalding kurzerhand den passenden Ball. Dieser bestand aus Leder mit einer Gummiblase von etwa 63,5 Zentimeter Umfang und wog 255 bis 340 Gramm. Zum Vergleich: Ein heutiger, für den offiziellen Spielbetrieb zugelassener Hallenvolleyball hat laut Reglement einen Durchmesser von 65 bis 67 Zentimeter und ein Gewicht von 260 bis 280 Gramm.

Mehr Spieler, weniger Regeln

Mintonette alias Volleyball etablierte sich schnell in den Turnhallen der USA. Einige der Regeln änderten sich im Laufe der Zeit, wie der Anzahl der Personen, die sich gleichzeitig auf dem Spielfeld befinden durften. Während heute maximal sechs Spieler pro Team gleichzeitig auf dem Spielfeld stehen dürfen, gab es damals keine festgelegte Spielerzahl. Wer wollte, konnte mitspielen.

Volleyball kurz nach der Einführung

Ein Volleyballspiel in den frühen 1900er-Jahren. Foto: Gemeinfrei

Außerdem war die Anzahl der aufeinanderfolgenden Berührungen durch ein Team ebenfalls nicht im Regelwerk notiert. Im heutigen Hallenvolleyball dürfen beispielsweise nur drei Ballkontakte – ein Block ausgenommen – erfolgen, während 1895 so oft gespielt werden konnte, wie man wollte.

Aber nicht nur das Netz hing niedriger und es machten mehr Spieler mit, sondern auch das Spielfeld war kleiner: Während die Maße damals noch 7,62 × 15,24 Meter betrugen, ist das Spielfeld in der Halle heute 9 × 18 Meter groß. Machte ein Spieler beim Aufschlag, auch Angabe oder Aufgabe genannt, einen Fehler, durfte er es – wie im Tennis – noch einmal versuchen. Das ist heute anders.

Volleyball: Maße des Spielfeldes

Maße eines Hallenvolleyballfeldes. Beim Beachvolleyball ist das Feld 8 x 16 Meter groß; die Netzhöhe ist identisch. Foto: kms/Epoch Times; nach Onidji/iStock

Die erste Vorführung 1896 war ein voller Erfolg. Dennoch schlug man vor, etwas grundlegend zu ändern: den Namen des Spiels. Da das Ziel des Spiels darin bestand, den Ball, ohne dass er am Boden aufspringt, aus der Luft – „volley“ – über das Netz hin und her zuschlagen, sollte es Volleyball genannt werden. 1915 brachten US-amerikanische Soldaten schließlich das Spiel nach Europa.

Weltmeisterschaft im Volleyball aus dem Jahr 1952

Ein Volleyballspiel zwischen der Sowjetunion und Israel bei der Weltmeisterschaft im Jahr 1952. Foto: Gemeinfrei

Beginn eines Siegeszuges

Um 1900 hatte Morgan den YMCA verlassen, um in der Elektroindustrie Karriere zu machen. Aber der Einfluss, den er in der Sportwelt hinterließ, blieb. So wie Naismith mit dem Basketball ein bleibendes Vermächtnis hinterlassen hat, so hat Morgan den Volleyball geprägt.

Im Jahr 1985 – 90 Jahre nach der Erfindung des Volleyballs – nahm der Internationale Volleyballverband William George Morgan als erstes Mitglied der Volleyball Hall of Fame auf. Jahrzehnte vor seinem Tod im Jahr 1942 wünschte sich Morgan, dass Volleyball „weiterhin von Nutzen sein wird“ – und das ist es.

Blocken im Volleyball: Georg Grozer in Aktion

Um einen gegnerischen Ball abzuwehren, kommt der sogenannte Block zum Einsatz. Ausgeführt wird dieser oberhalb der Netzkante (l.). Wer hoch genug springt, darf laut Regelwerk auch mit dem Kopf blocken – und in die gegnerische Hälfte greifen (r.). Foto: kms/Epoch Times; nach Dimitar Dilkoff/AFP und Jam Sta Rosa/AFP via Getty Images

Heute spielen weltweit etwa 800 Millionen Menschen Volleyball, das seit 1964 eine olympische Sportart ist. Der populäre Ableger Beachvolleyball, der 1930 an den Stränden Kaliforniens entstand, wurde 1996 zur olympischen Sportart ernannt.

Baggern im Volleyball: Clemens Wickler in Aktion

Beim Baggern werden die Arme parallel vor dem Körper gehalten, um den Ball anzunehmen (links). Muss ein Spieler nach dem Ball hechten, um ihn zu bekommen, spricht man von einem Hechtbagger. Foto: kms/Epoch Times; nach Luke Hales/Getty Images

Volleyball stärkt Körper, Charakter und Teamgeist

Obwohl viele Menschen Volleyball als leichte Freizeitbeschäftigung sehen, ist es ein anspruchsvolles Spiel. So schult es besonders die Hand-Augen-Koordination, das allgemeine Ballgefühl sowie Schnelligkeit und Geschicklichkeit.

Außerdem ist mit Springen, Schlagen und Laufen der gesamte Körper in Bewegung und verlangt viel Arm- und Beinkraft. Es kräftigt dabei nicht nur den Körper, sondern stärkt auch das Herz-Kreislauf- und Atmungssystem. Volleyballer, die auf Wettbewerbsniveau spielen, verbrennen bereits in einer halben Stunde 120 bis 180 Kalorien.

Pancake, auch Pfannkuchen genannt, im Volleyball

Voller Körpereinsatz: Eine junge Volleyballerin versucht sich an einem sogenannten Pancake (zu Deutsch: Pfannkuchen). Bei diesem Rettungsball wird die ausgestreckte Hand flach über dem Boden unter den Ball geschoben. Foto: zamrznutitonovi/iStock

Aber auch gesellschaftlich und charakterlich hat Volleyball einen positiven Effekt. So ist bei keinem anderen Mannschaftssport der Teamgeist so wichtig wie hier, denn starke Alleingänge führen selten zum Erfolg. Vielmehr gilt es, Vertrauen in seine Mitspieler zu haben, dass sie die Bälle in ihrem Aufgabenbereich bekommen. Der Handschlag nach einem beendeten Spiel oder einem Seitenwechsel gilt zudem als respektvolle Geste gegenüber der gegnerischen Mannschaft.

(Mit Material von The Epoch Times.)



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