Bewegungsmangel schlimmer als Rauchen – so beugen Sie vor

Regelmäßige körperliche Aktivität kann die Lebensdauer erheblich verlängern und das Risiko schwerwiegender Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Krebs senken.
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Fit im Alter: Warum es nie zu spät ist, um aktiv zu werden.Foto: Ivanko_Brnjakovic/iStock
Von 18. August 2024

Verbraucherelektronik hat in der Regel eine begrenzte Lebensdauer von nur wenigen Jahren bei kontinuierlicher Nutzung. Der menschliche Körper hingegen funktioniert nach anderen Regeln: Regelmäßige Bewegung kann seine Lebensdauer erheblich verlängern.

Lange Jahre der Forschung belegen, dass Menschen, die sich regelmäßig körperlich betätigen, ein deutlich geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Schlaganfälle und Krebs aufweisen. Eine im „Journal of Aging Research“ veröffentlichte Studie zeigt, dass die Sterblichkeitsrate bei körperlich aktiven Menschen im Vergleich zu wenig aktiven Personen im gleichen Untersuchungszeitraum um etwa 30 bis 35 Prozent niedriger war.

Darüber hinaus gewinnen körperlich aktive Menschen verbesserte körperliche Leistungsfähigkeit, gesteigerte geistige Klarheit, positivere Stimmung und eine Reduktion entzündlicher Prozesse.

Bewegungsmangel kann für den Körper schädlicher sein, als viele vielleicht annehmen. Eine im Jahr 2019 veröffentlichte Studie ergab, dass Bewegungsmangel für die Gesundheit noch bedenklicher ist als Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder sogar Rauchen.

Aber warum hat körperliche Aktivität einen so tiefgreifenden Einfluss auf die Lebensdauer und das Wohlbefinden? Einige Forscher räumen ein, dass die positiven Auswirkungen von Bewegung noch nicht vollständig verstanden sind.

Einfluss körperlicher Aktivität auf den Alterungsprozess

Eine im April veröffentlichte Studie von Forschern des Amsterdam University Medical Center (UMC) hat wichtige Erkenntnisse zur Rolle eines speziellen Fettes, bekannt als Bis(monoacylglycerol)phosphat (BMP), bei chronischen Erkrankungen gewonnen. Die Forscher fanden heraus, dass sich BMP im alternden Gewebe von Mäusen und Menschen anreichert und krankheitsfördernde Eigenschaften hat.

Bemerkenswert ist, dass körperliche Aktivität diese BMP-Ansammlungen signifikant reduzieren kann. Schon eine Stunde Sport pro Tag über vier Tage pro Woche führte zu einer deutlichen Verringerung der BMP-Werte. Studienleiter Georges Janssens betont, dass diese Ergebnisse zeigen, wie stark wir durch Bewegung unsere Gesundheit und den Alterungsprozess beeinflussen können.

„Viele nehmen an, dass bestimmte Veränderungen einfach zum Älterwerden dazugehören, aber das muss nicht zwangsläufig der Fall sein. Indem wir den Alterungsprozess besser verstehen, können wir neue Wege finden, um aktiv einzugreifen“, sagte Janssens in einer Stellungnahme.

Nie zu alt, um neu anzufangen

Eine neue wissenschaftliche Untersuchung legt nahe, dass körperliche Aktivität selbst im hohen Alter noch erhebliche gesundheitliche Vorteile bieten kann. Zentraler Mechanismus hierbei ist die Reduktion chronischer Entzündungen, die als bedeutender Risikofaktor für viele chronische Krankheiten gelten. Es ist bekannt, dass Bewegungsmangel chronische Entzündungen begünstigt, während regelmäßige körperliche Betätigung diese nachweislich verringert. Mit zunehmender Entzündung verschlechtern sich bei inaktiven Menschen über die Jahre Mobilität und körperliche Leistungsfähigkeit spürbar.

So zeigt sich, dass auch im hohen Alter regelmäßige Bewegung überraschend große gesundheitliche Vorteile bringen kann – selbst für jene, die erst spät damit beginnen.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass selbst bei Menschen jenseits der 70 ein gezieltes Trainingsprogramm entscheidend zur Erhaltung der körperlichen Fitness beitragen kann. In der Untersuchung wurden zuvor inaktive Senioren über ein Jahr hinweg entweder einer Trainingsgruppe oder einer weiterhin inaktiven Vergleichsgruppe zugeordnet. Die aktive Gruppe absolvierte ein speziell entwickeltes Programm, das Ausdauer, Kraft, Gleichgewicht und Flexibilität förderte.

Die Ergebnisse sprechen eine klare Sprache: Während die trainierende Gruppe ihre physische Leistungsfähigkeit weitgehend erhalten konnte, zeigten die inaktiven Teilnehmer deutliche Einbußen in Bezug auf Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Diese Erkenntnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, körperlich aktiv zu bleiben – oder es zu werden –, um im Alter die Mobilität, Unabhängigkeit und Lebensqualität zu bewahren.

Wie viel Training wirklich nötig ist

Das deutsche Bundesministerium für Gesundheit empfiehlt Erwachsenen ab 65 Jahren wöchentlich mindestens 150 Minuten moderater körperlicher Aktivität, wie Gehen oder Krafttraining, sowie mindestens 75 Minuten intensiver Ausdauerbelastung, wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen, in ihren Alltag zu integrieren.

Interessant ist jedoch, dass Menschen, die über diese Empfehlungen hinausgehen, möglicherweise noch größere gesundheitliche Vorteile erzielen können.

Eine in der renommierten Fachzeitschrift „Circulation“ im Jahr 2022 veröffentlichte Studie fand heraus, dass eine zwei- bis vierfache Steigerung der empfohlenen intensiven körperlichen Aktivität das Risiko eines Todes durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich senkte. Auch diejenigen, die die empfohlene moderate Aktivität um das Zwei- bis Vierfache übertrafen, profitierten von einem signifikant geringeren Sterberisiko.

Tipps für mehr Bewegung im Alltag

Trotz des Wissens um die positiven Effekte von körperlicher Aktivität fällt es vielen Menschen schwer, regelmäßige Bewegung in ihren Alltag zu integrieren. Die Physiotherapeutin Elizabeth Stroot gibt wertvolle Tipps, wie man dieses Hindernis überwinden kann:

  • Setzen Sie auf kleine Veränderungen: Bereits einfache Maßnahmen wie regelmäßiges Treppensteigen können einen großen Unterschied machen. Stroot verweist auf eine Studie, die zeigt, dass Menschen, die sich bewusst für das Treppensteigen entscheiden, ihr Risiko für Herzkrankheiten um 39 Prozent senken können.
  • Holen Sie sich Unterstützung: Um motiviert zu bleiben, rät Stroot, sich Unterstützung zu suchen. „Gehen Sie mit einem Freund spazieren, engagieren Sie einen persönlichen Trainer oder nutzen Sie online verfügbare Programme“, sagt sie. Auch das örtliche Gemeindezentrum bietet oft einfache Möglichkeiten an, aktiver zu werden.
  • Setzen Sie sich konkrete Ziele: Um langfristig motiviert zu bleiben, empfiehlt Stroot, klare und messbare Ziele zu setzen. Fortschritte zu dokumentieren hilft, die Motivation aufrechtzuerhalten und den eigenen Erfolg sichtbar zu machen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „How Exercise Promotes Longevity“. (deutsche Bearbeitung kr)



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