„Allgemein sicher“? – US-Kardiologen widersprechen EU-Einstufung des Süßstoffs Erythrit
Ärzte der US-amerikanischen Cleveland Clinic haben kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der sie den beliebten künstlichen Süßstoff Erythrit (E 968) näher unter die Lupe genommen haben. Die Ergebnisse legen nahe, dass diese Zuckeralternative möglicherweise nicht so sicher ist, wie sie derzeit von den Lebensmittelbehörden eingestuft wird.
So beobachteten die Ärzte bei den als gesund diagnostizierten freiwilligen Studienteilnehmern, dass Erythrit das Risiko für Herz- und das Gefäßsystemerkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall erhöht. Dies sei möglich, da der künstliche Süßstoff die Thrombozyten, eine Art von Blutzellen, aktiver macht, was wiederum das Risiko von Blutgerinnseln erhöhen kann.
„Viele Mediziner empfehlen Menschen mit hohem Herzerkrankungsrisiko – also jenen mit Übergewicht oder Diabetes – den Verzehr von Lebensmitteln mit Zuckerersatzstoffen“, erklärt Kardiologe Stanley Hazen vom Lerner Research Institute der Cleveland Clinic. „Unsere Studie unterstreicht die Wichtigkeit weiterer klinischer Langzeitstudien zur Bewertung der Sicherheit von Erythrit und anderen Zuckerersatzstoffen.“
Von Lite bis Keto
Künstliche Süßstoffe wie Aspartam, Sucralose oder Erythrit ersetzen häufig den klassischen weißen Zucker in kalorien- und kohlenhydratarmen Produkten sowie in Keto-Lebensmitteln. Erythrit ist etwa 70 Prozent so süß wie Zucker und wird durch Fermentierung von Mais hergestellt.
Wie viele andere künstliche Süßstoffe wird er vom Körper schlecht bis nicht verstoffwechselt. Stattdessen gelangt er in die Blutbahn und verlässt den Körper hauptsächlich über den Urin.
E 968 ist von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit „allgemein als sicher anerkannt“ worden und wird seit 2006 verwendet. Dies liegt vor allem daran, dass es sich um einen Zuckeralkohol handelt, der natürlich in Obst und Gemüse vorkommt. Somit ist er ein Nebenprodukt des Glukosestoffwechsels im menschlichen Gewebe, auch wenn er in geringen Mengen vorliegt. Da der menschliche Körper auf natürliche Weise geringe Mengen an Erythrit bildet, kann sich jeder zusätzliche Verzehr anreichern.
Erythrit versus Glukose
Seit einigen Jahren erforscht der Kardiologe Dr. Hazen zusammen mit seinen Kollegen die Auswirkungen von Erythrit „auf Herz und Nieren“. Mehrfach stellten sie fest, dass der künstliche Süßstoff bereits in den handelsüblichen Mengen eine negative Wirkung entfaltet.
In ihrer aktuellen Studie stand die Auswirkung des künstlichen Zuckers auf die Bildung von Blutplättchen im Mittelpunkt. Hierfür nahmen zwanzig Freiwillige eine Dosis zu sich, wie sie typischerweise in einer „zuckerfreien“ Limonade enthalten ist.
Das Ergebnis: Der im Anschluss gemessene Erythritspiegel stieg im Vergleich zum Ausgangswert um mehr als das 1.000-Fache. Außerdem führte E 968 zur signifikanten Zunahme von Blutgerinnseln. Im Fall der gewöhnlichen Glukose konnte eine derartige Veränderung nicht beobachtet werden.
„Unsere Ergebnisse geben Anlass zur Sorge, dass bereits eine Standardportion von Erythrit eine direkte gerinnungsfördernde Wirkung haben könnte“, sagte Studienmitautor Dr. Wilson Tang. „Zuckeralkohole sollten daher auf mögliche langfristige gesundheitliche Auswirkungen untersucht werden – insbesondere dann, wenn solche Auswirkungen bei Glukose selbst nicht zu beobachten sind.“
Die Qual der Wahl
Laut den Forschern habe auch Xylit, ein anderer gängiger Süßstoff, nachweislich ein ähnliches Gefahrenpotenzial. So sei auch hier das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder den Tod deutlich erhöht. Ein Rat des Kardiologen: „Besser gelegentlich und in kleinen Mengen zu zuckergesüßten Leckereien greifen als zu Getränken und Lebensmitteln mit Zuckeralkoholen.“
„Herz-Kreislauf-Erkrankungen nehmen mit der Zeit zu, und Herzkrankheiten sind weltweit die Haupttodesursache. Wir müssen sicherstellen, dass die Lebensmittel, die wir essen, keine versteckten Mitverursacher sind“, so Dr. Hazen abschließend.
Die Studie erschien am 8. August in der Fachzeitschrift „Arteriosclerosis, Thrombosis and Vascular Biology“.
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