Vom Büromitarbeiter bis zum Programmierer: So verändert KI die Arbeitswelt
Spätestens seit ChatGPT zum öffentlichen Gebrauch freigegeben wurde und einen KI-Hype entflammt hat, ist auch die Diskussion über die Zukunft der Arbeitswelt hochgekocht. Unabhängig davon, ob in den Veränderungen Ängste um den Job und die eigene Existenz oder aber vorwiegend Chancen gesehen werden – klar ist eines: KI-basierte Software wird weitreichende Folgen haben für Gehälter, Jobs, Berufsbilder und ganze Branchen.
Noch unklar, wie genau KI sich entwickelt
Das sagt auch eine Anfang des Jahres veröffentlichte Studie des Internationalen Währungsfonds (IWF). Demnach könne KI in entwickelten Volkswirtschaften circa 60 Prozent der Arbeitsplätze beeinflussen. Bei etwa der Hälfte davon dürfte sich der Einsatz Künstlicher Intelligenz mit höherer Produktivität positiv auswirken, heißt es weiter.
Bei der anderen Hälfte könne KI den Menschen an seinem Arbeitsplatz ersetzen. In diesen Branchen würde es zu einerseits weniger verfügbaren Jobs, andererseits auch zu niedrigeren Gehältern führen. KI könne damit zu mehr Ungleichheit führen.
Der IWF schränkte bei seiner Studie zugleich ein, dass es sich hier nur um Prognosen auf Basis von Berechnungsmodellen handle, einige Faktoren seien schwer vorherzusagen. So auch, wie schnell sich KI ausbreiten werde oder wie diese ihre Fähigkeiten weiterentwickelt. Zudem könnten möglicherweise auch ganze Branchen neu entstehen.
Klare Beeinflussung der Arbeitswelt
Besonders ChatGPT macht viel von sich reden, er gilt als Quasi-Standard der KI-Branche in seiner Version ChatGPT-4. Doch nicht nur der Sprachbot, auch weitere Anwendungen von künstlicher Intelligenz sind dabei, die Arbeitswelt massiv zu beeinflussen.
Player der Branche wie Google mit Gemini, Inflection AI mit PI, Mistral AI mit Le Chat oder Microsoft mit Copilot treiben die Entwicklung voran und ringen um Marktmacht im KI-Segment. Neuester Branchenzugang ist das Start-up Anthropic mit Claude, welches allein von Google und Amazon mit 6 Milliarden Dollar gefüttert wurde.
Von OpenAI, den Machern des Chatbots GPT, zusammen mit Wissenschaftlern der University of Pennsylvania, stammte auch die erste Studie vom August 2023 zum Thema.
Erforscht wurde, auf welche Jobs sich ChatGPT am stärksten auswirkt. Der Studie zufolge sollten sich Menschen in diesen Berufen darauf einstellen, dass die KI zumindest einen Teil ihrer bisherigen Aufgaben, wenn nicht sogar den ganzen Job übernehmen kann. Dazu gehören:
- Buchhalter
- Steuerberater
- Mathematiker
- Programmierer
- Dolmetscher
- Schriftsteller
- Journalisten
Manche Berufsgruppen bleiben laut der Studie von KI weitestgehend unberührt; dazu gehören unter anderem
- Wettkampfsportler
- Köche
- Kfz-Mechaniker
- Öl- und Gasförderung
- Forst- und Landwirtschaft
- Handwerker wie Dachdecker und Gießer
Größte Umbrüche bei Büro- und Verwaltungstätigkeiten erwartet
Die rasante Entwicklung von KI wird sich in Zukunft weiter beschleunigen und damit Berufsbilder und Anforderungsprofile zunehmend verändern. Besonders betroffen sind Tätigkeiten mit einem hohen Routineanteil und Aufgaben, die ein großes Potenzial für KI-Anwendungen bieten. Zur Disposition stehen laut einer Schweizer Arbeitsmarktbeobachtung die folgenden Branchen und Berufe:
Büro- und Verwaltungstätigkeiten: Administrations- und Sekretariatsarbeiten, die einen großen Anteil an Routineaufgaben haben, sind stark von der KI-Automatisierung betroffen. Bis zu 54 Prozent der Jobwechsel in Deutschland werden in diesem Bereich laut einer Studie des McKinsey Global Institute erwartet.
Marketing und Vertrieb: Besonders das traditionelle Marketing ist herausgefordert, da digitale und KI-gesteuerte Prozesse zunehmend an Bedeutung gewinnen. Wer in der Branche seinen Job sichern will, muss vor allem digitale Affinität vorweisen.
Industrielle Produktion: Hier sind durch zunehmende Automatisierung viele Hilfstätigkeiten gefährdet. Wer in dem Bereich arbeiten will, wird eine höhere digitale Problemlösungsfähigkeit aufweisen müssen.
Kaufmännische Berufe: Der Einfluss des Onlinehandels und die Automatisierung von Routinetätigkeiten wie dem Kassieren verändern auch diese Branche stark. Der Fokus verschiebt sich in Richtung Bearbeiten von Ausnahmen und Sonderfällen sowie die Unterstützung der Kunden im Umgang mit der Anwendung neuer digitaler Dienstleistungen.
Technische Berufe und IT: KI übernimmt zukünftig viele Aufgaben in der Softwareentwicklung und Datenverarbeitung, die zuvor Programmierern und IT-Spezialisten ihre Jobs sicherten.
Auch Berufe wie Buchhalter und Übersetzer sind betroffen, da viele ihrer Aufgaben durch KI einfach effizienter durchgeführt werden können.
Außerdem befürchten ganze Branchen, in denen kreativ oder mit Texten gearbeitet wird, dass die KI ihre Jobs übernimmt. Neben Journalisten betrifft das Werbetexter, Drehbuchautoren, Synchronsprecher und auch Schauspieler. Letztere befürchten, dass ihre Stimmen geklont und ihre Schauspielauftritte und Stimmen als KI-Datenfutter genutzt werden, ohne dass sie dafür vergütet werden, wie Epoch Times berichtete.
KI übernimmt in Zukunft ganze Branchen
Schon jetzt scheint klar: In den durch KI gefährdeten Branchen kann zukünftig wahrscheinlich nur der bestehen, der die Bereitschaft und Fähigkeit hat, sich an die neuen Technologien anzupassen und sich weiterzubilden.
Verschiedene Branchen werden unterschiedlich stark von der KI-Automatisierung betroffen sein. Bereits 2019 gaben das World Economic Forum und McKinsey dazu eine Analyse heraus:
- Fertigung und Produktion: Hohe Automatisierung bei sich wiederholenden physischen Aufgaben wie in Montageprozessen
- Finanz- und Versicherungswesen: Automatisierung von Datenverarbeitung, Analyse und Kundenservice
- Gesundheitswesen: Einsatz von KI für Diagnose, Verwaltung und sogar einige therapeutische Verfahren, wobei die direkte Patientenversorgung weniger betroffen ist
- Einzelhandel: Automatisierung von Bestandsmanagement, Kundenservice und Logistik durch KI
- Transport und Logistik: Einführung autonomer Fahrzeuge und KI-gestützter Lieferkettenmanagement-Systeme.
KI als Lösung für Fachkräftemangel
In Deutschland setzt mittlerweile etwa jedes vierte Unternehmen auf KI. Wenige Anwendungsmöglichkeiten werden hierzulande aktuell von der Baubranche und der Gastronomie gesehen – im Vergleich zur stark zugenommenen Nutzung etwa in der Autobranche und bei den Dienstleistern in der Werbung und Marktforschung sowie im IT-Bereich.
Laut einer Untersuchung von McKinsey Global Institute können bis 2030 rund 30 Prozent der aktuellen Arbeitsstunden durch Technologie inklusive generativer KI automatisiert werden. Bis dahin werden in Deutschland bis zu drei Millionen Berufswechsel erwartet.
In einer anderen Erhebung zeigt McKinsey auf, dass KI im öffentlichen Dienst Deutschlands bis zu 165.000 Vollzeitstellen ersetzen könnte, da Aufgaben im öffentlichen Dienst ein hohes Automatisierungspotenzial haben. Tätigkeiten wie Dateneingabe, Routineanalysen und administrative Aufgaben könnten durch KI-gestützte Systeme effizienter und kostengünstiger ausgeführt werden. Mit KI könne man den „Fachkräftemangel erheblich lindern“, um etwa ein Drittel, denn bereits heute fehlen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene rund 550.000 Vollzeitkräfte.
Neudefinition jenseits des Berufs
Deutschland ist Teil eines weltweiten Phänomens: die Übernahme ganzer Branchen durch KI, die mögliche Auslöschung ganzer Berufsfelder und der damit einhergehende massive gesellschaftliche Wandel. Der Mensch wird sich zunehmend jenseits des Berufs neu definieren müssen.
Schon 2017 hat der Informatiker Kai-Fu Lee, ehemaliger Chef von Google China, vorausgesagt, dass die KI-Technologie bis 2027 mindestens die Hälfte der menschlichen Arbeitskräfte weltweit verdrängen wird. „Die meisten Jobs sind repetitiv“, so Lee mit Verweis auf „Lkw-Fahrer, Telemarketing, Tellerwäscher, Obstpflücker, Fließbandarbeiter und so weiter“. Bis heute hält er an dieser Aussage fest.
Noch weiter geht Tesla-Chef Elon Musk, der im Jahr 2015 Mitbegründer von OpenAI (ChatGPT) war. Der Multimilliardär machte 2023 deutlich, welche Auswirkungen er in naher Zukunft von künstlicher Intelligenz (KI) erwartet: „Es wird der Zeitpunkt kommen, an dem kein Job mehr gebraucht wird“.
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