Google nimmt Herausforderung durch ChatGPT an – und aktiviert eigene KI-Software
Das ungebrochen große Interesse am vielseitigen Onlinedienst ChatGPT hat beim Suchmaschinen-Marktführer Google Besorgnis hervorgerufen. Aus diesem Grund plant man im Alphabet-Konzern nun, einen Dienst namens „Apprentice Bard“ („Lehrbarde“) auszubauen. Dieser war bislang nur intern zur Anwendung gekommen.
Nach einer eher durchwachsenen Jahresbilanz 2022 will Google nun offenbar verhindern, auch in seinem stärksten Bereich an Einfluss zu verlieren. Im Dezember 2022 kam Google auf dem weltweiten Desktop-Suchmaschinenmarkt noch auf einen Marktanteil von 84,08 Prozent.
Google-Tool bestellte bereits einen Tisch im Restaurant
Schon „in den kommenden Wochen und Monaten“ soll die Öffentlichkeit auf den Apprentice Bard zugreifen können, kündigte Google-Chef Sundar Pichai an. Die Verlautbarung erfolgte „Cnet“ zufolge am Donnerstag (2. Februar) bei der Präsentation der Quartalszahlen in Mountain View. Google-Nutzer sollen schon „sehr bald“ mit dem Sprachsystem unter anderem als Ergänzung zur Websuche interagieren können.
Google arbeitet schon seit Längerem an KI-gestützten Softwaresystemen, mit denen Menschen kommunizieren können. Eines davon hatte offenbar auch eine Sprachkomponente. Bereits im Frühjahr 2018 soll ein solcher Sprachbot eine Tischreservierung in einem Restaurant vorgenommen haben. Dabei sei es ihm gelungen, nicht als Maschine erkannt zu werden.
Bedenken ob eines damit verbundenen potenziellen Missbrauchspotenzials gaben jedoch den Ausschlag, dem Projekt keine weitere Priorität einzuräumen. Zwar kam die Software intern in einigen Bereichen zur Anwendung, eine öffentliche Präsentation unterblieb jedoch.
ChatGPT brachte ungeahnte Dynamik in den Markt
Das Start-up OpenAI brachte nun jedoch eine ungeahnte Dynamik in den Markt. Erst im November 2022 hatte das Unternehmen, das seit 2019 von Microsoft unterstützt wird, die Testversion des KI-Chatbots ChatGPT veröffentlicht.
Mittlerweile spricht man bei Microsoft davon, nach den bisherigen drei nun weitere zehn Milliarden in den Ausbau des Bots zu stecken. Zusammen mit anderen Investoren will man OpenAI einen Marktwert von 29 Milliarden US-Dollar verschaffen.
Was Google besonders nervös macht, ist wohl die Ankündigung der Konkurrenz, ChatGPT in die Bing-Suchmaschine einzubauen. Diese hinkt Google bisher mit einem Marktanteil von acht Prozent weltweit deutlich hinterher. Das neue Tool könnte die Kräfteverhältnisse jedoch schon bald infrage stellen.
OpenAI-Bot ChatGPT bearbeitet auch ausgefallene Aufträge
ChatGPT verwendet eine Technologie der künstlichen Intelligenz, ein sogenanntes großes Sprachmodell, das auf riesigen Datenmengen im Internet trainiert wurde. Diese Art von KI-Modell verwendet einen Mechanismus, der Transformator genannt wird und bei dem Google Pionierarbeit geleistet hat.
Zwar spuckt ChatGPT anders als Google keine weiterführenden Links, Bilder oder Quellen auf Anfragen von Nutzern aus. Dafür gibt der Bot in Echtzeit Antworten in vollständigen Sätzen – und auf einem sprachlichen Niveau, das vom Menschen kaum unterscheidbar ist.
ChatGPT besticht dabei durch eine ungeahnte Vielseitigkeit. Der Bot liefert auf Anfrage Kochrezepte ebenso wie Gedichte, Ansprachen, Lösungen zu Mathematikaufgaben oder Programmiercodes. Selbst die stilistische Imitation beherrscht der Bot – etwa, wenn er im Stil der King-James-Bibel beschreibt, wie man ein Sandwich aus einem Videorekorder entfernt.
Google will „Reputationsrisiko“ bei eigener KI vermeiden
Die Achillesferse von ChatGPT ist jedoch die in einigen Bereichen noch stark ausbaufähige Aussagekräftigkeit von Antworten. Zu vielen Detailfragen gibt es nur oberflächliche Aussagen oder Verweise, beispielsweise auf Fachleute oder Statistikämter.
In vielen Fällen liefert ChatGPT aber auch objektiv falsche Antworten, die Nutzer oft nicht oder erst auf den zweiten Blick erkennen. So fanden sich auf Anfragen Darstellungen wie jene, dass Gerhard Schröder vor seiner Wahl zum Ministerpräsidenten in Niedersachsen Bundeswirtschaftsminister gewesen wäre. Ein anderes Mal datierte der Bot die Wahl Horst Köhlers zum Bundespräsidenten auf 2006.
Google will dieses „Reputationsrisiko“ nun bei Apprentice Bard vermeiden. Deshalb setzte man bisher auf einen konservativeren Ansatz. Im Grunde soll das Google-Tool ähnlich funktionieren wie der Bot vom OpenAI. Man teste jedenfalls zurzeit ein Frage-und-Antwort-Format für Suchergebnisse.
Auch die Google-KI-Tochter DeepMind ist an der Entwicklung beteiligt. Chief Executive Demis Hassabis erklärte gegenüber „Time“, dass sein Unternehmen für 2023 einen privaten Betatest eines KI-Chatbots namens Sparrow in Betracht ziehe.
(Mit Material der dpa)
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