Android installiert keine Corona-App im Hintergrund – Nutzer muss selbst aktiv werden
Corona-App hin oder her, Smartphones sind aus dem Alltag kaum wegzudenken. Soziale Medien, Unternehmenskommunikation und Online-Banking passen so in die Hosentasche und können überall mit hingenommen werden. Wenig verwunderlich ist daher eine angedachte Nutzung des alltäglichen Begleiters als Kontaktverfolgung zur Eindämmung der Corona-Pandemie.
Seit Ende April arbeiten die Deutsche Telekom und SAP gemeinsam an einer Lösung für die deutsche Corona-Warn-App. Im Juni soll die App schließlich verfügbar sein. Nach starker Kritik von Datenschützern entschied die Bundesregierung, einen dezentralen Ansatz zu verfolgen. „Wir liegen gut im Zeitplan“, sagte ein Sprecher des Walldorfer Softwareanbieters SAP Ende Mai.
Heimliche Corona-App auf Android-Geräten?
Schon bevor die offizielle Corona-App veröffentlicht wurde, häuften sich Bedenken, was die App alles kann, welche Daten sie sammelt und an wen diese weitergeleitet werden. Ende Mai häuften sich zudem Gerüchte, Android-Nutzer würden heimlich ein Corona-Update erhalten, das ohne ihr Wissen auf ihr Smartphone geladen wird.
Nach einem – nicht vom Nutzer initiierten – Update zeigt das Smartphone ab dem Betriebssystem Android 6 oder neuer den Hinweis „Benachrichtigungen zu möglicher Begegnung mit COVID-19-Infizierten“. Oberflächlich betrachtet könnte man dies für eine bereits voll funktionsfähige Corona-Überwachungs-App halten.
Google schreibt dazu: „Wenn Sie wissen möchten, ob Sie mit einer Person in Kontakt gekommen sind, die eine COVID-19-Erkrankung gemeldet hat, können Sie die ‚Benachrichtigungen zu möglicher Begegnung mit Infizierten‘ aktivieren. Wenn Sie diese Benachrichtigungen nicht mehr erhalten möchten, können Sie die Funktion jederzeit wieder deaktivieren.“ In der Android-Hilfe heißt es:
Damit Sie die Funktion verwenden können, müssen Sie die App Ihrer Gesundheitsbehörde herunterladen.“
Das heißt, so Google weiter: „Wenn Sie COVID-19 haben, können Sie über die App Personen, mit denen Sie in Kontakt gekommen sind, darüber informieren“ und „wenn Sie mit jemandem in Kontakt gekommen sind, der angegeben hat, an COVID-19 erkrankt zu sein, werden Sie in der App darüber benachrichtigt und über die nächsten Schritte informiert.“
Vom Nutzer genehmigtes API-Update ermöglicht Nutzung von Corona-App
Um eine offizielle Corona-App zu nutzen, müssen Smartphonenutzer immer noch selbst aktiv werden. Google schreibt dazu:
- Laden Sie die App der für Ihre Region zuständigen Gesundheitsbehörde herunter. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Behörde, ob eine App verfügbar ist.
- Aktivieren Sie auf Ihrem Smartphone Bluetooth. Informationen zum Aktivieren von Bluetooth.
- Aktivieren Sie die Standorteinstellung Ihres Smartphones. Informationen zum Aktivieren der Standortermittlung. Das System sucht nach Bluetooth-Signalen. Dabei erfasst oder verfolgt es Ihren Standort nicht.
Der letzte Punkt ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn auch, wenn die Corona-App keine Standortdaten erfasst, können andere (Google-)Dienste ebenfalls auf diese Funktion zugreifen und die Daten versenden und/oder speichern.
Was Google scheinbar ohne Erlaubnis des Nutzers installiert, hat weder etwas mit dem Betriebssystem noch mit einer fertigen Corona-App zu tun. Die implementierte API ist eine Programmierschnittstelle in der Google-App, die sowohl die Nutzung einer Corona-App als auch die gezielte Einschränkung der Funktionen ermöglicht.
Derartigen Aktualisierungen hat der Nutzer – vermutlich unwissentlich – beim Kauf des Smartphones oder der Installation des Betriebssystems zugestimmt. Irgendwo im Kleingedruckten steht geschrieben, dass die Google-Play-App APIs mit einem Hintergrunddienst herunterladen darf.
Bereitwillige Unterstützung zur eigenen Überwachung
Google ist nicht der einzige Internet-Konzern, der es auf Daten der Nutzer abgesehen hat. Microsoft und Facebook, autonome Fahrzeuge und Smart Homes sammeln ebenso Daten in beträchtlichem Umfang. Zumindest im Fall von Facebook teilen Nutzer bereitwillig Informationen. Öffentlich geteilte Bilder, Statusupdates sowie der Chatverlauf in Sozialen Medien verraten zudem bereitwillig alles, was Fremde nicht immer wissen sollten.
Mark Vang vom World Community Computing Grid, einem IBM-Projekt, bei dem Menschen der Forschung ihre PCs und Rechenleistung zur Verfügung stellen, fasste es mit den folgenden Worten zusammen: „Alle diese Daten, die wir gesammelt haben und weiterhin sammeln, bleiben direkt auf unseren Servern, wo wir sie an jeden verkaufen können … Aber zögern Sie nicht, Ihr Konto jederzeit zu ‚löschen‘.“
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