Datenschutz-Horror oder heiliger Pandemieschutz-Gral? – Dazu ist die Corona-App fähig

Jeder kennt jemanden, der jemanden anderes kennt ... Halten sich alle an die Empfehlung der vorgeschlagenen Corona-App, befindet sich nach nur sieben Kontakten ganz Deutschland in Quarantäne. Da keine Anwendung absolute Sicherheit garantieren kann, stellt die App ein potenzielles Datenleck im Wert von einer halben Milliarde Euro dar.
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Wozu ist eine Corona-App tatsächlich fähig?Foto: iStock
Epoch Times2. April 2020

Die „Welt“ berichtete am Mittwoch (1. April), wie eine Corona-App, die sich Bürger „freiwillig auf ihr Handy laden“, helfen kann, die Pandemie einzudämmen. Die Idee sei quasi marktreif und soll Verbreitungswege über anonymisierte Zahlencodes und eine permanente Bluetooth-Verbindung frühzeitig ermitteln können. Denkbar wäre ihr Einsatz bereits ab Mitte April – wenn das Gröbste bereits vorbei sein könnte.

Die Smartphone-App entstand aus einer europäischen Zusammenarbeit von 130 Forschern und Unternehmen. Aus Deutschland sind unter anderem das Robert-Koch- (RKI) und Fraunhofer-Heinrich-Hertz-Institut (FHHI), Vodafone und diverse Universitäten beteiligt, so die „Welt“.

In einer Videokonferenz erklärten die Entwickler die Funktionsweise: Jedes Smartphone mit der App sucht über Bluetooth nach anderen Geräten. Findet es in der Nähe ein anderes Gerät, tauschen diese „anonym einen Zahlencode zur Identifikation aus“. Sollte später beim Smartphonenutzer eine COVID-19-Infektion bestätigt werden, sendet sein Smartphone alle Identifikationscodes aus der Inkubationszeit an einen Server, der sie daraufhin entschlüsselt und alle entsprechenden Nutzer warnt sowie „Quarantäne empfiehlt“.

Corona-App mit potenziellem Datenleck im Wert einer halben Milliarde Euro allein in Deutschland

Projektkoordinator der App ist der deutsche IT-Unternehmer und Regierungsberater Hans-Christian Boos. Gegenüber „Welt“ erklärte er: „Diese Initiative hat das Potenzial, zum weltweiten Standard zu werden.“ Damit meint er jedoch keine fertige App, sondern ein dreiteiliges Rahmenwerk aus Softwarekomponenten, die sich in existierende Smartphone-Apps einfügen lässt.

Mit anderen Worten, Nutzer brauchen keine neue App, sondern lediglich ein Update von YouTube oder WhatsApp. Dies sind bislang die einzigen Apps, die ausreichend verbreitet sind, „damit die Technik sinnvoll warnen und Infektionsketten unterbrechen kann“. Auf diese Weise können zudem neue Abstandsregeln oder epidemiologische Erkenntnisse unkompliziert integriert werden.

Die Entwickler haben sich die größte Mühe gegeben, alle Nutzerdaten zu schützen und Einfallstore für Hacker auszuschließen. Dennoch müssen drei Seiten unabhängig auf die Informationen zugreifen können: Der Infizierte, seine Kontakte und die Gesundheitsbehörden. Letztere müssen bestätigen, wenn ein Nutzer seinen Status auf „infiziert“ ändert. Bleibt die erste manuelle Meldung aus, wird niemand gewarnt.

Da keine Software und kein Server der Welt absolute Sicherheit garantieren, stellt die Corona-App trotz allem ein riesiges potenzielles Datenleck dar. Sollten Angreifer die anonymisierten Identifikationscodes entschlüsseln, wissen sie nicht nur, wer die ganze Stadt infiziert hat, sondern auch wer mit wem, wann, wo, wie lange und wie dicht zusammen war. Bei einer angestrebten Verbreitung unter 60 bis 80 Prozent aller Smartphone-Nutzer sind das bis zu 65 Millionen Datensätze mit einem Wert von einer halben Milliarde Euro.

Nach sieben Kontakten ganz Deutschland in Quarantäne

Boos erklärte gegenüber „Welt“, dass erst die Erfahrung zeigen kann, wie groß die kritische Masse, sprich die Anzahl der App-Nutzer, sein muss, damit die App funktioniert. Nach Expertenschätzung liegt diese bei etwa 60 bis 80 Prozent aller Smartphone-Nutzer.

Wie groß genau die kritische Masse an Nutzern ist, die für den Betrieb des Systems notwendig ist, wird erst die Erfahrung zeigen, die Forscher gehen jedoch davon aus, dass 60 bis 80 Prozent aller Smartphone-Nutzer die App installieren müssen, damit die Technik sinnvoll warnen und Infektionsketten unterbrechen kann.

Angenommen, genügend Nutzer installieren die App (oder entsprechende Updates) und angenommen, alle Hacker schwenken die weiße Flagge sowie angenommen, alle Nutzer helfen mit und halten sich an die Spielregeln. Was würde es bringen?

Es heißt, dass jeder Mensch jemanden kennt, der jemand anderen kennt … Forscher haben nachgewiesen, dass alle Menschen über höchstens sieben andere Kontakte jeden Menschen der Welt kennen. „Kennen“ heißt dabei nicht Freund auf Facebook, sondern physische Freund- oder Bekanntschaft – räumliche Beziehungen, die in der Lage sind, Viren zu übertragen (Leskovec-Studie, 2008).

Da zwischen Kontakt mit einem unbestätigten Infizierten und der Warnung anderer im schlechtesten Fall zwei Wochen vergehen, kann jeder seiner Kontakte andere infizieren. Selbst unter der Voraussetzung, dass die Übertragung nicht gleichzeitig auf alle Freunde und Bekannten übertragen wird, sondern nur auf eine Person täglich, infiziert jeder Infizierte 14 andere Personen, die wieder 14 andere anstecken – jeweils. Auf diese Weise können sich 80 Millionen Deutsche rechnerisch nach weniger als sieben Kontakten anstecken. Nach spätestens 14 Wochen befindet sich also ganz Deutschland in Quarantäne.

Smartphone-Nutzer versus Risikogruppen

Ganz Deutschland? Nein, eine große Gruppe von „Rückständigen“ leistet analogen Widerstand. Nämlich alle, die kein Smartphone besitzen. Zufälligerweise sind das jene Personen, die zu Risikogruppe der Älteren gehören. 25 Prozent aller bestätigten Corona-Infizierten sind über 60 Jahre alt. Diese Altersgruppe umfasst aktuell „nur“ 24 Millionen Einwohner.

Außerdem gibt es diverse Nostalgiker, die noch immer ein Smartphone der ersten Generation nutzen. Damit die App die gewünschte Bluetooth-Technologie nutzen kann, darf das iPhone jedoch nicht älter als 2011 (iPhone 4s) und das Android-Gerät nicht älter als 2013 (Android 4.3) sein. Andernfalls scheitert die Überwachung an mangelnder Hardware. Dass Apple die dauerhafte Bluetooth-Nutzung eigentlich blockiert, ist kein Problem. Boos verkündete eine spezielle Vereinbarung mit dem IT-Riesen. Details werden selbstverständlich vertraulich behandelt.

Unabhängig von der App, und nur anhand der offiziellen Zahlen berechnet, gehen verschiedene Experten von einer Umkehr des ursprünglichen exponentiellen Wachstums aus. Dabei entwickelt sich die Zahl der Corona-Infizierten entlang einer Gompertz-Funktion. Angesichts der Daten des RKI könnte man meinen, dieser Wendepunkt ist bereits erfolgt. Daraus ergibt sich, dass die Fallzahlen noch auf das Doppelte steigen werden und Ende April alles vorbei ist. Gerade rechtzeitig, nachdem die Überwachungsapp eingeführt worden ist.

Die Lösung des Problems ist einfach: Zuhause bleiben – oder „app-fizierte“ Handys aus Versehen zu Hause liegen lassen, Hände waschen und freundlich nicken – Ironie aus. Alternativ empfiehlt sich spannende Lektüre, gute Information sowie ausreichend Baumaterial und Gartengeräte für die kommenden Wochen.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.


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