Liegt der weltweit größte Asteroidenkrater unter Australien?
Seit die Erde existiert, wurde sie von unzähligen Asteroiden unterschiedlichster Größen und Auswirkungen heimgesucht. Der wohl berühmteste Einschlag fand vor 66 Millionen Jahren auf der Halbinsel Yucatán statt, sorgte für große Umweltkatastrophen und beendete die Ära der Dinosaurier. Heute zeugt von diesem Ereignis nur noch der sogenannte Chicxulub-Krater mit beachtlichen 180 Kilometern Durchmesser.
Doch dieser Krater ist bei Weitem nicht der größte seiner Art. Mit einem Durchmesser von bis zu 300 Kilometer gebührt dem Vredefort-Krater in Südafrika dieser Titel. Noch. Zwei Forscher haben möglicherweise eine noch größere Einschlagstruktur tief unter der Erde in New South Wales (Australien) entdeckt. Der westlich von Sydney gelegene Deniliquin-Krater hat einen Durchmesser von bis zu 520 Kilometern und ist damit doppelt so groß wie der aktuelle Rekordhalter.
Verborgene Spuren
Ob die Einschlagstruktur von Deniliquin tatsächlich der größte Krater der Welt ist, müssen Bohrungen erst noch zeigen, so die Forscher. Bislang basiert die Entdeckung auf geophysikalischen Daten, die an der Oberfläche gewonnen wurden.
Zwar hinterlassen die Einschläge von größeren Asteroiden auf der Erde deutliche Merkmale, jedoch sind diese Millionen Jahre später unter Umständen nur noch schwer erkennbar. „Die Geschichte des Bombardements der Erde durch Asteroiden ist weitgehend verborgen“, so Professor Andrew Glikson von der University of New South Wales in Sydney.
Allein auf dem australischen Kontinent ermittelten Wissenschaftler bislang 38 bestätigte und 43 mögliche Einschlagstrukturen. Diese reichen von relativ kleinen Kratern bis hin zu großen und vollständig vergrabenen Strukturen.
Ob und wie sicher sich ein Krater identifizieren lässt, hänge von verschiedenen Faktoren ab, so die Forscher. Zum einen gibt es die Erosion: der Prozess, bei dem Schwerkraft, Wind und Wasser im Laufe der Zeit langsam Landmaterial abtragen und so Strukturen „verwaschen“. Zum anderen können Krater auch im Laufe der Zeit meterhoch von Sedimenten begraben werden oder aufgrund der Plattentektonik durch Subduktion verschwinden.
Krater an der Wurzel erkannt
All diese Prozesse können dazu führen, dass die Einschlagstrukturen nach und nach kaum mehr erkennbar sind oder gar verschwinden. Im Fall des Deniliquin-Kraters wurde die Einschlagstruktur unter zehn Kilometer Sediment begraben. Erst mithilfe von geophysikalischen Untersuchungen zwischen 2015 und 2020 konnten die Forscher die Einschlagspur erkennen – mit allen für Krater markanten Strukturen.
Das Hauptmerkmal eines Kraters ist die sogenannte zentrale Kuppel. Wenn ein großer Asteroid die Erde trifft, reagiert die darunter liegende Kruste mit einem vorübergehenden elastischen Rückstoß. Diese enorme Kraft erzeugt die zentrale Kuppel und stellt die tief liegende „Wurzelzone“ eines Einschlags dar. Dies ist vergleichbar mit der Art und Weise, wie ein Wassertropfen nach oben spritzt, wenn man einen Kieselstein in einen Teich fallen lässt.
Weiterhin zeigt der Deniliquin-Krater ein symmetrisches Riffelmuster rund um den Kern der Struktur. Dieses Muster wurde wahrscheinlich während des Einschlags erzeugt, als extrem hohe Temperaturen starke magnetische Kräfte erzeugten.
Außerdem zeigen die magnetischen Messungen auch die typischen, strahlenförmig vom Zentrum des Einschlags ausgehenden Brüche, sogenannte radiale Verwerfungen, wie sie Forscher bei allen großen Kratern einschließlich des Vredefort-Kraters nachweisen konnten.
Wann fand der Einschlag statt?
Die Deniliquin-Struktur befand sich wahrscheinlich auf dem östlichen Teil des Kontinents Gondwana, bevor sich dieser viel später in mehrere Kontinente – einschließlich des australischen Kontinents – aufspaltete.
Für die Forscher könnte dieser Asteroideneinschlag enorme Folgen für den Planeten gehabt haben. „Der Einschlag könnte während des sogenannten Massenaussterbens im späten Ordovizium stattgefunden haben. Infolgedessen könnte er die Hirnantium-Vergletscherung ausgelöst haben, die zwischen 445,2 und 443,8 Millionen Jahren dauerte“, erklärte Glikson. Durch das Ereignis von Eiszeit und Massenaussterben wurden etwa 85 Prozent der Arten auf unserem Planeten ausgelöscht.
Die Forscher schließen jedoch nicht aus, dass der Krater auch älter sein könnte. „Es ist auch möglich, dass der Deniliquin-Krater älter ist als das Hirnantium-Ereignis und möglicherweise aus dem frühen Kambrium stammt (vor etwa 514 Millionen Jahren)“, so die Forscher.
Um ein exaktes Alter des Einschlags zu erhalten, wollen die Forscher ein tiefes Loch in das magnetische Zentrum bohren und das daraus gewonnene Material bestimmen. Erst dann wird sich zeigen, zu welcher Zeit der möglicherweise größte bisher bekannte Asteroideneinschlag stattfand.
Die Studie erschien am 20. August 2022 in der Fachzeitschrift „Tectonophysics“.
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