Vulkanismus: In der Eifel braut sich was zusammen
In der Eifel hebt sich die Erde. Nur ganz wenig, um einen Millimeter pro Jahr – aber bereits seit längerem. Gleichzeitig bewegt sich die Erdoberfläche horizontal auseinander, als ob etwas von unten nach oben drückt. Das haben US-Wissenschaftler erstmals belegt.
In einer Studie werteten sie Messdaten von Tausenden von GPS-Antennen in Westeuropa über 20 Jahre aus – und stießen so auf neue Beweise für einen noch aktiven Vulkanismus in der Eifelregion.
Bodenbewegung größer als erwartet
„Die Eifel ist die einzige Region in der Studie, in der die Bodenbewegung signifikant größer als erwartet war“, sagt Hauptautor Corné Kreemer von der University of Nevada in Reno. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aufsteigendes Gesteinsmaterial diese Bewegung des Bodens verursachen könnte.“ Wenn man alle Punkte betrachte, „dann scheint klar zu sein, dass sich unter dem Herzen von Nordwest-Europa etwas zusammenbraut“.
Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel liegt knapp 13.000 Jahre zurück. Er hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und Staub in die Luft katapultierte. Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammele, schreiben die Wissenschaftler im „Geophysical Journal International“. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande.
Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten deutsche Forscher erst Anfang 2019 belegt. Sie stellten seit 2013 unter dem Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie damals im „Geophysical Journal Internetional“.
Die Ergebnisse beider Studien bedeuteten aber nicht, dass ein Vulkanausbruch aktuell bevorstehe, sagt Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam, der an der deutschen Studie beteiligt war. Die neue US-Untersuchung sei „eine schöne Bestätigung“ dafür, „dass es in der Eifel Aktivität gibt“. Und zwar von einem anderen Blickwinkel her: „Es ist zum ersten Mal gelungen, aktuelle Hebungen in einem größeren Gebiet zu messen.“
Dahm erklärt: „In der Mitte drückt etwas. Es drückt nach oben und es drückt auch zur Seite weg. So wie man sich das vorstellt, wenn sich von unten etwas nach oben schiebt.“ Das passe zu den Annahmen, „dass es im oberen Mantel eine Aufwärtsbewegung gibt von Mantelgestein nach oben“. Bisher habe man aus Sedimenten an der Oberfläche geschätzt, dass der Boden sich nur um 0,3 oder 0,1 Millimeter pro Jahr hebe. „Die durch aktuelle Messungen bestimmte Rate ist größer.“
Größerer Ausbruch in der Zukunft erwartet
„An unseren Einschätzungen der vulkanischen Gefährdung ändern die Untersuchungen aber nichts“, sagt Dahm. Die Wahrscheinlichkeit sei da, dass es in der Eifel wieder einen Maar-Ausbruch oder einen kleinen Schlackenkegel geben könnte. Einen größeren Ausbruch erwarte man irgendwann in der Zukunft „am ehesten wieder in der Osteifel am Laacher See“, schätzt der Geophysiker.
„Wir haben Mikrobeben beobachtet, wie sie auf den Laacher See sozusagen zuwandern. Was eine ziemlich deutliche Beobachtung ist.“ Daher sei es wichtig, „das genauer zu untersuchen“. Die Herausforderung dabei sei, das Magmareservoir „wirklich zu kartieren“. Das sei die Voraussetzung, um besser beurteilen zu können, „wie groß eigentlich die vulkanische Gefährdung ist“.
Die Messungen in der Eifel müssten weiter ausgebaut werden, sagt auch Thomas Dreher vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz. Der Erdbebendienst sei in diesem Jahr bereits verstärkt worden, das Mess-Set in der Eifel intensiviert. „Aber wir möchten noch empfindlicher werden“, sagt er. „Und wir sind da dran.“ Eine Gefährdung von Menschen oder Infrastruktur sehe er überhaupt nicht. „Auch in den nächsten 1000 Jahren nicht.“ (dpa)
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