Strände auf den Kanaren offenbaren „tiefgehendes“ Mikroplastikproblem

Mikroplastik schwimmt nicht nur an der Wasseroberfläche. Wie spanische Forscher jüngst herausfanden, verteilen Meeresströmungen die kleinen und kleinsten Partikel auf einer globalen Skala, in Tausend Meter Tiefe und „Meer“. Das Mittelmeer spielt dabei eine besondere, unrühmliche Rolle.
Mikroplastik tief gesunken
Die Verschmutzung durch Plastik ist ein weitreichendes Problem – zu Wasser und zu Land.Foto: iStock
Von 26. Februar 2024

Mikroplastik ist aufgrund seiner Langlebigkeit in der Umwelt und der negativen Auswirkungen auf die Gesundheit von Organismen ein immer dringlicheres und weitreichendes Problem, zu Lande und zu Wasser. Aufgrund von Meeresströmungen können die Partikel sogar bis in die entlegensten Gebiete gelangen.

Oft wird dieses Mikroplastik an Stränden angespült und vermischt sich mit dem uns vertrauten Sand. Der Weg dorthin erfolgt zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Intensitäten. Berühmte Transporteure sind die fünf subtropischen Ozeanwirbel, die schwimmende „Mülldeponien“ mit einer Fläche von mehreren Millionen Quadratkilometern bewegen.

Kleinste Partikel, globale Kräfte

Nun untersuchten Forscher um Dr. Daura Vega-Moreno, Professorin an der Universidad de Las Palmas de Gran Canaria (Spanien), den potenziellen Ursprung und die Transportwege des Plastiks. Plastik, welches regelmäßig an vier ausgewählte Strände der Kanarischen Inseln gespült wird.

So sind die nord- bis nordostorientierten Strände Playa Grande (Teneriffa), Playa de Famara (Lanzarote), Playa Lambra (La Graciosa) und Arenas Blancas (El Hierro) für ihr Müllproblem bekannt. Hier strandet vielfach mehr als 100 Gramm Plastik pro Quadratmeter. Das entspricht etwa 3.000 Partikeln pro Quadratmeter.

Bei dem Transport und der Verteilung der Partikel in offenen Gewässern spielen physikalische Eigenschaften wie die innere Zusammensetzung des Kunststoffs und sein Zersetzungszustand eine wichtige Rolle. Hinzu kommt die Temperatur des Wassers, die Durchmischung und der sogenannte Corioliseffekt, so die Forscher. Letzterer sorgt in der nördlichen Hemisphäre dafür, dass Luft nach rechts abgelenkt wird – oder Mikroplastik aus dem Atlantik in Richtung Europa.

Mikroplastik tief gesunken

Zunächst sammelten Vega-Moreno und Kollegen eine Reihe von Daten über in Ozeanen freigesetztes Mikroplastik. Unter Berücksichtigung der physikalischen Eigenschaften des Plastiks konnten sie anschließend den Weg von der Quelle bis zur Ablagerung nachstellen.

In rund 200 Metern Tiefe waren dabei vor allem faserartige Plastikpartikel vorhanden, während in 1.100 Metern viele Stückchen schwammen. Ersteres sei möglicherweise durch ein natürliches Absinken der Fasern im Wasser bedingt. Letzteres lasse sich zumindest teilweise auf das Mittelmeer zurückführen.

Obwohl das Mittelmeer nur etwa 0,3 Prozent des weltweiten Meerwassers enthält, schwimmen darin Schätzungen zufolge bis zu zehn Prozent der weltweiten Plastikverschmutzung. Das macht sich auch auf den Kanaren bemerkbar. Salziges und verschmutztes Wasser, das durch die Straße von Gibraltar strömt, sinkt unter das nordatlantische Wasser auf den Meeresboden im Atlantikbecken.

In Tiefen von 1.000 bis 1.200 Metern verteilt es sich und seine Plastikfracht in Richtung der Kanarischen Inseln – und vermutlich weit darüber hinaus. In ihrer Anfang Februar in „Frontiers in Marine Science“ erschienenen Studie konnten die Forscher somit nicht nur den Weg des Plastiks an die kanarischen Strände erklären, die Ergebnisse offenbaren erstmals auch die Bedeutung von tiefen Meeresströmungen bei der Verbreitung von Mikroplastik.



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