„Grüne Erneuerbare“: Kakteen in den Tank und Strom aus wachsendem Bambus

Egal ob Sonne, Wind oder Wasser: Die lebendige Natur steckt voller Energie. Diese wollen Wissenschaftler weltweit nutzen und der Menschheit grüne Energien liefern. Wenn es nach zwei neuen Forschungsansätzen geht, sollen künftig Kakteen getankt und Glücksbambusse elektrifiziert werden.
Wissenschaftler forschen an Erneuerbare Energie aus Kakteen und Glücksbambus
Sind Kakteen zum Tanken oder Glücksbambus aus der Steckdose unsere Energien der Zukunft?Foto: ipopba/iStock
Von 28. Juni 2024

Als erneuerbare Energien gelten jene natürlichen Quellen, die sich in kurzen Zeiträumen selbst erneuern können – im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, deren Entstehung Millionen Jahre dauert. Zu den aktuell wichtigsten Quellen gehören Sonnenenergie, Windenergie, Wasserkraft, geothermische Energie und Biomasse, meist aus Mais oder Raps.

Auch an anderen Energielieferanten wie Abwärme, Mikroben oder Müll, Industrieabfällen und Agaven wird seit Jahren geforscht. Die neuesten grünen Ideen kommen aus den USA und Indien und umfassen Sprit aus Kakteen und Strom aus Glücksbambus.

Nachwachsende Kraftstoffe: Kakteen im Tank

„Mein kleiner grüner Kaktus“ könnte bald nicht mehr auf dem Balkon stehen, sondern in den Tank des Autos wandern. Daran arbeiten derzeit Forscher der University of Nevada, USA, und geben bekannt, dass sie mehrere Kaktusfeigensorten entdeckt haben, die sich besonders gut für Kraftstoff auf Biomassebasis eignen. Die aktuelle Studie baut auf älteren Forschungen auf, in denen die Kaktusfeige als klimaresistente, wassersparende und hochproduktive Quelle für Biomasse erkannt wurde.

Laut Studienleiter Prof. John Cushman gab es dabei überraschende, aber eindeutige Unterschiede in der Effizienz der 14 untersuchten Sorten. Dabei schnitt die am besten produzierende Sorte achtmal besser ab als die schlechteste Sorte.

Meister im Ertrag war eine Hybrid-Sorte, die die Kreuzung aus einer in Texas (USA) heimischen wilden Feigenkaktusart und einer stachellosen Sorte ist, die von Züchtern verwendet wird. Diese brachte die meisten Kladodien hervor – jene verlängerten Stängel, die oft fälschlicherweise als Kaktusblätter bezeichnet werden.

Grüne Erneuerbare aus Kaktusfeigen

Kaktusfeigen kommen ursprünglich aus Mexiko, sind aber inzwischen auch in Australien, dem Mittelmeerraum und in Makaronesien verbreitet. Foto: Marcela Robledo/iStock

Außerdem wies sie eine der besten Überlebensraten während des dreijährigen Versuchs auf und scheint sich relativ leicht vermehren zu lassen. Laut Cushman könne die Ertragsquote mit weiteren Züchtungen noch gesteigert werden. Weiterhin bestätigte sich erneut, dass die Kaktusfeige sehr wassersparend ist.

„Dies ist ein entscheidender Faktor, denn wir wissen, dass die Wasservorräte begrenzt sind“, so Cushman. „Wir sollten daher nach wassersparenden Pflanzen für unseren Bedarf an Lebensmitteln, Futtermitteln und Bioenergie suchen. Die Kaktusfeige ist eine äußerst wichtige und vielseitige Pflanze, die mehr Aufmerksamkeit verdient.“

Grüner Strom: Glücksbambus aus der Steckdose

Die zweite Idee für grünen Strom kommt von indischen Forschern und sieht Pflanzen als erneuerbare Stromquelle. So ist bekannt, dass Pflanzen elektrisches Potenzial erzeugen, wenn sie Wasser aus ihren Wurzeln ziehen, um damit Stängel und Blätter zu ernähren. Dieser Prozess unterliegt dem inneren, natürlichen 24-Stunden-Zyklus der Pflanzen, einer Art inneren Uhr, die die Forscher um Suman Chakraborty in ihrer Studie untersuchten.

Als Testobjekte verwendeten die Forscher Wasserhyazinthen und Glücksbambusse und versahen diese mit Elektroden. Dabei erkannten sie, wie bei dem biologischen Prozess Spannung und damit Strom erzeugt wurde.

Indische Forscher haben mittels Elektroden elektrische Spannung in Wasserhyazinthen (links) und Glücksbambussen (rechts) nachgewiesen. Foto: ts/Epoch Times; nach Vasit Buasamui, kynny/iStock

„Dieses Strömungspotenzial bietet eine erneuerbare Energiequelle, die kontinuierlich und über lange Zeiträume hinweg genutzt werden kann“, erklärt Chakraborty von der Technischen Universität in Kharagpur. Die Forscher entdeckten, dass Pflanzen den Flüssigkeitsstrom aktiv und synchron mit den Tages- und Nachtzyklen steuern können. Außerdem nehme das elektrische Strömungspotenzial mit einem erhöhten, sprich basischen pH-Wert der Flüssigkeit zu.

„Wir haben nicht nur den elektrischen Rhythmus der Pflanzen in Form von Spannungen und Strömen ausgedrückt, sondern auch einen möglichen Einblick gegeben, die Energieproduktion von Pflanzen auf nachhaltige Weise anzuzapfen – ohne dabei die Umwelt zu beeinträchtigen und ohne das Ökosystem zu stören“, so Chakraborty. Was wohl die Pflanze davon hält, wenn wir ihr die Energie entziehen?



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