Bei einem Schnupfen sollst du ruh’n oder tausend Schritte tun
Erkranken Kinder oder Ältere, beschäftigen sie nicht nur Ärzte, sondern auch Verwandte, die sich um sie kümmern. Vorbeugen können Jung und Alt – gemeinsam – mit einer Runde auf dem Golfplatz. Das ist die logische Schlussfolgerung zweier Studien, die Anfang Februar in verschiedenen Fachzeitschriften erschien.
So berichteten Forscher der Medizinischen Universität Warschau (Polen) in „Nature Pediatric Research“ von ihrer Beobachtungsstudie. Darin heißt es, Vorschulkinder, die täglich etwa 10.000 Schritte machen, erkranken seltener an Atemwegsinfektionen. Die meisten Vier- bis Siebenjährigen seien jedoch deutlich weniger aktiv. Zudem erlaubt das Studiendesign keinen Rückschluss auf eine Ursache-Wirkung-Beziehung.
Dies wiederum können Wissenschaftler der University of Eastern Finland von ihren Forschungsergebnissen behaupten. Im ebenfalls renommierten „British Medical Journal“ beschreiben sie, dass ältere Leute um 70 Jahre den Spaziergang mit einigen gekonnten Abschlägen kombinieren sollten. Eine Runde auf dem Golfplatz ist demnach förderlicher für ihre Gesundheit als einfaches Laufen oder Nordic Walking.
1.000 Schritte mehr, vier Tage weniger krank
Für ihre Studie [1] statteten polnische Forscher um Dr. Wojciech Feleszko 104 Kinder eines Warschauer Kindergartens in der Herbst- und Winterzeit mit Schrittzählern aus. Die Ergebnisse überraschten. Das von der WHO empfohlene Tagesziel von 10.000 bis 14.000 Schritten erreichten nur sieben Kinder, darunter fünf Mädchen. Der Spitzenwert lag bei nur etwas über 11.700 Schritten, das Minimum bei unter 3.400 Schritten am Tag.
Parallel dazu haben die Forscher die Eltern der Kinder gebeten, täglich typische Symptome von oberen Atemwegserkrankungen zu erfassen. Die Auswertung entspricht den Erwartungen: Kinder, die sich mehr bewegten, erkrankten seltener. Dabei reduzierten tausend Schritte mehr pro Tag die Dauer von Symptomen um etwa 4,1 Tage. Zudem zeigten Kinder, die regelmäßig Sport trieben, tendenziell weniger Symptome.
Während Kinder, die sich mit 5.700 Schritten täglich unterdurchschnittlich bewegten, etwa 20,1 Tage krank waren, traf das auf ihre bewegungsfreudigeren Altersgenossen nur an 15,4 Tagen zu. Mit anderen Worten: Wenn ein Bewegungsmuffel vier Tage krank ist, ist der Dauerläufer schon nach drei Tagen wieder fit. Weitere Einflüsse auf die Gesundheit wie Schlafdauer, Zahl der Geschwister, Impfungen sowie Haustiere oder Raucher in der Familie konnten die Forscher nicht messen.
Außerdem können die Forscher weder beweisen, dass die Gesundheitseffekte auf das Mehr an Bewegung zurückzuführen sind, noch wie es funktioniert. Wie das „Ärzteblatt“ berichtet, vermutet Dr. Feleszko, dass ein höheres Maß an körperlicher Aktivität die Konzentration von entzündlichen Zytokinen senkt und die Immunantworten unter Beteiligung von T-Helferzellen fördert. – Erstere werden mit chronischen Entzündungen und Krankheiten in Verbindung gebracht werden. Dies zu erforschen, ist aufgrund der Art und Weise ihrer Studie von vornherein unmöglich gewesen und erfordert daher weitere Studien.
(K)Eine ruhige Kugel schieben
Eine dieser Studien könnte die Forschungsarbeit von Julia Kettinen und ihren Kollegen vom Institut für Biomedizin der Universität von Ost-Finnland darstellen. [2] Sie legt nahe, dass ältere Erwachsene möglicherweise mehr gesundheitliche Vorteile aus dem Golfspiel ziehen als aus einfachem Laufen oder Nordic Walking.
Dass Bewegung guttut, ist bekannt, jedoch konzentrierten sich „die meisten einschlägigen Studien auf jüngere Menschen, die sich 30 bis 60 Minuten lang bei mittlerer bis hoher Intensität sportlich betätigten“, so die Forscher. Über die Auswirkungen von Bewegung auf ältere Menschen würden weniger Informationen vorliegen, selbst zu den in der Altersgruppe beliebten Sportarten Wandern, Nordic Walking oder Golf.
Im Rahmen ihrer Studie nahmen die Forscher Blutproben von älteren Golfern – nach einer 18-Loch-Golfrunde, 6 km Nordic Walking und einem 6-km-Spaziergang – und verglichen sie hinsichtlich Blutdruck, Blutzucker und Blutfettprofil. Fitnesstracker lieferten weitere Daten in Bezug auf Distanz, Dauer, Geschwindigkeit und Schrittzahl. Ein EKG ergänzte die Herzfrequenz.
Trotz klarer Messwerte birgt auch dieses Studiendesign einige Fallstricke. So rekrutierten die Forscher ausschließlich (erfahrene) Golfer, weil man davon ausging, dass „von Nicht-Golfern nicht erwartet werden konnte, dass sie eine Runde Golf richtig spielen“. Allerdings war Nordic Walking für die meisten Teilnehmer neu, was zu einer schlechten Technik und letztendlich zu verfälschten Werten geführt haben könnte.
Letztendlich verbesserten alle drei Bewegungsformen die Gesundheit und senkten den systolischen Blutdruck (oberer Wert). Spazierengehen und Nordic Walking führten auch zu einer Senkung des diastolischen Blutdrucks (unterer Wert). Obgleich der geringeren Trainingsintensität beim Golfen kommen die Forscher zu dem Schluss, dass sich die „längere Dauer und der höhere Gesamtenergieverbrauch beim Golfspiel positiver auf das Blutfettprofil und den Glukosestoffwechsel älterer Menschen auszuwirken“ scheinen. Wenn sie nun noch ihre Enkel mit aufs Grün nehmen, schaffen diese sicherlich auch ihr Bewegungspensum.
Quellen und Literatur
[1] Ostrzyżek-Przeździecka et al. (2023); doi.org/10.1038/s41390-022-02436-7
[2] Kettinen et al. (2023); doi.org/10.1136/bmjsem-2022-001474
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