Studie: Verheiratete sind glücklicher und gesünder als Singles

Anderen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, fördert nicht nur das eigene Glück, sondern auch die eigene Gesundheit. Letzteres gilt vor allem in der Ehe und geht weit über das Körperliche hinaus.
Glück in der Ehe kann sowohl die eigene als auch die Gesundheit des Partners verbessern.
In guten wie in schlechten Zeiten ... Glück in der Ehe kann sowohl die eigene als auch die Gesundheit des Partners verbessern.Foto: iStock
Von 25. Oktober 2023

Seit Langem gilt das eigene Glück als entscheidender Faktor für Gesundheit und ein langes Leben, doch das ist nur die halbe Wahrheit, insbesondere für (glücklich) Verheiratete.

Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass auch ein glücklicherer Ehepartner die eigene Gesundheit verbessert, und zwar offenbar völlig unabhängig davon, wie glücklich oder unglücklich man selbst ist. Und es gibt noch einen Bonus des Verheiratetseins: Eheleute sind von Haus aus glücklicher als Singles – was wiederum der eigenen und der Gesundheit des Partners zugutekommt.

Glücklicher Partner, gesundes Leben

William J. Chopik von der Michigan State University und Ed O’Brien von der Chicago Booth University kommen in diesem Zusammenhang zu dem Schluss, „dass glückliche Partner als Stellvertreter für ein glückliches Selbst zu fungieren scheinen“.

Sie stützen ihre Aussage auf die Befragung von fast 2.000 Paaren im Alter von 50 bis 94 Jahren. Über einen Zeitraum von sechs Jahren bewerteten dabei beide Partner ihr individuelles Glück und ihre Lebenszufriedenheit. Zudem beantworteten sie Fragen zu ihrer persönlichen Gesundheit, einschließlich ihres Aktivitätsniveaus und etwaiger chronischer Gesundheitsprobleme.

Letztlich stellte sich heraus, dass das Glück des Ehepartners stark damit zusammenhing, wie gesund der Einzelne ist. Dies scheint nicht nur gleichermaßen für beide Partner zu gelten: „Die Auswirkungen des Glücks des Partners auf die Gesundheit der Person waren unabhängig vom Glücksniveau der Person selbst“, so die Forscher in ihrer 2022 veröffentlichten Studie. Oder um es mit einer stark vereinfachten und leicht abgewandelten Lebensformel zu beschreiben: Happy wife, healthy life – glücklicher Partner, gesundes Leben.

Chopik und O’Brien sind dabei nicht die Einzigen, die auf diesem Gebiet forschen: Eine Umfrage von American National Family Life ergab im selben Jahr, dass mehr als die Hälfte der Ehemänner (52 Prozent) „sehr zufrieden“ oder „komplett zufrieden“ mit ihrem Sozialleben war. Bei den Single-Männern war es nur knapp jeder Dritte (30 Prozent).

Zudem haben verheiratete Männer mehr und engere Freundschaften beziehungsweise dreimal seltener keine engen Freunde (verheiratet 5 Prozent, ledig 15 Prozent). Sie fühlten sich seltener einsam (25 zu 56 Prozent) und waren häufiger mit ihrer Gesundheit zufrieden (49 zu 34 Prozent). Sollte sich die weibliche Bevölkerung nun benachteiligt fühlen, keine Sorge: Alle beschriebenen Aspekte zeigte die Umfrage, mitunter in etwas geringerem Umfang, auch bei verheirateten Frauen.

Pech in der Liebe als Anzeichen für schlechte Gesundheit

Chopik und O’Brien liefern in ihrer Studie mehrere mögliche Erklärungen für den Zusammenhang von Glück und Gesundheit: Eine davon besagt, dass die Betreuung durch einen glücklichen Partner die Gesundheit einer Person fördern könnte. Eine andere besagt, dass ein positiverer Partner den anderen zu gesunden Aktivitäten wie Sport, gesunder Ernährung und regelmäßigem Schlaf anregen könnte.

Schließlich könnte auch das Zusammenleben mit einem glücklicheren Ehepartner das emotionale Wohlbefinden steigern, so möglicherweise den allgemeinen Stresspegel senken sowie das Risiko für stressbedingte chronische Gesundheitsprobleme verringern.

Die Ergebnisse verdeutlichten auch, dass körperliche Gesundheit ein größeres Konzept sei, als wir oft denken. Eher ein System, denn ein individuelles Problem. „Frühere Erkenntnisse lassen oft den sozialen Kontext außer Acht“, sagte O’Brien. „Das Bild, das bisher gezeichnet wurde, bezieht sich größtenteils auf das eigene Ich in der Isolation, aber im täglichen Leben können unsere Gesundheit und unser Glück auch weitgehend von den Menschen um uns herum beeinflusst werden.“

Führt man diesen Gedanken indes weiter, komme man zu einer Art von gegenseitigem Einfluss: Glücklichere Partner signalisieren ein gesünderes Selbst.

Sollte sich dieses Konzept bestätigen, könnte das Glück des Ehepartners eines Tages sogar zu einem Gradmesser der Gesundheit werden. „Dies ist ein neuer Weg, um eine Verschlechterung des Gesundheitszustands bei einer Person zu erkennen und zu behandeln“, so O’Brien. „Ein unglücklicher Ehepartner könnte auf gesundheitliche Probleme bei einem selbst hinweisen.“

Glück ist, was der Einzelne dafür hält

Nun ist das mit dem Glück so eine Sache. Weder lässt es sich anfassen noch messen, und selbst was Glück ist oder was glücklich macht, ist von Person zu Person unterschiedlich. Sam Peltzman, emeritierter Wirtschaftsprofessor der Universität Chicago und damit O’Briens Kollege, greift in einer 2023 veröffentlichten Studie daher auf offizielle Umfragedaten der US-Regierung zurück.

So befragt die Regierung im Rahmen des General Social Survey (GSS) regelmäßig eine „repräsentative Stichprobe der US-Bevölkerung“, vergleichbar mit dem deutschen (Mikro-)Zensus. Unter anderem auch danach, ob die Menschen „sehr glücklich“, „halbwegs glücklich“ oder „nicht glücklich“ sind. Peltzman kombinierte diese Antworten mit weiteren Daten wie Geschlecht, Alter, Einkommen, Wohnort und eben dem Familienstand.

Auf diese Weise basieren Peltzmans Ergebnisse auf weit über 40.000 Datensätzen. Und da jeder sein Glück unabhängig von anderen bewertet, ist es unwesentlich, wie der Einzelne Glück definiert oder welche Faktoren hinter dem Glück der Befragten stehen. Mit anderen Worten: Glücklich ist, wer sich dafür hält.

Da alle von Peltzman erkannten Einflüsse unabhängig voneinander sind und auch nach der Korrektur für andere Faktoren wie Rauchen, Sport, Kinder und Ähnliches bestehen, ist zu erwarten, dass die Kernaussagen der Studie weltweit Bestand haben – wenn auch in einigen Punkten mit Einschränkungen. Beispielsweise, weil sich Bildungssystem und Parteienlandschaft von denen der USA unterscheiden.

Im Unglück vereint?

Zunächst muss festgehalten werden, dass die US-Bevölkerung recht glücklich ist, schreibt Peltzman. Dies gelte auch weiterhin, obwohl sich seit der ersten Befragung 1972 ein Rückgang des allgemeinen Glücklichseins erkennen lässt. Differenziert betrachtet ist die Entwicklung aber wesentlich komplexer: Die wichtigsten Faktoren – in umgekehrter Reihenfolge – sind demnach Alter, Geschlecht, Wohnort, politische Interessen, Vertrauen, Bildung, Hautfarbe, Einkommen und Familienstand.

So sind Frauen historisch glücklicher als Männer. Auch wenn Männer die Frauen um 1988 überholten, rutschten sie nach der Jahrtausendwende wieder ab. In den letzten Jahren hat sich die Lücke zusehends geschlossen – nicht, weil alle glücklicher sind, sondern weil seit dem Jahr 2000 immer weniger Menschen glücklich sind:

Immer weniger Menschen sind glücklich, Tendenz sinkend. Der Wert errechnet sich aus der Differenz von „sehr glücklichen“ minus „nicht glücklichen“ Menschen im Rahmen des General Social Survey (GSS). Im 50-jährigen Durchschnitt (rote Linie) beträgt das Glück nur 22,34 Punkte. Farbige Bereiche markieren statistische Unsicherheiten. Foto: ts/Epoch Times nach Sam Peltzman (2023)

Ähnliche Unterschiede ergaben sich bezüglich des Alters, wobei Personen über 45 lange Zeit glücklicher waren als jüngere. Seit der Jahrtausendwende ist ihr selbst wahrgenommenes Glück jedoch schneller gefallen als das der jüngeren Menschen, sodass sie aktuell praktisch gleichauf liegen.

Wie Peltzman bemerkt, lasse sich bei weiterer Unterteilung der Altersgruppen zudem eine (leichte) Altersunglücklichkeit ausmachen.

Ältere Menschen waren lange Zeit glücklicher als 22- bis 44-Jährige. Statistische Unsicherheiten zur besseren Übersicht entfernt. Foto: ts/Epoch Times nach Sam Peltzman (2023)

Auch bei den in den USA deutlich ausgeprägteren ethnischen Unterschieden hat sich das Glück der Menschen in den letzten Jahren deutlich angeglichen. Allerdings zeigen sich hier innerhalb der in der Auswertung gewählten Gruppen „Weiße“ und „Schwarze“ gänzlich gegensätzliche Entwicklungen:

Hellhäutige Amerikaner schätzen sich insbesondere seit 2000 weniger glücklich ein als vorher. Dunkelhäutige Amerikaner fühlten sich bis dato indes immer glücklicher.

Wer Vertrauen in die Regierung hat, ist glücklicher

Weiterhin erkannte Peltzman, dass die politische Einstellung und das Vertrauen in seine Mitmenschen und in die Politik das eigene Glück beeinflussen. So fügt sich das Glück von Demokraten und Republikanern in das allgemeine Bild ein und ist seit 50 Jahren leicht rückläufig. Allerdings sind Republikaner über den gesamten Zeitraum mehr als fünf Prozentpunkte glücklicher.

Dies ist umso erstaunlicher, da größeres Vertrauen ebenfalls mit einer glücklicheren Selbsteinschätzung einhergeht, Republikaner zumindest in den letzten Jahren in der Opposition waren und der Regierung tendenziell weniger (ver-)trauen. Peltzman kommt jedoch nicht umhin zu bemerken: „Allerdings hat das Vertrauen, insbesondere in die Regierung, im Laufe der Zeit erheblich abgenommen.“

Dabei erhöhe das Vertrauen in andere das eigene Glück um 15 bis 20 Prozentpunkte. Tendenz steigend – jedoch wiederum nicht, weil einige Menschen glücklicher werden, sondern darum, weil die Misstrauischen schneller unglücklicher werden als diejenigen, die Vertrauen haben.

Miss- beziehungsweise Vertrauen in die Regierung führt zu Unterschieden von etwa 15 Prozentpunkten. Auch hier befinden sich alle Werte im Sinken. Ob diese Ergebnisse angesichts des Zwei-Parteien-Systems in den USA auch auf andere Länder übertragbar sind, ist fraglich.

Geld macht glücklich, aber mehr Geld nicht glücklicher

Wenig überraschend ist indes die von Peltzman gefundene Kopplung von Glück und Einkommen. In Zahlen ausgedrückt, liegen zwischen dem Glück des Ärmsten und des Reichsten mehr als 40 Punkte Unterschied.

Der Autor fasst es so zusammen: „Die Reichen sind zu jedem Zeitpunkt viel glücklicher als die Armen, aber Einkommenswachstum spielt keine Rolle“. Bedingt, möchte man ergänzen: Denn während die reichsten 20 Prozent heute minimal glücklicher sind als vor fünf Jahrzehnten, zeigt das Glücksbarometer der mittleren und unteren Einkommensschichten seit jeher abwärts. Je weniger Geld zur Verfügung steht, desto stärker der Rückgang.

Gleichzeitig bleibt festzuhalten, dass die Einkommensschere immer weiter aufgeht. In diesem Sinne führt zwar mehr Geld nicht zu mehr Glück, aber weniger Geld zu immer weniger.

Glück steigt fast linear mit der Höhe des Einkommens (im Hintergrund, obere Achse), doch es wird offenbar immer teurer: Während insbesondere die Einkommen der reichsten 20 Prozent (hellgrün) in den letzten Jahrzehnten gestiegen sind, sind diese Menschen nicht wesentlich glücklicher geworden. In den mittleren (dunkelgrün) und unteren Einkommensschichten (braun) kann man sich indes immer weniger Glück leisten. Foto: ts/Epoch Times nach Sam Peltzman (2023)

Ein ganz ähnliches Bild zeigt sich bezüglich der Bildung: Menschen mit höheren Abschlüssen sind glücklicher. Der Abschluss eines Colleges – vergleichbar mit einer deutschen Fachhochschule oder Universität – führt über die Jahre zu etwa gleichem Glücklichsein. Ein abgebrochenes Studium, Abitur (High School Diploma) oder eine verkürzte Schulzeit machten im Laufe der Zeit immer weniger glücklich.

Einen positiven Nebenaspekt gibt es dennoch: Die Zahl der Schulabbrecher befindet sich ebenfalls im Sinken.

Längere Schulzeit und höhere Bildung machen glücklicher. Im Laufe der Zeit ist das Glück dennoch meist rückläufig. Foto: ts/Epoch Times nach Sam Peltzman (2023)

Der 11. September und die Finanzkrise

Nicht nur Einkommen und Bildung, sondern (fast) allen Einflussfaktoren gemein ist indes, dass das Glücksgefühl um das Jahr 2000 einen Höhepunkt oder zumindest ein Zwischenhoch erreichte, bevor es in den Folgejahren einen teils drastischen Rückgang erfuhr. Etwa zehn Jahre später verlangsamte sich die Talfahrt, stabilisierte sich oder kehrte sich sogar um.

Einzige Ausnahme bildet dabei das Glück der Stadtbevölkerung, das sich von 2000 bis 2010 stetig erhöhte. Über die gesamte Zeit betrachtet, sind Menschen in Städten jedoch gleichbleibend (un-)glücklich. Menschen, die in Vororten, im Umland oder ländlichen Gebieten wohnen, sind historisch gesehen zehn bis 15 Prozentpunkte glücklicher, zeigen aber das oben beschriebene Muster besonders ausgeprägt.

Nach der Jahrtausendwende sank das Glück der Land- und Vorstadtbevölkerung merklich. Seit einem Jahrzehnt hat sich der Trend wieder umgekehrt, bleibt aber immer noch hinter den früheren Hochzeiten zurück.

Vor allem Stadtzentren machen unglücklich. Menschen in Vororten und im Umland sind jedoch auch immer weniger glücklich. Foto: ts/Epoch Times nach Sam Peltzman (2023)

Partner + 1, Glück + 30

Apropos Hochzeit. Die größten Glücksunterschiede, sowohl seit Beginn der Befragung als auch aktuell, sind bezüglich des Familienstandes festzustellen: Verheiratete sind glücklicher, und zwar deutlich. So waren und sind Eheleute über den bisher 50-jährigen Beobachtungszeitraum rund 30 Prozentpunkte glücklicher als verwitwete, geschiedene, getrennte oder niemals verheiratete Personen.

„Keine andere Kategorisierung der Bevölkerung würde so große Unterschiede bei so vielen Menschen in der allgemeinen Zufriedenheit ergeben“, so Sam Peltzman. Dies sei zudem unabhängig vom Grund des Single-Daseins. Damit lässt sich erahnen, warum ältere Menschen oft unglücklicher sind, nachdem ihre Partner gestorben sind.

Verheiratete (pink) sind glücklicher als Unverheiratete (grün), egal aus welchem Grund diese allein leben. Statistische Unsicherheiten (farbige Bereiche) können die Unterschiede nicht erklären. Jedoch kann die sinkende Eheschließungsrate (blau, rechte Achse) im Großen und Ganzen den Rückgang der allgemeinen Glücklichkeit der US-Bevölkerung erklären. Foto: ts/Epoch Times nach Sam Peltzman (2023), Daten: CDC/NCHS, National Vital Statistics System

Immer weniger Ehen, immer weniger Glückliche

Darüber hinaus könne das Glück der Verheirateten statistisch den größten Teil des Rückgangs des allgemeinen Glücks in der Gesamtbevölkerung erklären. Wurden 1946 in den USA nach dem Zweiten Weltkrieg 16,4 Ehen pro 1.000 Einwohner geschlossen, sank die Rate bis 2020 auf lediglich 5,1 Eheschließungen. 2021, im bisher letzten Jahr, für das Daten vorliegen, kletterte die Rate wieder auf 6,0 Hochzeiten pro 1.000 Einwohner.

Aufgrund der wachsenden Bevölkerung ist die Gesamtzahl der geschlossenen Ehen in den letzten Jahren annähernd konstant, wobei Corona eine kräftige Delle hinterlassen hat. Auch die Scheidungsrate sinkt seit 30 Jahren – sprich, es werden kaum weniger Ehen geschlossen, aber sie halten länger.

Dies kann man für Deutschland nicht unbedingt behaupten: Anders als in den USA sinkt hierzulande nicht nur die Rate, sondern auch die jährliche Zahl der Eheschließungen deutlich, während gleichzeitig die Zahl und Rate der Scheidungen steigt. Die Folgen für das Glück der Deutschen lassen sich erahnen.

In Deutschland werden nicht nur immer weniger Ehen geschlossen, sondern auch immer mehr geschieden. Bis 1990 nur Westdeutschland, seit 2018 einschließlich gleichgeschlechtlichen Ehen. Foto: ts/Epoch Times, Daten: Statistisches Bundesamt (Destatis)/Genesis-Online



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