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„Kriegswirtschaftliche Zustände“

WIFO-Chef Felbermayr: „Inflation könnte sich noch verdoppeln“

Gabriel Felbermayr, Chef des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO), rechnet bis Ende des Jahres mit einer weitgehend intakten Konjunktur. Danach aber könnten ausbleibende russische Gaslieferungen für eine Verdopplung der Inflation und „kriegswirtschaftliche Zustände“ sorgen.

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Die Inflation steigt.

Foto: iStock

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Mit einer düsteren Prognose meldete sich der Chef des österreichischen Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO, Gabriel Felbermayr, zu Wort. Felbermayr sprach dazu am Donnerstag (7.7.) bei der Verbund-Diskussionsveranstaltung „Energiewende – aber sicher“ in Berlin. Wie das in Linz an der Donau erscheinende „Neue Volksblatt“ berichtet, rechnet der Institutsleiter mit einem weiteren Anstieg der Inflation auf neun Prozent. Die Konjunkturentwicklung könnte damit vorerst intakt bleiben.
Allerdings könnte es ab Dezember, so Felbermayr, „möglicherweise sehr dick kommen“. Konkret könnte ein Gasmangel im Winter die Inflation noch einmal verdoppeln – auf dann 18 Prozent.

WIFO und Oettinger rechnen mit „kriegswirtschaftlichen Zuständen“

Felbermayr sieht ein „gewaltiges soziales Konfliktpotenzial“, das sich hinter diesem Szenario verberge. Vieles werde dann „nicht mehr nach marktwirtschaftlichen Regeln über die Bühne gehen“. Viel mehr drohen „kriegswirtschaftliche Zustände“, und diese könnten die Menschen „auf die Straße treiben“.
Der WIFO-Chef rechnet damit, dass in einem solchen Fall die Kurzarbeit zum Tragen kommen werde. Zudem würden Einmalzahlungen nichts daran ändern, dass die Menschen „merken, dass ihnen zur Monatsmitte das Geld ausgeht“.
Auch der ehemalige EU-Kommissar Günther Oettinger rechnet ebenfalls mit einem „Gaspreis, der sich gewaschen hat“. Nach seiner Einschätzung werde Russland die Befüllung der Speicher verhindern. Er geht deshalb ebenfalls von kriegswirtschaftlichen Maßnahmen aus. Weiterhin sprach Österreichs Europaministerin Karoline Edtstadler von einem „Tal der Tränen“, das der Bevölkerung bevorstehe und dass „wir mit einem Wohlstandsverlust rechnen müssen“. Es werde sich die Frage stellen „was hält man aus“ – und möglicherweise war gegenüber dem, was im Winter drohe, „die Corona-Pandemie nur zum Warmlaufen“.

Uneinigkeit über Sofortmaßnahmen gegen Inflation

Ein Ende der Russland-Sanktionen brachte dennoch keiner der Diskussionsteilnehmer als Option ins Spiel. Felbermayr forderte, den Strom- vom Gaspreis abzukoppeln, was allerdings „im europäischen Gleichschritt“ erfolgen müsse und ebenfalls „zig Milliarden“ kosten würde. Zudem müsste es ein Exportverbot für den mit Steuermitteln subventionierten Strom geben.
Verbund-Chef Michael Strugl widersprach und warnte vor einem dadurch bewirkten staatlich regulierten Preis „wie bei uns vor 20 Jahren“. In Portugal und Spanien, wo es einen Preisdeckel gegeben habe, hatte dies Strugl zufolge bewirkt, dass dort „Gaskraftwerke Tag und Nacht laufen“ – was den Gasmangel noch verschärfe.
Aus seiner Sicht müsse man im Bereich der erneuerbaren Energienbauen, bauen, bauen“ und die Transformation weg von fossilen Kraftwerken beschleunigen. Es würde „zwar die Steuerzahler Milliarden kosten, den am härtesten Getroffenen zu helfen“, aber längerfristig werde „die Transformation der Energieversorgung zu Erneuerbaren Quellen beschleunigt“.
Ob und wie Industrie und Gewerbe, die nur im Ausnahmefall Anspruch auf Ausgleichszahlungen haben dürften, die Preisexplosion langfristig überleben sollen, wurde nicht konkret dargelegt.
Zudem ist eine Stromversorgung ausschließlich auf Basis von Wind und Sonne derzeit technisch nicht umsetzbar. Damit die Netzfrequenz stabil gehalten werden kann, muss etwa ein Drittel des Stroms aus großen (Wasser-)Kraftwerken kommen, um plötzliche Spannungsspitzen, etwa bei Windböen, zu vermeiden und einen Zusammenbruch des Netzes zu verhindern.

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