Strom und Gas: Preisbremsen könnten bald wieder überflüssig werden
Der Deutsche Städtetag hat vor möglichen Verzögerungen bei der Umsetzung der Preisbremsen für Strom und Gas gewarnt und die Verbraucher um Verständnis gebeten. Die Stadtwerke „arbeiten gerade mit Hochdruck daran, die Energiepreisbremsen für Gas, Wärme und Strom für die Verbraucher umzusetzen“, sagte Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Doch die Abrechnungssysteme seien komplex. So müssten Energieversorger mit ihren IT-Dienstleistern „viele verschiedene Tarife und Sonderfälle beachten und die neuen Regeln einarbeiten“, so Dedy weiter.
Sicher sei, dass alle Kunden ihre Entlastung bekämen, sagte er. „Derzeit werden in ganz Deutschland für Millionen Haushalte die Abrechnungen geändert.“ Auch die Kunden würden darüber informiert. „Wenn Briefe später als zum 1. März ankommen oder die Abschläge noch nicht geändert wurden, kann es zu Verzögerungen kommen – auf jeden Fall wird es dann aber Gutschriften geben.“
Versorger mit Gaspreisbremse teilweise überfordert
Die deutschen Versorgungsunternehmen für Erdgas und Fernwärme sind mit den Preisbremsen teilweise überfordert. Es seien durch die Versorger vermehrt Anträge auf Fristverlängerung für die notwendigen Erstattungsanträge gestellt worden, hatte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums der dts Nachrichtenagentur am Montag mitgeteilt. Das Ministerium sah sich deswegen veranlasst, die Frist für die Antragstellung grundsätzlich für alle betroffenen Unternehmen zu verlängern.
Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hat in Auftrag des Bundes und in Abstimmung mit dem Wirtschaftsministerium (BMWK) die Antragsfrist für Energieversorger um einen Monat verlängert, das heißt bis zum 31. März 2023. Um ihnen „ausreichend Zeit für die Erstattungsanträge zu geben“, heißt es in einer Pressemitteilung des BMWKs. Ursprünglich galten die Preisbremsen ab dem 1. März, rückwirkend für Januar und Februar.
Die Versorger können eigentlich bereits seit 9. Januar entsprechende Erstattungsanträge stellen. Wie viele Unternehmen Probleme mit der Fristeinhaltung haben, weiß das Ministerium nicht: „Da die Frist noch bis Ende Februar läuft, haben wir noch keine Übersicht über die Anzahl der Anträge, die bis zum Fristende gestellt werden würden“, sagte die Sprecherin.
Preisbremse könnte bald überflüssig werden
Für die Verbraucher soll das alles keine Auswirkungen haben: Sie müssen für einen Großteil der Wärmeenergie nur bestimmte Maximalbeträge zahlen, was darüber hinausgeht, können sich die Versorger direkt vom Bund erstatten lassen. So verbilligt die Gaspreisbremse den Gaspreis für 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs auf 12 Cent pro Kilowattstunde, bei Fernwärme sind es 9,5 Cent.
Allerdings waren die Großhandelspreise im Gasmarkt zuletzt schon so deutlich gesunken, dass die Preisbremse theoretisch bald wieder überflüssig werden könnte – wenn die günstigeren Konditionen überall an die Verbraucher weitergegeben werden.
Preissenkungen bei Strom und Gas für Neukunden erwartet
Vor allem für Neukunden sehen Energiemarktexperten Anzeichen für eine leichte Entspannung bei Strom- und Gaspreisen. „Sollten keine unvorhergesehenen Krisen auftreten, dürften die durchschnittlichen Strompreise für Neukunden in den kommenden Monaten weiterhin günstig bleiben“, sagte Lundquist Neubauer, Sprecher des Vergleichsportals Verivox.
Der Neukundenpreis liege aktuell im Schnitt bei 36,1 Cent pro Kilowattstunde Strom und 11,3 Cent pro Kilowattstunde Gas und damit weit unter dem Preisdeckel der Preisbremsen von 40 Cent (Strom) beziehungsweise 12 Cent (Gas).
Bundeskanzler Olaf Scholz warnte aber: „Ich erwarte, dass die Energieunternehmen die Situation jetzt nicht ausnutzen und Sondergewinne machen. Wer die Lage ausnutzt, handelt unmoralisch“, sagte er der „Bild“-Zeitung (Freitag)
Grundversorgungstarife entwickeln sich in beide Richtungen
Auch bei den Grundversorgungstarifen tut sich etwas – allerdings in beide Richtungen: „Für März und April liegen uns derzeit 35 Preissenkungen um durchschnittlich 16 Prozent von örtlichen Strom-Grundversorgern vor“, erklärte Verivox. Im gleichen Zeitraum gebe es aber auch 26 Preiserhöhungen von durchschnittlich 48 Prozent. „Beim Gas liegen uns derzeit 48 Preissenkungen um durchschnittlich 21 Prozent vor“, berichtete Verivox. Im gleichen Zeitraum gebe es fünf Preiserhöhungen von durchschnittlich 34 Prozent.
„Zwar senken die ersten Grundversorger ihre Preise in den kommenden Monaten, flächendeckend ist diese Entwicklung aber noch nicht“, so Neubauer. Die unterschiedlichen Preisentwicklungen erklärt er so: „Viele Bestands- und Grundversorger geben die hohen Kosten der Energiekrise jetzt erst an ihre Kunden weiter. Neukundentarife hingegen werden oft kurzfristig auf Basis aktueller Marktpreise kalkuliert.“ (dts/dpa/dl)
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