Logo Epoch Times
plus-iconNetzentgelte

Verbraucher zahlen für Strom, den sie nie bekommen

Stromkunden zahlen nicht nur für ihren Verbrauch, sondern auch für Stromnetze und Netzverluste. Knapp 70 Prozent der Verbraucher könnten sich flexible Stromtarife vorstellen, die für mehr Transparenz sorgen könnten – und für extreme Preissteigerungen.

top-article-image

Europas Energieversorgung hängt am „kupfernen“ Faden. (Symbolbild)

Foto: iStock

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 3 Min.


Beim Blick auf die Stromrechnung bleibt manches undurchsichtig. Während der eigene Verbrauch und die Kosten pro Kilowattstunde gut aufgeschlüsselt sind, bleiben andere Kosten im Verborgenen. Darin enthalten ist auch eine Position für Strom, den Kunden nie erhalten haben.
Ähnlich wie die Post Portogebühren erhebt, lassen sich die Netzbetreiber für den „Versand“ von Strom bezahlen. Die Höhe der sogenannten Netzentgelte ähnelt wiederum dem nationalen Briefversand und richtet sich nicht nach der Entfernung zwischen Kraftwerk und Verbraucher. Ein Brief ins Nachbardorf kostet genauso viel wie ans andere Ende Deutschlands. Eine individuelle, leistungsorientierte und dadurch transparente Abrechnung erfolgt daher nicht.
Im Stromnetz geht jedoch fast jeder 60. „Brief“ verloren. Für 2021 summieren sich diese Netzverluste auf 9,55 TWh oder 1,7 Prozent des deutschen Bruttostromverbrauchs. Das entspricht etwa der Jahresproduktion eines Kern- oder Kohlekraftwerkes, die sprichwörtlich auf der Strecke bleibt.
Hinzu kommt, dass neben den vier großen Übertragungsnetzbetreibern 50Hertz, Tennet, TransnetBW und Amprion im Jahr 2021 insgesamt 868 Stromnetzbetreiber agierten und eigene Netzentgelte verlangen konnten. Jedoch sind nur Erstere gesetzlich dazu verpflichtet, die Netzverluste offenzulegen. Wie hoch die tatsächlichen Verluste vom Kraftwerk bis zum eigenen Stromzähler – und die damit verbundenen Kosten – sind, bleibt für den Endkunden unklar.

Mehr Transparenz: Monatlich bis zu 2.000 Euro für Strom?

Ein möglicher Schritt zu mehr Transparenz könnten Verträge mit variablen Stromtarifen leisten, teilte der Digitalverband Bitkom anlässlich einer Umfrage Mitte April mit. Demnach können sich bereits 69 Prozent vorstellen, künftig einen variablen Stromtarif zu nutzen, bei dem sich der Preis an Angebot und Nachfrage orientiert.
Derzeit zahlen Haushalte in Deutschland in der Regel einen Fixpreis pro verbrauchter Kilowattstunde – auch in Zeiten, in denen Strom in großer Menge günstig verfügbar ist, erklärt Sebastian Schaule, Energie-Experte bei Bitkom. „Bislang sind flexible Stromtarife […] noch eine Ausnahme. Dabei sorgen solche innovativen Angebote für Transparenz, die die Menschen beim Stromsparen unterstützt.“
Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf „Strom, der weniger kostet, wenn die Sonne scheint oder der Wind weht“. Allerdings können angebotsorientierte Verträge auch in die andere Richtung ausschlagen: Wenn Sonne und Wind eben keinen Strom liefern und die Börsenstrompreise in die Höhe schießen. Ein Blick nach Texas zeigt dabei, was auf Stromkunden mit variablen Tarifen zukommen könnte.
Texas hat einen der am stärksten von Wettbewerb geprägten Strommärkte der Welt. Anbieter locken Kunden unter anderem mit flexiblem Preisen zum Großhandelspreis. Nach einem Wintereinbruch stiegen diese im Februar 2022 kurzfristig von 20 Dollar pro Megawattstunde um das 450-Fache auf 9.000 US$/MWh. Manche Endkunden posteten Bilder ihrer Stromrechnungen im vier- oder fünfstelligen Bereich. Wer sich das nicht leisten konnte, musste zusehen, wie Wasserrohre platzten oder das Wasser in den Toilettenschüsseln gefror.

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.

Bitte einloggen, um einen Kommentar verfassen zu können