Unternehmerin des Jahres 2024: Thüringer Trüffelexpertin auf Erfolgskurs
Knollig, erdig, nussig. Trüffel stehen hoch im Kurs. Das kostbare Kleinod, das der italienische Komponist Gioachino Antonio Rossini als „Mozart der Pilze“ bezeichnete, kennt man üblicherweise aus Frankreich, Spanien und Italien. Aber auch in Deutschland wachsen Trüffel, vor allem im Thüringer Kyffhäuserkreis. Dort legt die ehemalige Bankkauffrau und Kapitalanlageberaterin Anja Kolbe-Nelde Trüffelkulturen in großem Stil an. Wegen Ihrer Leidenschaft für Pilze, für die ihr Herz schon seit der Kindheit schlägt, gab sie sogar ihre Arbeit in der Bank auf.
Seit dem Jahr 2016 betreibt die inzwischen 46-Jährige beruflich Pilzzucht. Ihre Trüffelpilzschule ist Teil der Thüringer Freilandpilze GmbH, die auch andere Pilze wie Shiitake, Austernseitlinge und Stockschwämmchen auf 2.000 Quadratmeer anzieht.
Kolbe-Nelde bewirtschaftet eine Fläche von etwa 3 Hektar selbst. Auf etwa 5.000 Quadratmeter befinden sich Gewächshäuser, Erdmischungsanlagen der Trüffelbaumschule sowie ein Hofladen und ein Tagungsraum, in dem diverse Kurse angeboten werden, schildert sie gegenüber Epoch Times.
Auf den übrigen etwa 2,5 Hektar hat sie eine eigene Hochertragstrüffelplantage nach dem sogenannten Thüringer Modell angelegt, einer umfassenden und systematischen Herangehensweise, um den Trüffelanbau in Thüringen und ganz Deutschland langfristig und ertragreich zu etablieren.
Ihre Geschäftsidee brachte der Pilzexpertin Ende Oktober 2024 in der Kategorie Unternehmen den Ceres Award 2024 ein – ein in der Landwirtschaft begehrter Preis, dessen Verleihung seit elf Jahren stattfindet.
Wie alles begann
Schon als kleines Mädchen ging die heutige Trüffelexpertin gern mit ihrer Familie in die Pilze. Das Wissen von damals hat sie längst vertieft – durch eine mehrjährige Ausbildung zur Pilzberaterin, die sie mit Auszeichnung bestand, sowie eine Prüfung zur Pilzsachverständigen. Hinzu kamen diverse Schulungen rund um den Trüffelanbau, mit einer Prüfung zur Trüffelberaterin.
Im Jahr 2015 kaufte Kolbe-Nelde eine alte Pferdewiese und einen ungenutzten Konsum, wo sie mit ihrer Pilzzucht auf Holz im Folgejahr begann. Große Gewächshäuser dienten schon damals für die Anzucht von mit Trüffeln beimpften Baumsetzlingen.
Die Unternehmerin des Jahres 2024 bezeichnet Trüffel als „geheimnisvoll“. „Ich kann die Sporen nicht sehen, ich kann das Mycel nicht sehen und ich kann auch die Fruchtkörper nicht sehen“, schildert sie in einem Interview mit dem Heimatbund Thüringen.
Insoweit sei es spannend gewesen herauszufinden, ob es Trüffel auch in Thüringen gibt, wo sie vorkommen und welche Wachstumsbedingungen sie benötigen.
Ideale Standortbedingungen
Bei ihren Recherchen fand Kolbe-Nelde heraus, dass die Bedingungen in Thüringen „wirklich wahnsinnig gut“ waren – besser als in anderen Bundesländern.
Alkalische, kalkhaltige Böden, dünne Besiedlungsgebiete und große landwirtschaftlich genutzte Flächen, wie sie in Thüringen vorkommen, bieten von Natur aus ideale Voraussetzungen für den Trüffelanbau, weiß die Expertin.
„Das zunehmende Spezialwissen und praktische Erfahrungen führten vor einigen Jahren schnell zu der Entscheidung, diese in einer Symbiose mit Bäumen lebenden Pilze zu züchten und zu verkaufen“, erzählt die Pilzexpertin weiter. Auf Forschungsreisen mit Besuch von Trüffelplantagen durch verschiedene Länder erhielt sie dann die Bestätigung: „Das können wir besser“.
Integriert in einer Forschungsgruppe erweiterte sie ihr Wissen hinsichtlich geologischer und botanischer Voraussetzungen, um Trüffel anzubauen.
Wild wachsende Arten unter Naturschutz
Aufgrund einer immensen Gehölzvielfalt – Trüffel gehen mit bis zu 30 verschiedenen Baumarten eine Symbiose ein – sind die Pilze selbst in der Innenstadt, im Park oder in Gartenanlagen zu finden.
Aber Achtung! Laut Bundesartenschutzverordnung darf der überwiegende Teil der wild wachsenden Trüffel in Deutschland nicht entnommen werden. Dazu gehören alle Trüffel der Gattung Tuber wie die Burgunder- (Tuber uncinatum) und Sommertrüffel (Tuber aestivum). Sie stehen unter Naturschutz. Für die angebaute Pilzkultur gilt dieses Verbot hingegen nicht; auch alle anderen Trüffel, die nicht zur Gattung Tuber gehören, dürfen gesammelt werden.
Thüringens Pilzwirtschaft bringt Trüffel voran
Kolbe-Nelde profitiert aber nicht nur selbst von dem Trüffelanbau. Sie legt auch ganze Plantagen für Landwirte und andere Interessierte an, die nach einer Kapitalanlage suchen oder auch ihren Nachkommen ein einträgliches Erbe hinterlassen wollen. Aber auch im eigenen Garten ist ein Anbau möglich – mit Trüffelbäumen, auch bekannt als Mykorrhiza-Baum, oder Trüffelhecken.
Die Symbiose zwischen den Wurzeln und den Trüffelmycelien im Boden ermöglicht ein wurzelnahes Wachstum der Trüffel, was zur Entstehung von Trüffelplantagen geführt hat, heißt es im Onlineshop basenio, in dem die Trüffelbäume von Anja Kolbe-Nelde und ihrem Team vorerst vertrieben werden. Hier gibt es Hain- und Rotbuchen, Haselnuss, Zerr-, Stiel- und Flaumeiche sowie Sommerlinde für Gourmets und Feinschmecker, die sich in die Trüffelwelt vortasten wollen. Ein eigener Shop für Trüffel, Trüffelprodukte und Seminare befindet sich derzeit im Aufbau, schildert die Expertin.
Nach ihren Angaben sind in vielen Landesteilen Thüringens Trüffelplantagen von bis zu 10 Hektar oder noch mehr möglich. Doch auf Experimente lässt sich Kolbe-Nelde nicht ein. Bevor die Trüffelbäume eingesetzt werden, wird der zukünftige Standort anhand von Bodenproben analysiert. Passt alles zusammen, legt ihr Team im Auftrag der Kunden die Plantagen an.
Wie sie gegenüber Epoch Times berichtet, kommen ihre Kunden nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Tschechien, Mallorca und Italien. Auch in Bulgarien wurden schon Bodenproben entnommen, um die dortigen Standortbedingungen für den Trüffelanbau zu prüfen.
Erst vor Kurzem wurde das Projekt „Trüffelanbau in Thüringen“ um drei Jahre verlängert. Dabei handelt es sich um eine Fördermaßnahme zur Zusammenarbeit in der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft in Thüringen, das durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums sowie den Freistaat Thüringen und das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert wird. Wissenschaftlich unterstützt wird das Projekt von der Universität Jena.
Erste Ernte nach vier bis sieben Jahren
Jährlich werden in speziellen Gewächshäusern der Trüffelbaumschule etwa 60.000 Bäumchen mit den Trüffelkulturen produziert. Von ihrem beimpften Wurzelgeflecht in der Erde breitet sich der Pilz meterweit aus.
Bis die ersten eigenen Trüffel geerntet werden, ist jedoch Geduld gefragt. Nach der Anlage der Trüffelplantage benötigt diese wenig Pflege und weder Düngung noch Pflanzenschutzmaßnahmen. „Das Trüffelmycel muss sich in Ruhe entwickeln können und soll so wenig wie möglich gestört werden“, schildert Kolbe-Nelde.
Nach vier bis sieben Jahren sind sodann die ersten Erträge zu erwarten. Ab dem zehnten Jahr können pro Hektar etwa 30 bis 50 kg Trüffel geerntet werden. Mit einem Preis, der nach ihren Angaben derzeit zwischen 300 und 1.000 Euro/kg liegt, stellt dies eine gute Kapitalanlage dar. Das von ihr gemeinsam mit der Forschungsgruppe entwickelte Anbaukonzept jedoch führe zu weitaus höheren Erträgen.
Übrigens: „Trüffelanbau ist anerkannte Landwirtschaft“, erzählt die Trüffelexpertin. Grundstücke, die für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung weniger interessant sind, könnten für den Trüffelanbau möglicherweise ideal sein.
Für einen Trüffelanbau gibt es auch weitere gute Gründe: Der Import von derzeit rund 60 Tonnen Trüffel nach Deutschland decken laut Kolbe-Nelde bei Weitem nicht den vorhandenen Bedarf, wobei in diesen Zahlen der Warenaustausch innerhalb der EU nicht enthalten sei.
Tierische Erntehelfer
Wenn die Unternehmerin des Jahres 2024 von Spätsommer bis Winter Trüffel erntet, kommen ihre Trüffelhunde der Rasse Lagotto Romagnolo zum Einsatz. Die Spürnasen von Jette und ihrer Tochter Alba sind von ihrer Farm als Erntehelfer nicht mehr wegzudenken. Sobald sie an einer Stelle anschlagen, muss ihr Frauchen nur ein bisschen Erde wegräumen. Denn die Trüffel wachsen in bis zu 5 Zentimetern Tiefe.
Die Welpen ihrer Hündin bildet Kolbe-Nelde selbst zu Trüffelhunden aus. Nach ihrer Ansicht ist der Kauf eines vorausgebildeten Trüffelhundes sinnvoll, wenn die Hunde regelmäßig für die Trüffelernte auf der eigenen Plantage eingesetzt werden sollen.
Dabei ist sie davon überzeugt, dass sich grundsätzlich jede Hunderasse für die Trüffelsuche einsetzen lässt, egal ob Beagle, Dackel oder Border Collie. Mit Leckerli als Anreiz sollte man bereits im Welpenalter mit dem Training beginnen, rät die Expertin. „Mit ein bisschen Übung können die Kleinen bereits nach zwei bis acht Wochen Trainingszeit ihren ersten Trüffel finden.“ So war es auch bei Alba.
Natürlich müssen auch die Zweibeiner am anderen Ende der Leine über das notwendige Wissen verfügen, um Trüffelstellen zu erkennen.
Von der Trüffelsuchausbildung über Anbauberatung im Kleingarten und Trüffelbaumverkauf bis hin zur Anlage von Hochertragsplantagen helfen Kolbe-Nelde und ihre Mitarbeiter gern weiter. Denn, wie sie sagt, „im Trüffelanbau macht uns niemand etwas vor“.
Trüffelrührei
Bei so viel Trüffeln stellt sich zwangsweise irgendwann auch die Frage, wie man sie zubereitet. Eine Möglichkeit ist Trüffelrührei. Mit wenigen, einfachen Handgriffen und etwas Zeit entsteht ein ebenso wohlschmeckendes wie nahrhaftes Hauptgericht:
Zutaten (pro Portion):
- 30 g frischer schwarzer Trüffel
- 3 bis 4 Eier (je nach Größe)
- 20 g Butter
- Salz, Pfeffer
Zubereitung (10 Minuten + Kühlzeit):
- Eier aufschlagen und gut verquirlen.
- Trüffel nach Bedarf mit einem Pilzputzpinsel säubern. Etwa die Hälfte der Trüffel in das verquirlte Ei hobeln, leicht unterrühren. Trüffel-Ei-Masse abdecken und über Nacht, mindestens aber vier Stunden, im Kühlschrank ziehen lassen.
- Butter in einer Pfanne aufschäumen. Trüffel-Ei-Masse nochmals gut durchrühren und in die Pfanne geben. Bei geringer Hitze braten und dabei von außen nach innen zusammenschieben.
- Das Ei ist gar, wenn die Masse fest, aber die Oberfläche noch feucht ist und glänzt. Wer „hartgekochte“ Eier bevorzugt, wartet etwas länger.
- Rührei portionieren, restliche Trüffel darüberhobeln und leicht mit Salz und Pfeffer würzen. Sofort servieren. Guten Appetit.
Weitere Informationen und Rezepte gibt es auf den Websiten www.thüringer-trüffelanbau.de und www.trüffelpilzschule.de.
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