Energiepreise zu hoch: Stahlwerk Hamburg schließt für fünf Wochen

Besonders die hohen Strompreise sind ein ernsthaftes Problem für die energieintensive Industrie. Sie zwingen das Stahlwerk in Waltershof jetzt zu einer mehrwöchigen Werksschließung. Doch das ist nicht der einzige Grund.
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Am 7. Oktober 2022 bläst Dampf aus einem Schornstein des Stahlwerks von ArcelorMittal in der Nähe des Hafens in Hamburg. Die nächsten Wochen könnte er für eine Weile ausbleiben.Foto: Axel Heimken/AFP via Getty Images
Von 20. Oktober 2023

Stahlwerke benötigen aufgrund ihrer Erhitzungsprozesse enorm viel Energie. Hohe Strompreise senken die Rentabilität dieser Unternehmen. Mit diesem Umstand hat auch das Stahlwerk Hamburg in Waltershof zu kämpfen. Neben großer Mengen an Strom benötigt die Stahlproduktion auch viel Gas.

Die Energiekosten in Deutschland befinden sich international weiterhin auf sehr hohem Niveau. Laut dem Portal „ElectricRate“ zahlen deutsche Stromkunden mit 37 Cent pro Kilowattstunde weiterhin die weltweit höchsten Strompreise. Auch für Industrieunternehmen sind die Preise trotz Sonderkonditionen hoch.

Ausfall für mehrere Wochen

Unter anderem deswegen entschied der Mutterkonzern ArcelorMittal jetzt, die Stahlproduktion in Waltershof noch vor Jahresende für mehrere Wochen komplett herunterzufahren, wie das „Hamburger Abendblatt“ berichtete. Es gleicht einer Stilllegung des gesamten Stahlwerks. Am Mittwoch, dem 18. Oktober antwortete der Konzern auf die Anfrage des Abendblatts:

Nach sorgfältiger Abwägung und Bewertung aller zur Verfügung stehenden Optionen hat ArcelorMittal beschlossen, Kurzarbeit für das vierte Quartal 2023 im Werk Hamburg einzuführen.“

Dies schließe „eine Arbeitsunterbrechung von fünf Kalenderwochen“ ein und betreffe konkret den strombetriebenen Elektrolichtbogenofen und die Direktreduktionsanlage, die in diesem Zeitraum dann nicht in Betrieb sein werden.

Von der Arbeitsunterbrechung wird „ein großer Teil der Belegschaft“ betroffen sein. Das Stahlwerk in Waltershof beschäftigt derzeit rund 550 Menschen.

Die derzeitige Entwicklung verstärkt die Befürchtung, dass die deutschen Industrieunternehmen, das Rückgrat der größten europäischen Wirtschaft, vor einer existenziellen Bedrohung stehen. Auch andere Industrieunternehmen haben Probleme, oder ihren Betrieb bereits komplett einstellen müssen – oder sind ins Ausland abgewandert. Viele sprechen bereits von einer stattfindenden Deindustrialisierung im Wirtschaftsstandort Deutschland.

Auch „schleppende Nachfrage“ ist ein Problem

Doch die hohen Strompreise sind nicht der einzige Grund für die temporäre Werksschließung. Laut dem Sprecher reagiert das Stahlwerk mit dieser Maßnahme auch auf eine „schleppende Nachfrage“.

Die Rohstahlproduktion reduzierte sich im ersten Halbjahr 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 5,3 Prozent. Das teilte die Wirtschaftsvereinigung Stahl in Berlin im Juli mit. Im Juni lag der Rückgang bei 8,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Hauptgrund für die gesunkene inländische Stahlnachfrage sei die aktuell schwierige Situation in der Bauwirtschaft.

ArcelorMittal ist ein internationaler Konzern mit Sitz in Luxemburg. Der größte Stahlproduzent außerhalb Chinas stellt im Hamburger Werk hauptsächlich Spezialstahl her. Die jährliche Kapazität beträgt etwas mehr als eine Million Tonnen.



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