Russischer Investor hat Real zerschlagen: Letzte Standorte schließen
Die SB-Warenhauskette „Mein Real“ gekündigte an, die letzten 45 ihrer Märkte zu schließen. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte daraufhin den Eigentümer – die russische Investmentgesellschaft SCP – aufs schärfste.
„Der Investor SCP entzieht sich seiner Verantwortung und die Steuerzahler kommen durch Zahlung des Insolvenzgeldes dafür auf“, sagte der Verdi-Landessekretär für den Einzelhandel NRW, Heino Georg Kaßler, der Deutschen Presse-Agentur.
„Ein reiner Abwickler“
„Die SCP versteht sich nicht als strategisches Handelsunternehmen, sondern ist ein reiner Abwickler“, so Gewerkschafter Kaßler. Dies sei schon nach dem Kauf von Real von der Metro so gewesen. Das Interesse der SCP habe damals in erster Linie den Immobilien gegolten.
SCP hatte die Real-Kette mit damals 276 Märkten im Jahr 2020 vom Handelskonzern Metro erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. Kaufland, Edeka, Globus und Rewe sicherten sich eine große Anzahl der attraktivsten Filialen.
Das Unternehmen ging laut der „Tagesschau“ im Sommer 2022 an das Family-Office der Unternehmerfamilie Tischendorf. Im Mai hat die SCP es dann wieder zurückerworben.
Insolvenzantrag im September gestellt
Die Warenhauskette hatte bereits im September einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung gestellt, wie der MDR berichtete. In den 63 Märkten, einschließlich der Zentrale in Mönchengladbach, seien zu jenem Zeitpunkt mehr als 5.000 Beschäftige gewesen, wie das Unternehmen mitteilte. Das Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hatte es Real ermöglicht, den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten und mit Wettbewerbern über den möglichen Verkauf von Märkten zu verhandeln.
Die Real GmbH kündigte am Montag an, 18 Märkte an Rewe, Kaufland und Edeka abgeben zu wollen. Mit dieser Übertragung habe man den rund 1.500 Beschäftigten dieser Standorte eine langfristige Zukunftsperspektive liefern können.
Die restlichen 45 Märkte sollen bis zum 31. März 2024 geschlossen werden. Für diese Standorte habe der Konzern „trotz intensiver Bemühungen bisher kein Abnehmer“ finden können. Der Geschäftsbetrieb in den von der Schließung betroffenen Märkten soll bis Ende März 2024 normal fortgesetzt werden.
Rewe übernimmt mehrere Standorte
Für langfristig Beschäftigte bestehe durch eine gedeckelte Abfindung gemäß der Insolvenzordnung nur ein Anspruch auf höchstens zweieinhalb Monatsgehälter. Von der Schließung sind rund 3.500 Menschen betroffen. Diese befinden sich laut „Business Insider“ unter anderem in Brandenburg, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Ludwigshafen, Weimar, Wolfsburg und Wuppertal.
Real lege Wert darauf, alle rechtlichen Verpflichtungen gegenüber Mitarbeitern und Lieferanten zu wahren, insbesondere die Sicherstellung der Lohn- und Gehaltszahlungen für alle Beschäftigten in der verbleibenden Zeit. Die Warenhauskette führe derzeit Gespräche mit dem Betriebsrat, um einen Interessenausgleich und Sozialplan abzuschließen, heißt es weiter.
Am 30. Oktober stimmte das Bundeskartellamt dem Erwerb einiger Real-Märkte durch die Supermarktkette Rewe zu, wie die „Kreiszeitung“ berichtet. Damit sicherte sich der zweitgrößte Lebensmitteleinzelhändler insgesamt 20 Real-Filialen. Laut der Deutschen Presse-Agentur kontrolliert der Finanzinvestor SCP die 15 neuen Standorte.
(Mit Material von dpa)
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