Trotz Finanzspritze: Deutscher Wasserstoff-Pionier insolvent
Grüner Wasserstoff soll nach den Plänen der Bundesregierung ein wichtiger Bestandteil der deutschen Energiewende sein. Unternehmen, die sich früh in dieser Branche engagiert haben, sollten sich daher im Aufwind befinden. Doch Ende März hat ausgerechnet der deutsche Wasserstoff-Pionier Hoeller Electrolyzer überraschend einen Insolvenzantrag gestellt.
Für das Hightech-Unternehmen aus Wismar in Mecklenburg-Vorpommern gibt es bereits mehrere Übernahmeinteressenten. Das geht aus einer Pressemitteilung der Anwaltskanzlei Anchor Rechtsanwälte hervor. Das Amtsgericht Schwerin ernannte den Rechtsanwalt Remo Kruse von Anchor zum vorläufigen Insolvenzverwalter.
Das Auf und Ab von Hoeller
Erst vor knapp zwei Jahren hat der Rolls-Royce-Konzern Hoeller mit einer kräftigen Finanzspritze unterstützt. Der britische Luxusautohersteller, der auch Triebwerke produziert, übernahm damit die Mehrheit des Wasserstoff-Unternehmens, wie die „Wirtschaftswoche“ berichtet.
Damals lobte Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer noch Hoellers „Pionierarbeit“: „Mit dem namhaften Investor im Boot kann das Unternehmen künftig Innovationen in dem wirtschaftlich stark nachgefragten Bereich erneuerbarer Energien noch stärker vorantreiben.“
Keine zwei Jahre später kam die überraschende Ernüchterung. Bereits wenige Tage nach dem Insolvenzantrag wurde ein strukturierter Investorenprozess in die Wege geleitet. „Es gibt bereits jetzt eine erfreuliche Resonanz von qualifizierten Interessenten für das Unternehmen und seine herausragende Technologie“, verkündete Kruse. Die Reaktionen stimme ihn zuversichtlich, dass für Hoeller eine langfristige Lösung gefunden werden könne.
Der Insolvenzverwalter hat mittlerweile die Insolvenzgeldvorfinanzierung in die Wege geleitet, um sicherzustellen, dass Löhne und Gehälter gezahlt werden können.
Was ist die Ursache für die Insolvenz
Welche Umstände konkret zu der finanziellen Notlage führten, ist derzeit noch unbekannt. Auch Kruse hat hierzu noch keine Erkenntnisse. „Der Fokus liegt zunächst auf der Stabilisierung und Erhaltung der Produktentwicklung“, teilte er der „Wirtschaftswoche“ mit.
Rolls Royce gab den Hinweis, dass die Entwicklung auf einen Konflikt zwischen den Gesellschaftern zurückzuführen ist. „Die Verhandlungen zwischen Rolls-Royce und dem weiteren signifikanten Anteilseigner der Hoeller Electrolyzer GmbH über eine Weiterführung des Geschäfts der Hoeller Electrolyzer GmbH haben trotz unserer intensiven Bemühungen und dem Angebot verschiedener Optionen zu keiner Lösung geführt.“
Betrieb bleibt aktiv
Trotz der Krise bleibe das Vertrauen in die Technologie aber bestehen. Der britische Investor ist fest von dem großen Marktpotenzial überzeugt. Demnach wolle Rolls-Royce, welches zum BMW-Konzern gehört, nun mit Kruse und den anderen Beteiligten konstruktive Lösungsansätze finden.
Hoeller Electrolyzer wurde im Jahr 2016 gegründet. Das Unternehmen ist in der Branche bekannt dafür, besonders effiziente Elektrolyse-Systeme zur Wasserstoffherstellung zu entwickeln. Derweil werde Hoeller seinen Betrieb aufrechterhalten.
Die 15 Mitarbeiter des Unternehmens arbeiten momentan an der Entwicklung von „Prometheus“. Das ist ein Prototyp eines Elektrolyse-Systems, das grünen Wasserstoff herstellen soll. Hierbei wird mit Strom aus den sogenannten erneuerbaren Energiequellen normales Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Wasserstoff soll künftig ein wichtiger Energieträger sein.
Das Unternehmen will verschieden große, gestapelte Elektrolysezellen – sogenannte PEM-Elektrolyse-Stacks – konstruieren. Dadurch soll laut der Website eine Nennleistung von bis zu 1,4 Megawatt pro Einheit möglich sein. Diese Speicherkapazität wäre dabei für 140 durchschnittliche Elektroautos ausreichend.
Kruse wies in der „Ostsee-Zeitung“ auf die Bedeutung des Unternehmens hin: „Mit der Entwicklung ihrer patentierten Technologie hat sich die Hoeller Electrolyzer GmbH auch international als Spezialist positioniert.“ Das Unternehmen habe sich zum Ziel gesetzt, Prometheus schon in den nächsten Monaten zur industriellen Marktreife zu führen.
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