Insolvenz-TICKER | Baywa-Konzern will 1.300 Stellen streichen
Hohe Energiepreise, zurückhaltende Konsumstimmung, klimapolitischbedingter Umbau der Wirtschaft. Das alles stellt die Unternehmen in Deutschland vor Herausforderungen. Seit Monaten dominieren Meldungen über Insolvenzen und massiven Stellenabbau.
„Wir erleben gerade eine schleichende Deindustrialisierung“, schreibt der Finanzexperte Rolf B. Pieper in der Epoch Times. Der Standort Deutschland weist in verschiedenen Bereichen Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu anderen Industrieländern auf.
In die Insolvenz gehen inzwischen auch Unternehmen, die bis vor einem Jahr noch gute wirtschaftliche Erfolge erzielen konnten. Der Ticker wird fortlaufend ergänzt.
4. Dezember 2024
13:10 Uhr
Baywa-Konzern will 1.300 Stellen streichen
Der in einer tiefen Krise steckende Münchner Mischkonzern Baywa will im Zuge seiner Sanierung 1.300 Stellen abbauen. Das soll hauptsächlich die zentrale Verwaltung treffen, die damit rund 40 Prozent ihrer Stellen verlieren soll, wie das Unternehmen mitteilte. Von den gut 400 Standorten sollen 26 geschlossen, das Auslandsgeschäft durch Verkäufe internationaler Beteiligungen geschrumpft werden. Das Sparprogramm hat die Unternehmensberatung Roland Berger ausgearbeitet.
Die Baywa ist unter anderem der größte deutsche Agrarhändler, der Konzern spielt eine bedeutende Rolle für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Von den 8.000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 6.700 erhalten bleiben. Rechnerisch bedeutet dies, dass das Unternehmen über 16 Prozent seiner Belegschaft abbauen will.
Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat haben laut Unternehmen begonnen, der Vorstand hofft auf eine Einigung bis Ende März 2025. Auf dem Konzern lasten Schulden in Milliardenhöhe, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt.
30. November 2024
14:58 Uhr
BayWa: Gutachter bestätigt Sanierungsfähigkeit
Der hoch verschuldete BayWa-Konzern kann sich laut Sanierungsgutachter durch Gesundschrumpfung retten. In einem zweiten Entwurf des im Juli in Auftrag gegebenen Gutachtens wird die „Sanierungsfähigkeit“ des unter einem Schuldenberg leidenden Münchner Unternehmens bestätigt. Das teilte die Baywa in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit.
Alle vier Geschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik können demnach erhalten bleiben, das Sanierungskonzept sieht jedoch den Verkauf „bestimmter wesentlicher, insbesondere internationaler Beteiligungen“ vor.
Außerdem fordern die Gutachter eine „organisatorische Verschlankung“ und zahlreiche operative Einsparmaßnahmen. Frisches Geld bringen soll als ein weiterer Baustein die Ausgabe neuer Aktien mit Bezugsrecht für die bisherigen Aktionäre. Die Sanierung soll Ende Dezember 2027 abgeschlossen sein.
Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene BayWa ist der größte deutsche Agrarhändler und für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung vor allem im Süden und Osten Deutschlands von Bedeutung. Hauptaktionäre sind die Beteiligungsgesellschaften der Volks- und Raiffeisenbanken in Bayern und Österreich.
In den ersten neun Monaten summierte sich der Nettoverlust des 101 Jahre alten Traditionsunternehmens auf knapp 641 Millionen Euro. Die Finanzaufsicht BaFin überprüft seit knapp drei Wochen den Jahresüberschluss 2023, weil das Unternehmen möglicherweise seine finanziellen Risiken schönte.
29. November 2024
14:55 Uhr
Hotelkette ACHAT meldet Insolvenz an
Die Mannheimer Hotelkette ACHAT hat Insolvenz angemeldet. Der Geschäftsbetrieb an den 50 Standorten mit insgesamt über 5.800 Zimmern geht aber weiter, wie das Unternehmen mitteilte. Das Amtsgericht Mannheim ordnete eine vorläufige Eigenverwaltung für die ACHAT Hotel- und Immobilienbetriebsgesellschaft mbH an, wie es über das Portal Insolvenzbekanntmachungen.de mitteilte. Jetzt stehen 1.300 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Das Unternehmen zählte laut „Bild“ in der Branche zu einem der am schnellsten wachsenden. Noch im vergangenen Jahr habe es Rekordergebnisse gefeiert und neue Hotels eröffnet.
Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt der Geschäftsführung die Möglichkeit, mit Unterstützung eines gerichtlich bestellten Sachwalters eigenständig daran zu arbeiten, das Unternehmen zu stabilisieren und zu sanieren.
14:36 Uhr
Tupperware verkündet Insolvenz
Die deutsche Tochter des Frischhaltedosen-Spezialisten Tupperware hat Insolvenz angemeldet. Angekündigt hatte dies ein durch die Muttergesellschaft in den USA eingeleitetes Verfahren im September. Damit wollte sie sich vor Gläubigern schützen, denen Tupperware Beträge in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar schuldet.
Tupperware steht inzwischen zum Verkauf. Der Konzern will damit die Marke schützen und sich gleichzeitig zu einem fortschrittlicheren Unternehmen entwickeln. In Deutschland hatte Tupperware im Jahr 2022 noch 79 Mitarbeiter.
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Die Herstellung der Produkte für Tupperware findet ausschließlich außerhalb Deutschlands statt und diese werden dann hierher geliefert. Daher ist der Standort Deutschland vom US-Konzern und der Schwestergesellschaft in der Schweiz abhängig.
„Das heißt auch, dass ohne die Belieferung durch diese Gesellschaften keine Umsätze durch die Tupperware Deutschland GmbH erzielt werden können. Das beschriebene Geschäftsmodell wäre nicht mehr aufrechtzuerhalten“, heißt es in einem Geschäftsbericht von vor zwei Jahren.
14:22 Uhr
Deutscher Automobilzulieferer in der Krise
Die Wirtschaftskrise in Deutschland trifft inzwischen immer mehr Unternehmen in der Automobilbranche. Jetzt hat das Traditionsunternehmen Gerhardi Kunststofftechnik GmbH Insolvenz beantragt. Der deutsche Zulieferer hat am 25. November den Antrag dafür eingereicht.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen besteht bereits seit 228 Jahren. Es stellt verschiedene Kunststoffkomponenten für Autos her. Diese kommen entweder bei der Karosserie oder dem Innenraum zum Einsatz.
An den fünf Standorten von Gerhardi sind rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Firmenstandorte befinden sich in Ibbenbüren, in Altena-Rosmart und in Montgomery in den USA.
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
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