Stromverbrauch durch TikTok: „Norwegische Energiepolitik in ihrer absurdesten Form“

TikTok benötigt dringend mehr Speicherplatz. Jetzt gab das Unternehmen in Norwegen ein riesiges Rechenzentrum in Auftrag. Die Anlage ist umstritten: So viel erneuerbare Energie für „chinesische Tanzvideos“?
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Die Darstellung eines Rechenzentrums im Inneren. (Symbolbild)Foto: iStock
Von 29. März 2023

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Der norwegische Entwickler von Datenzentren Green Mountain hat mit TikTok einen Vertrag über ein neues Rechenzentrum in Norwegen unterzeichnet.

Die Anlage wird im Heggvin Næringspark in den Gemeinden Hamar und Løten errichtet, Investitionen sollen in zweistelliger Milliardenhöhe fließen. Insgesamt sind fünf Gebäude mit einer Kapazität von jeweils 30 Megawatt geplant, was den Standort zum größten Rechenzentrumscampus Norwegens machen würde.

Das erste Gebäude soll laut Angaben des Unternehmens Green Mountain bis November 2023 fertiggestellt werden. Zunächst habe TikTok einen ersten Vertrag über drei Gebäude und 90 Megawatt Kapazität unterzeichnet – mit der Option der Kapazitätserweiterung auf 150 Megawatt bis 2025.

TikTok selbst teilte am 8. März mit, dass das neue Rechenzentrum in Norwegen sowie ein zweites Rechenzentrum in Dublin dazu beitragen werden, dass europäische Daten lokal und nicht außerhalb Europas gespeichert werden.

„Wir sind dankbar für das Vertrauen von TikTok“

„Die Region Hamar ist ein idealer Standort für unsere Rechenzentren. Hier gibt es einen Überschuss an erneuerbarer Energie, bereits in Zonen eingeteilte Landflächen und kompetente Arbeitskräfte“, schwärmt der CEO von Green Mountain, Svein Atle Hagaseth.

Der Standort werde nach den hohen Nachhaltigkeitsstandards von Green Mountain gebaut und betrieben, teilt das Unternehmen auf seinem Blog mit. Dies umfasse alles von der Nutzung erneuerbarer Energien über zertifizierte grüne Gebäude bis hin zur potenziellen Wiederverwendung von Abwärme.

„Dies ist das erste Hyperscale-Rechenzentrum dieser Größenordnung in Norwegen und wir sind dankbar für das Vertrauen von TikTok in das Projekt. Der Standort wird zu einem echten Beispiel für unsere Vision, den grünen Standard zu setzen“, so Hagaseth weiter. Laut dem CEO von Green Mountain werde das Projekt viele neue Arbeitsplätze schaffen und werde in der Region sehr begrüßt.

So viel Energie für chinesische Tanzvideos?

Doch nicht alle sind von der Idee so überzeugt wie CEO Hagaseth. Seit deren Bekanntwerden sind einige politische Debatten über die angekündigte Investition in Norwegen hinsichtlich der Fragen der Datensicherheit und des Energieverbrauchs in Gang gesetzt worden, wie die Zeitung „E24“ kürzlich berichtete.

So kommt die Nachricht des geplanten Rechenzentrums bei der Gewerkschaft Industri Energi nicht gut an.

Der Einsatz riesiger Mengen norwegischer erneuerbarer Energie an einer Handvoll Arbeitsplätze, um chinesische Tanzvideos zu produzieren, ist Wahnsinn“,

sagt Frode Alfheim, der Chef der Gewerkschaft. „Der Strom wird für Unternehmen benötigt, die bleibende Werte und viele Arbeitsplätze schaffen“, so Alfheim weiter.

Die Gewerkschaft warnte davor, sauberen norwegischen Strom für diese Zwecke zu missbrauchen. Ferner befürchten Teile der Branche Stromknappheit und hohe Strompreise. Prognosen zufolge werde der Stromverbrauch in Norwegen in den kommenden Jahren deutlich stärker ansteigen als die Erzeugung. Das norwegische Energieunternehmen Statnett schätzte, dass es im Jahr 2027 zu einem Stromdefizit kommen könnte.

Für Alfheim sei das Vorhaben eine „erschreckende Stromverschwendung, die Industrie, Wirtschaft und Menschen in der gesamten Region torpediert“. Der Gewerkschaftschef ist überzeugt: „Das ist norwegische Energiepolitik in ihrer absurdesten Form.“

Laut „E24“ würde das neue Rechenzentrum von Green Mountain bis zu 150 Megawatt Leistung im Stromnetz vereinnahmen, was ungefähr einem Prozent des gesamten Stromverbrauchs Norwegens gleich kommt.

CEO von Green Mountain weist Kritik zurück

Alfheim bezeichnet TikTok als chinesische Spionage-App. Er wies darauf hin, dass die USA ein Verbot der App erwägen und Justizministerin Emilie Enger Mehl nach Kritik die TikTok-App von ihrem Diensthandy gelöscht habe.

Green Mountain-CEO Svein Atle Hagaseth weist jedoch die Kritik der Gewerkschaft entschieden zurück. „Wir haben eine Vereinbarung mit TikTok Norwegen unterzeichnet. Keines dieser TikTok-Unternehmen ist in China registriert. Und TikTok ist ein international registriertes Unternehmen“, sagt Hagaseth gegenüber „E24“.

Das Unternehmen sei sich der Kritik gegen TikTok bewusst, doch gerade mit dem jetzigen Vorhaben wollten sie zeigen, dass europäische Daten in Europa bleiben, sagt er. Green Mountain nehme diese Dinge sehr ernst.

Auch was die Kritik angehe, dass das Rechenzentrum im Vergleich zu anderen Unternehmen nur wenige Arbeitsplätze bieten würde, entgegnet er: „Was die Arbeitsplätze betrifft, so wird dieses Projekt rund 350 dauerhafte Arbeitsplätze in der Betriebsphase und 8.300 Mannjahre in der Bauphase schaffen.“



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