Schulden und Sorgen: Die finanziellen Folgen von Corona für die Menschen in Deutschland
Jeder fünfte deutsche Haushalt klagt über einen Einkommensverlust von 30 bis 50 Prozent. Acht Prozent berichten, mehr als die Hälfte ihrer Einkünfte verloren zu haben. In Deutschland haben vier von zehn Haushalten durch die Corona-Pandemie finanzielle Einbußen erlitten. Die Folgen von Corona in Deutschland sind unübersehbar.
Überhaupt blicken viele Deutsche sorgenvoll in die Zukunft. 28 Prozent befürchten, aufgrund der Krise bald in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten und sich verschulden zu müssen. Elf Prozent der Haushalte haben bereits Ratenzahlungen laufender Konsum-, Immobilien- oder Autokredite gestundet.
Die Zahlen stammen aus einer Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, über die der „Spiegel“ berichtet. 37 Prozent der Befragten gaben demnach an, weniger Geld zur Verfügung zu haben als vor dem Ausbruch der Pandemie.
Schuldenstress und Angstgefühle
Doch nicht nur die reale Schuldensituation hat sich dramatisch verändert. Auch das subjektive Gefühl, unter Schuldenstress zu leiden, hat zugenommen: Gaben im Oktober 2016 zehn Prozent der Befragten an, häufiger unter Schuldenstress zu stehen, stieg dieser Wert im August 2020 um einen Prozentpunkt.
Sollten die Menschen langfristig auf Teile ihres Einkommens verzichten müssen, rechnen wir mit einem starken Anstieg der überschuldeten Verbraucher.“
(Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung)
Allerdings mache die Krise die Deutschen auch vorsichtiger beim Aufnehmen neuer Schulden, zeigt die Umfrage. 2016 lehnten noch 24 Prozent der Befragten Schulden generell ab. Dieser Anteil stieg im Corona-Jahr auf 35 Prozent an.
Stundung und Ratenzahlung von GKV-Beiträgen
Auch die gesetzlichen Krankenkassen klagen über die Folgen der Coronakrise, über verspätet bezahlte Beiträge der Versicherten, hohe Kosten für Schutzmaßnahmen und eine unsichere Finanzplanung.
Allein bei der Techniker Krankenkasse (TK) habe sich die Zahl der Stundungsanträge bei den Beiträgen, „um das 60-fache erhöht“, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montagausgaben). „Auch die Zahl der Anträge auf Ratenzahlung ist 100 Mal so hoch wie vorher“, das sei „ein dramatischer Anstieg im Vergleich zum Schnitt der Vorjahre“.
Finanzprobleme und Beitragserhöhungen
Die Anträge kämen etwa von wirtschaftlich angeschlagenen Arbeitgebern, sagte der Chef von Deutschlands größter Krankenkasse. Die TK zählt rund zehn Millionen Versicherte bundesweit. Zugleich rechnet Baas wegen der Pandemie mit einer deutlichen Erhöhung der Beitragssätze über das Jahr 2021 hinaus.
Die Beiträge werden in den kommenden Jahren erheblich steigen.“
(Jens Baas, TK-Vorsitzender)
Die aktuell geplante Erhöhung um durchschnittlich 0,2 Prozent werde das aktuelle Finanzproblem der Kassen „vielleicht aufschieben, aber nicht lösen“.
Hohe Kosten für Coronamaßnahmen
Auch könnten die gesetzlichen Krankenversicherungen ihre Rücklagen nur einmal abbauen, „dann sind sie weg“. Laut Baas entstehen den Kassen in der derzeitigen Pandemie hohen Ausgaben „durch die Schutzmaßnahmen, die die gesetzliche Krankenversicherung finanziert, wie den Aufbau von Intensivbetten oder den Kauf von Schutzausrüstung“.
Die Behandlung von Corona-Patienten falle hingegen finanziell „kaum ins Gewicht“. (dts/sm)
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