Schlechte Bilanz: E-Autos bereiten Autovermieter Hertz Probleme
Der US-Autovermieter Hertz macht im Hinblick auf die Mobilitätswende einen aufsehenerregenden Schritt – jedoch in eine unerwartete Richtung. Das Unternehmen will rund ein Drittel seiner weltweiten E-Autoflotte verkaufen. Stattdessen will sich der Konzern wieder mehr Verbrennermodelle zulegen.
Der Hauptgrund liegt in der fehlenden Nachfrage nach den elektrisch betriebenen Fahrzeugen. Die Maßnahme werde Angebot und erwartete Nachfrage besser ins Gleichgewicht bringen. Das erklärte Hertz am Donnerstag, 11. Januar, im US-Bundesstaat Florida. Dennoch werde Hertz grundsätzlich an seiner E-Strategie festhalten.
Unternehmensziel rückt in weite Ferne
Der Autovermieter hatte im Oktober 2021 die Bestellung von 100.000 E-Autos von Tesla angekündigt. Diese E-Autos sollten bis Ende 2022 geliefert und in die Flotte integriert werden. Bis heute sind es allerdings erst 60.000, von denen wiederum nun 20.000 verkauft werden.
Im April 2022 kündigte Hertz daraufhin an, dass das Unternehmen 175.000 weitere Elektroautos bei General Motors und 65.000 bei Polestar bestellen wolle. Polestar ist ein börsennotiertes Unternehmen der Automobilhersteller Volvo Car Corporation und Geely. Doch im vergangenen Jahr zeigte sich der Autovermieter dann ernüchtert und wollte den Anteil von Elektroautos langsamer ausbauen.
In seinem Jahresbericht 2022, den Hertz im vergangenen Februar veröffentlicht hatte, hatte das Unternehmen das Ziel verkündet, dass bis Ende 2024 ein Viertel seiner gesamten Flotte aus E-Autos bestehen soll. Derzeit sind laut „Der Mobilitätsmanager“ rund 80 Prozent der E-Auto-Flotte von Hertz Tesla-Fahrzeuge. Diese machen insgesamt 11 Prozent des Gesamtfuhrparks aus. Somit liegt der gesamte E-Anteil bei rund 13,7 Prozent.
Vor gut einem Jahr bestand die Hertz-Gesamtflotte weltweit aus 550.000 Autos. Ein Viertel davon wären 137.500, was der Konzern aufgrund des derzeitigen Rückwärtstrends bis Jahresende wohl deutlich verfehlen wird.
Zu hohe Reparaturkosten
Ein weiterer Grund für den Schritt seien laut Hertz die verhältnismäßig hohen Instandhaltungskosten für die E-Autos. So seien die Ausgaben für Reparaturen nach Unfällen laut Hertz bei Elektroautos im vierten Quartal auffallend hoch gewesen, wie das „Handelsblatt“ berichtet.
Stephen Scherr, CEO von Hertz erklärte dazu kürzlich: „Kollisions- und sonstige Schadensreparaturen an einem Elektrofahrzeug kosten oft etwa doppelt so viel wie bei einem vergleichbaren Automobil mit Verbrennungsmotor.“ Das Unternehmen sagte weiter: „Entsprechend unterstützt das die Entscheidung, die Elektroauto-Flotte zu reduzieren.“
Doch der Verkauf der 20.000 Fahrzeuge birgt wiederum ein Verlustgeschäft in sich. Hertz verwies hierbei darauf, dass wiederholte Preissenkungen von Tesla auch den Wiederverkaufswert von Flotten-Fahrzeugen gesenkt hätten.
Hertz nimmt dafür eine zusätzliche Abschreibung von 245 Millionen Dollar (223,5 Millionen Euro) in Kauf. Pro Fahrzeug ergibt sich daraus eine durchschnittliche Wertminderung von rund 12.250 US-Dollar (11.175 Euro) pro Fahrzeug. Hertz ist jedoch der Ansicht, dass der operative Gewinn durch den Umstieg wieder steigen werde.
Hertz-Chef Stephen Scherr sagte dem Finanzdienst Bloomberg, es habe sich als schwieriger als erwartet herausgestellt, die höheren Kosten rund um den Betrieb von Elektroautos zu drücken. In Zukunft werde Hertz aufmerksam die Nachfrage beobachten, bevor man entscheide, mehr Elektrofahrzeuge zu kaufen.
Speziell in den USA, wo Hertz einen Großteil seines Geschäfts macht, hat sich die Verbreitung von E-Autos zuletzt deutlich langsamer entwickelt als erwartet. Ein Grund dafür sind die Kraftstoffpreise, die in den vergangenen Monaten gesunken sind.
Das hat die Nachfrage nach Verbrennermodellen begünstigt. Zudem fehlt es an Ladestationen, und die Fahrzeuge sind in der Anschaffung verhältnismäßig teuer. Hertz ist einer der größten Leihwagenfirmen weltweit und vermietet Fahrzeuge unter anderem auch unter den Firmennamen Dollar und Thrifty.
Was macht die Konkurrenz?
Der Konkurrent Sixt ist mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Sixt hatte bereits mitgeteilt, aufgrund der gesunkenen Wiederverkaufswerte keine E-Fahrzeuge mehr von Tesla zu vermieten.
Das Unternehmen berief sich dabei ebenfalls auf höhere Reparaturkosten. Die übrigen E-Autos will Sixt stetig aus der Flotte nehmen. Neue E-Fahrzeuge will Sixt nicht mehr kaufen. Ende 2023 zählte Sixt noch rund 3.000 E-Autos in seiner Flotte.
Der Autovermieter Europcar mit seinem Hauptsitz in Paris setzt hingegen weiter auf E-Mobilität. Derzeit sieht der europäische Konzern keinen Bedarf, seine bisherige Flottenstrategie abzuändern, wie eine Sprecherin kürzlich erklärte. Bei Europcar liege der Anteil an E-Fahrzeugen aktuell bei zwölf Prozent der Gesamtflotte.
(Mit Material der Agenturen)
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