Ausbau von E-Ladestationen steigt – aber warum flüchten die Investoren?

Obwohl immer mehr Ladestationen in den USA entstehen, brechen die Börsenkurse der führenden Unternehmen ein. Was steckt dahinter?
Aktien von Firmen für E-Ladestationen im Sinkflug: Investoren sind sauer
Eine öffentliche Ladesäule. In den USA haben die Aktien der Unternehmen, die diese Infrastruktur errichten, 2023 teils enorm an Wert eingebüßt.Foto: iStock
Von 2. Januar 2024

Der Ausbau der Ladestationen für Elektrofahrzeuge in den USA gewinnt an Fahrt. Große Unternehmen der Branche haben volle Auftragsbücher. Allerdings sind deren Aktienkurse im vergangenen Jahr deutlich eingebrochen.

Hierbei sind drei US-Unternehmen nennenswert: ChargePoint, Blink Charging und EVgo.

Drastische Kurseinbrüche, …

ChargePoint mit Sitz in San Francisco ist inzwischen der größte Anbieter der Welt, gemessen an der Anzahl der Ladestationen. In den vergangenen zwölf Monaten verlor dessen Aktienkurs über 75 Prozent an Wert, laut dem Portal „finanzen.net“. Zudem verfehlte das Unternehmen die Umsatzprognosen für das dritte Quartal, wie das „Wall Street Journal“ berichtete.

Blink Charging erlebte einen ebenso starken Absturz. Seit Anfang Januar 2023 verlor die Aktie rund 69 Prozent. Deutlich besser – aber auch mit einem Minus von knapp 13 Prozent – schnitt EVgo ab.

… aber nicht in Deutschland

In Deutschland haben die führenden Inhaber von öffentlichen Ladestationen jedoch keinen großen Aktieneinbruch erlitten. Die Top drei der Betreiber mit je gut 2.400 bis gut 5.500 Ladepunkten (Stand: 1. September 2023) sind EnBW, E.ON, und Tesla. Insgesamt gibt es über 7.100 Betreiber von öffentlichen Ladestationen in Deutschland.

Es könnte daran liegen, dass sie sich nicht ausschließlich auf Ladesäulen spezialisiert haben. Im Gegensatz zu den oben genannten US-amerikanischen Konzernen sind etwa EnBW und E.ON große Energieunternehmen und Tesla produziert bekanntermaßen in vielen Ländern Elektrofahrzeuge.

Außerdem gibt es in den Bundesländern Förderungen für den Bau von Ladestationen. Zusätzlich können die Betreiber für den in Umlauf gebrachten Ladestrom eine Treibhausgas (THG)-Quote verkaufen, da die Bundesregierung den Ausbau der Ladeinfrastruktur als Maßnahme sieht, um Treibhausgase zu reduzieren. Diese THG-Quote kaufen beispielsweise Unternehmen, die mit fossilen Kraftstoffen handeln.

Es fehlt an Gewinnen

Doch zurück in die USA: Erschwerend kommt für die dortige Ladebranche hinzu, dass sich das bisher rasante Wachstum der US-Verkaufszahlen für E-Autos inzwischen verlangsamt hat. Zu den Herausforderungen zählen die Unzufriedenheit der Kunden über die wirtschaftliche Entwicklung, gestiegene Kosten und die verzögerte Auslieferungen von E-Autos an Kunden.

Brendan Jones, Geschäftsführer von Blink Charging, bringt es auf den Punkt:

Ich glaube, die Investoren sind der mangelnden Rentabilität der Branche überdrüssig geworden.“

Er fügte hinzu, dass die Aktien von Ladestationen viel zu hoch bewertet waren. Das zeigen besonders die Aktienkurse von ChargePoint und EVgo.

Der größte Ladestromanbieter verlor seit seinem Börsendebüt im April 2022 bis heute satte 88,2 Prozent (Stand: 2. Januar 2024). Nach gut einem Monat korrigierte sich der Aktienwert von anfangs rund 15 US-Dollar auf rund neun US-Dollar. Ähnliches Bild bei EVgo: Kurz nach Börsenstart im Juli 2021 korrigierte sich die Aktie von gut 15 US-Dollar auf unter acht US-Dollar.

Führungskräfte von EVgo teilten kürzlich mit, dass sie „in den nächsten paar Jahren“ profitabel sein wollen. ChargePoint und Blink sind da optimistischer. Sie gehen davon aus, dass ihr bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Wertberichtigungen bis Ende 2024 positiv sein wird.

Die Rolle von Tesla und den Ölgiganten

Auch Tesla engagiert sich intensiv beim Ausbau der Ladestationen. Der Marktführer für Elektrofahrzeuge errichtet derzeit kontinuierlich Ladestationen für seine eigenen Fahrer. Im Laufe dieses Jahres soll das Tesla-Netz in den USA dann auch für andere Fahrzeugtypen zur Verfügung stehen.

Tesla hat im vergangenen Jahr in den Vereinigten Staaten jeden Monat durchschnittlich 483 neue Schnellladestationen, sogenannte Supercharger, in Betrieb genommen. Damit übertrifft der von Elon Musk gegründete Konzern alle anderen Ladenetzwerke zusammen. Allerdings machte Tesla keine Angaben zur finanziellen Bilanz seines Ladegeschäfts. Das Unternehmen hat einen großen Vorsprung, da es etwa zwei Drittel der Schnellladestationen in den USA besitzt.

Langfristig wird sich der US-Markt für E-Ladestationen wahrscheinlich „in Richtung von Unternehmen mit soliden Finanzbilanzen konsolidieren“, wie etwa Automobilhersteller und Öl- und Gasunternehmen. Das vermutet der Analyst Brett Castelli des US-Analyseunternehmens Morningstar. Denn auch die Ölgiganten BP und Shell, aber auch Einzelhändler wie Walmart beteiligen sich bereits am Ausbau der Infrastruktur für Ladestationen.

Aber auch Autoriesen wie GM, Kia und Mercedes-Benz sehen Potenzial im Ladesäulennetz und beteiligen sich am Ausbau.



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