Samsung: Mit Künstlicher Intelligenz wieder zum Marktführer?

Analysten sehen gute Chancen, dass Samsung seinen verlorenen Spitzenplatz bei Mobiltelefonen zurückerobern kann. Das neu vorgestellte KI-Telefon S24 könnte die Branche revolutionieren – und den Beginn der mobilen KI einläuten.
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So sehen die Modelle des Galaxy S24 mit Künstlicher Intelligenz aus. Vorgestellt hat es Samsung bei einer Medienveranstaltung in der Silicon-Valley-Stadt San Jose, Kalifornien, am 17. Januar 2024.Foto: Glenn Chapman/AFP via Getty Images
Von 22. Januar 2024

Bei Samsung läuft es derzeit nicht so rund. Nachdem der Elektronikriese das sechste Quartal in Folge einen Rückgang des operativen Gewinns zu verzeichnen hatte, verlor er vor Kurzem auch noch seine Position als Marktführer für Mobiltelefone an Apple. Und das, obwohl ein iPhone 2,5-mal mehr kostet als ein durchschnittliches Mobiltelefon.

Doch mit KI-Technologie (Künstliche Intelligenz) will der südkoreanische Konzern zurück an die Spitze kommen.

Der Gewinn aus der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im vierten Quartal 2023 fiel im Jahresvergleich um 35 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro (2,8 Billionen Won). Das teilte der Smartphone-Riese in einer Börsenmitteilung mit. Grund sei die Kaufzurückhaltung der Verbraucher. Die Zahlen sind allerdings noch vorläufig. Das Unternehmen will seine Bilanzzahlen zum letzten Quartal von 2023 laut dem Portal Finanzen.net am 31. Januar vorstellen.

Die Zahlen für die Monate Oktober bis Dezember lagen unter den Markterwartungen. Analysten rechneten damit, dass sich der operative Verlust in der Halbleitersparte von Samsung im vergangenen Jahr auf 1,37 Milliarden Euro (2 Billionen Won) beläuft, hieß es.

Samsung will mit KI-Offensive aufholen

Apple hat sein neuestes Mobiltelefon traditionsgemäß im September vorgestellt; Samsung macht dies gewöhnlich zum Jahresanfang, so auch dieses Jahr.

Doch mit der aktuellen Vorstellung des neuen Samsung Galaxy S24 prophezeit der Konzern eine kleine Revolution für den gesamten Markt der Mobiltelefone. TM Roh, der Chef der Mobilgerätesparte von Samsung, erklärte laut der „Wirtschaftswoche“:

Das S24 ist der Start des KI-Phones. So wie früher das Internet und dann das Smartphone wird KI die gesamte IT-Branche antreiben, vor allem mobile KI.“

Analysten vermuten, dass Samsung aufgrund der Künstlichen Intelligenz im neuen S24 in diesem Quartal wieder an Apple vorbeiziehen wird. Roh setzt dabei vor allem auf Europa.

„Wir erwarten hier zweistelliges Wachstum bei den Verkäufen gegenüber der Vorgängerreihe“, teilte er mit. In der S24-Serie soll die KI-Software unter anderem Bilder verbessern, Texte zusammenfassen und Unterhaltungen übersetzen.

Samsung inszenierte die Premiere mit Lichtshow auf großer Bühne im Silicon Valley, gerade einmal ein Dutzend Kilometer von der Apple-Zentrale entfernt. Markantes Detail der neuen Generation: Der kantige Rahmen der Basisvarianten S24 und S24+ erinnert sehr stark an die Konturen jüngster iPhones.

Roh versprach in der Arena, in der sonst das Eishockey-Team San Jose Sharks spielt, KI-Innovationen, die das Leben einfacher machen sollen. Sein Anspruch: Samsung werde den „globalen Standard für mobile Künstliche Intelligenz setzen“. Und das S24 sei „das erste KI-Telefon“.

Samsung

Besucher betreten den Samsung-Stand auf der CES 2024, die weltweit größte jährliche Fachmesse für Verbrauchertechnologie in Las Vegas. Dort wird die digitale Botschaft „AI for All“ angezeigt. Foto: Ethan Miller/Getty Images

KI bleibt nicht kostenlos

Die S24-Reihe bietet unter anderem Echtzeitübersetzungen von Telefonanrufen und Unterhaltungen in 13 Sprachen, darunter Deutsch. Die Software soll Spiegelungen in Fotos entfernen können. Herkömmliche Videos können nachträglich in Zeitlupenaufnahmen umgewandelt werden – die Software erstellt dafür künstlich zusätzliche Bilder.

Einige KI-Funktionen wie die Computerübersetzung bei Telefonanrufen basieren auf hauseigener Entwicklung bei Samsung. Für andere lieferte KI- und Suchmaschinenschwergewicht Google als Kooperationspartner viel von seiner Technologie.

Ein Beispiel ist eine Suchfunktion, für die es reicht, ein Wort, einen Satz oder ein Objekt auf dem Bildschirm des Mobiltelefons zu umkreisen. Schon tauchen am unteren Ende des Displays Ergebnisse der Google-Suche auf. Der Internetkonzern bringt die Funktion auch auf sein hauseigenes Mobiltelefon Pixel 8.

TM Roh ließ zugleich durchblicken, dass in der Zukunft nicht mehr alle Funktionen auf Basis Künstlicher Intelligenz kostenlos bleiben dürften.

Einige Kunden dürften bereit sein, für fortgeschrittenere Funktionalität Geld zu bezahlen, sagte der Samsung-Manager. Basislösungen könnten dagegen weiter gratis angeboten werden. Wo die Trennlinie zwischen Gratis- und Bezahl-KI verlaufen wird, müsse auf Grundlage vieler verschiedener Faktoren entschieden werden.

Samsung stellt sich auf eine lange Lebenszeit der Geräte ein: Neue Mobiltelefone sollen sieben Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgt werden.

Sammeln von Gesundheitsdaten

Mit einem vernetzten Ring will Samsung zudem ein weiteres Gerät zum Sammeln von Gesundheitsdaten auf den Markt bringen. Der Ring werde voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen, sagte der Chef von Samsungs Gesundheitsgeschäft, Hon Pak.

Das Gerät sei unter anderem für diejenigen Kunden gedacht, die auch im Schlaf Informationen sammeln wollten, aber keine Lust hätten, dafür nachts eine Computeruhr zu tragen.

Bei Details wie konkreten Funktionen oder dem Preis hält sich Samsung bedeckt. Der extrem leichte Ring hat eine Hülle aus Titan. Ringe anderer Anbieter können unter anderem Puls und Aktivität messen.

Samsung mit seinen Hunderten Millionen Nutzern könnte der Produktkategorie einen stärkeren Schub geben, als es bisher die aktiven kleineren Anbieter getan haben.

Beim Umsatz des gesamten Unternehmens erwartet Samsung für das Schlussquartal einen Rückgang um 4,9 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro (67 Billionen Won). Ein Überangebot in der Chipbranche hat Samsung lange Zeit schwer zu schaffen gemacht.

Zudem hatte die hohe Inflation die Konsumlaune eingetrübt, was auch die Halbleiterproduzenten zu spüren bekamen. Vor diesem Hintergrund hatte Samsung die Produktion gedrosselt. Die Südkoreaner gingen jedoch zuletzt davon aus, dass die Talsohle bei Speicherchips erreicht worden sei.

Risiken durch KI

Einerseits bieten Programme mit Künstlicher Intelligenz Chancen und Möglichkeiten, andererseits warnen Fachleute auch immer wieder vor den damit verbundenen Risiken für die Gesellschaft.

So kann der Einsatz von KI beispielsweise in Überwachungssystemen die Privatsphäre der Menschen weiter einschränken, wie das Portal Securityszene informiert. Deshalb sollten Datenschutzrichtlinien verbessert und erweitert werden.

Hinzu komme, dass KI manche Arbeitsplätze in der Gesellschaft überflüssig machen könnte. Ein rapider Anstieg der Arbeitslosenzahlen könnte die Folge sein. Deshalb sollte der gesamte Arbeitsmarkt neu überdacht werden.

Hier können gezielte Investitionen in Umschulungs- und Weiterbildungsprogramme die Arbeitnehmer vorbereiten. Ebenso könnte die Entwicklung von durch KI entstandenen Branchen neue Arbeitsmöglichkeiten hervorbringen.

Ein weiteres Risiko ist eine zu große Abhängigkeit von KI-Entscheidungen. Diese können unter Umständen auch falsch sein, was zu ungewünschten Konsequenzen führen könnte, zum Beispiel in der Medizin. Eine KI ist letztlich auch nur ein Computerprogramm – und im Endeffekt nur so gut wie ihre Programmierer.

(Mit Material der Agenturen)



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