Rotes Meer: Transport wegen Angriffen auf Frachtschiffe gestoppt – Öl könnte teurer werden

Vier große Reedereien haben nach Angriffen auf Frachtschiffe vorübergehend ihren Transport durch das Rote Meer eingestellt. Die Lieferungen müssen über Südafrika umgeleitet werden. Der Ölpreis könnte deshalb deutlich ansteigen.
Preise
Symbolbild: FrachtschiffFoto: iStock
Von 18. Dezember 2023

Nach wiederholtem Beschuss durch terroristische Gruppen haben die vier weltgrößten Reedereien bis auf Weiteres ihre Transporte durch das Rote Meer eingestellt. Am Montag, 18. Dezember, haben britische Quellen eine erneute Explosion in der Meerenge Bab-al-Mandeb bestätigt. Die Entscheidung könnte eine deutliche Aufwärtsbewegung des Ölpreises gegen Ende des Jahres bewirken.

Huthis haben bereits mehrere Frachtschiffe im Roten Meer beschossen

Wie „Asia Today“ berichtet, haben MSC, Maersk, Hapag-Lloyd und CMA CGM angekündigt, die Meerenge zwischen Rotem Meer und Golf von Aden nicht mehr befahren zu wollen. Seit mehreren Wochen häufen sich die Angriffe auf zivile Schiffe, zu denen sich die vom Iran gesteuerten Huthi-Milizen im Jemen bekannt haben.

Wie AFP schreibt, haben die britische Behörde für maritime Sicherheit (UKMTO) und das maritime Sicherheitsunternehmen Ambrey den neuerlichen Angriff bestätigt. Den Angaben des Kapitäns zufolge soll sich die Explosion etwa zwei Seemeilen vor dem betroffenen Schiff ereignet haben.

Die Huthis sind mit der ebenfalls terroristischen Hamas verbündet, die nach wie vor Teile des Gazastreifens beherrscht. Nach dem Massaker an israelischen Zivilisten am 7. Oktober im Grenzgebiet zum Küstenstreifen hatten die Huthis versucht, Israel anzugreifen. Das israelische „Arrow“-Abwehrsystem und die US-Marine hatten die Drohnen erfolgreich abgefangen.

Etwa zwölf Prozent des Welthandels verlaufen durch die Wasserstraße

Seither sind die Iran-Proxys dazu übergegangen, zivile Handelsschiffe anzugreifen. Damit wollen die Huthis eigenen Angaben zufolge den Transport von mehr Lebensmitteln und Medikamenten in das Kriegsgebiet erzwingen. Beobachter gehen davon aus, dass der Iran Lücken in der Seeblockade von Gaza nutzen will, um Waffen zu liefern.

Einer Schätzung der Internationalen Schifffahrtskammer zufolge werden etwa zwölf Prozent des Welthandels über die Wasserstraße abgewickelt, die Afrika und Asien voneinander trennt.

Transporte müssen vom Roten Meer über Südafrika umgeleitet werden

Die Situation im Roten Meer bleibt seit einiger Zeit instabil, nachdem es immer häufiger zu Angriffen auf Frachtschiffe gekommen ist, die in diesem Meer fahren, das den asiatischen und den afrikanischen Kontinent trennt.

Die internationale Schifffahrtskammer schätzt, dass rund zwölf Prozent des Welthandels über diese schmale Wasserstraße abgewickelt werden. Handelsanalyst Dr. Stavros Karamperidis von der Universität Plymouth erklärte gegenüber „Asia Today“, dass ein Verlust von zehn bis 15 Prozent der Ölimporte aus dem Golf bis zu 40 Prozent der weltweiten Kapazität gleichkommen könnte. Dies gelte insbesondere jetzt, da die Temperaturen in Europa am niedrigsten seien.

Zwar seien die meisten für die Zeit vor Weihnachten bestimmten Lieferungen nach Großbritannien bereits erfolgt, zahlreiche andere in Richtung von EU-Staaten stünden jedoch noch aus. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass diese nun über Südafrika umgeleitet werden müssen. Die Lieferzeit würde sich dadurch um etwa 20 Tage verlängern.

Auch Versicherungsprämien für Frachtschiffe im Roten Meer steigen massiv an

Dazu kämen zusätzliche Treibstoff- und Betriebskosten. Aufgrund der Angriffe im Roten Meer hat auch der Londoner Versicherungsmarkt dessen südlichen Teil als Hochrisikogebiet eingestuft. Die Versicherungsprämienpreise würden voraussichtlich um etwa 100 US-Dollar pro Versandcontainer steigen.

Ein weiterer Faktor, der den Ölpreis in die Höhe treiben kann, ist, dass die Russische Föderation vor dem Hintergrund der Spannungen früher als geplant reduzieren könnte. Der Zeitung „Yeni Şafak“ zufolge hat der stellvertretende Premier Alexander Nowak dies angedeutet. So könne das Land seine ins Auge gefasste Kürzung von 300.000 Barrel pro Tag für Dezember 2023 um weitere 50.000 erhöhen.

Der neuerliche Beschuss eines Handelsschiffes fiel zeitlich mit dem Besuch von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin in Bahrain zusammen. Dort befindet sich der Stützpunkt der fünften Flotte der US-Marine. Austin wollte in Manama über mögliche „multilaterale Koalitionen als Reaktion auf die Aggression auf See“ sprechen. Diese bedrohten „den Schiffsverkehr und die Weltwirtschaft“.

Deutschland könnte sich wie bereits am Horn von Afrika an Militäreinsatz beteiligen

Möglicherweise käme auch Deutschland als Partner einer Mission zum militärischen Schutz von Handelsschiffen in Betracht. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eine Prüfung aller Optionen in Aussicht gestellt.

Auch der Verband Deutscher Reeder und die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestages, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, forderten eine deutsche Beteiligung daran. Erst jüngst hatten Geschosse der Huthis die Containerfrachter „Al Jasrah“ von Hapag-Lloyd und die „MSC Palatium III“ beschädigt.

Die USA, Frankreich und Großbritannien sind bereits mit Marineschiffen in der Region unterwegs. Strack-Zimmermann äußerte gegenüber der „Deutschen Presse-Agentur“ (dpa), es sei „folgerichtig, dass sich alle daran beteiligen, die davon abhängig sind, dass ihre Waren durch das Rote Meer geführt werden.“

Die Bundeswehr hatte sich bereits von 2008 bis 2022 an der EU-Mission „Atalanta“ zur Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias beteiligt. Piraten hatten dort immer wieder bewaffnete Überfälle auf Handelsschiffe und Lebensmitteltransporte des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen verübt.

(Mit Material von AFP und dpa)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion