Permanenter Corona-Modus: Yves Rocher in Deutschland nur noch online

Das französische Kosmetikunternehmen Yves Rocher schließt alle Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Inflation und die dadurch bewirkte Konsumflaute tragen einen wesentlichen Teil dazu bei.
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Das französische Kosmetikunternehmen Yves Rocher schließt alle seine Filialen in Deutschland, Österreich und der Schweiz.Foto: GEORG HOCHMUTH/APA/AFP via Getty Images
Von 4. August 2023

Der komplette Rückzug des französischen Kosmetikunternehmens Yves Rocher aus dem stationären Einzelhandel in den deutschsprachigen Ländern weckt weiter Besorgnis. Am Donnerstag, 3. August, hat die weltweit rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigende Unternehmensgruppe ihre Entscheidung bekannt gegeben.

Die 350 Beschäftigten in Deutschland, Österreich und der Schweiz habe man bereits Mitte März über den Schritt in Kenntnis gesetzt. Für sie gebe es einen Sozialplan. Betroffen von der Schließung sind etwa 140 Filialen.

Yves Rocher nur ein Symptom einer tiefer sitzenden Krise

Begründet hatte das Unternehmen den Schritt mit dem wirtschaftlichen Umfeld. Die vergangenen zwei Jahre hätten ihre Spuren hinterlassen. Man sei, so eine Sprecherin, mit dem derzeitigen Geschäftsmodell „nicht mehr in der Lage, nachhaltig und erfolgreich zu wirtschaften“.

Yves Rocher könnte jedoch nicht das letzte Unternehmen sein, das seine Präsenz in Innenstädten deutschsprachiger Länder auf den Prüfstand stellt. Der Handelsverband Deutschland (HDE) spricht gegenüber dem „Spiegel“ von „schwierigen Zeiten“, die vor allem stationäre Handelsunternehmen derzeit erlebten.

Bereits die Corona-Krise hatte an der Substanz vieler Ladengeschäfte gezehrt. Die Corona-Lockdowns hatten den stationären Umsatz in den Keller geschickt. Zusätzlich versuchten zwar einige Betroffene, der Entwicklung durch verstärkten Onlinehandel gegenzusteuern. Allerdings mussten viele von ihnen Marktanteile an etablierte Platzhirsche wie Amazon abgeben.

Hohe Fixkosten bei immer weniger Konsum

Gleich im Anschluss machten sich die Inflation und die schlechte Konsumstimmung infolge des Ukraine-Krieges bemerkbar. Der Privatkonsum als Konjunkturstütze fällt damit zunehmend weg, weil Konsumenten nicht dringliche Käufe aufschieben oder ad acta legen.

Für die Einzelhändler bleiben dennoch hohe Fixkosten aufrecht. Zu den in der Regel beträchtlichen Mieten für Geschäftslokale in Innenstadtlagen treten hohe Energiekosten und ein höherer Mindestlohn.

Bereits in den vergangenen Monaten hatte sich eine Entwicklung abgezeichnet, die mit dem Aus für Yves Rocher nun einen weiteren Höhepunkt findet. Warenhäuser wie Galeria-Karstadt-Kaufhof waren ebenso betroffen wie Modemärkte – etwa Gerry Weber oder Adler. Auch die Schuhhändler Görtz und Reno verabschiedeten sich von vielen stationären Innenstadtläden.

In diesem Jahr 9.000 Geschäftsschließungen

Der HDE rechnet noch für dieses Jahr mit rund 9.000 Geschäftsschließungen. Dies sei ein Plus von etwa 80 Prozent gegenüber den Verhältnissen der Vorkrisenjahre. Am häufigsten seien Geschäftsschließungen allerdings bei kleineren Fachhändlern zu erwarten, prognostiziert Hauptgeschäftsführer Stefan Gerth. Das seien etwa Modeboutiquen, Schuhläden und Bäckereien.

Hatte es im Jahr 2015 deutschlandweit noch fast 373.000 Ladengeschäfte gegeben, blieben abgesehen von Kleinstbetrieben bundesweit 311.000 Geschäfte übrig. Gerth sieht „dramatische Folgen für die Innenstädte“ am Horizont:

Leerstände nehmen zu, Stadtzentren werden unattraktiver und geraten in eine Abwärtsspirale.“

Der Einzelhandel benötige für sein langfristiges Bestehen bessere Rahmenbedingungen, so Gerth.

Onlinehandel der Produkte von Yves Rocher bleibt erhalten

Yves Rocher bleibt seinen Kunden in Österreich, Deutschland und der Schweiz jedoch in anderer Weise erhalten. Wie es vonseiten des Unternehmens gegenüber der „Berliner Zeitung“ heißt, werden nur die im Franchisesystem betriebenen Filialen geschlossen.

Der Direktversand bleibt weiterhin aufrecht. Yves Rocher will seine Produkte vermehrt über seine eigene Website verbreiten. In sozialen Medien rührt das Unternehmen bereits die Werbetrommel für seine neue Naturkollektion.

In allen drei betroffenen Ländern ist die deutsche Tochtergesellschaft des Kosmetikkonzerns für den Vertrieb zuständig. Die Steuerung des Filialnetzes ebenso wie des Onlinehandels erfolgt von Stuttgart aus. Weltweit erzielt die Rocher Group einen Jahresumsatz von mehr als 2,3 Milliarden Euro.

(Mit Material der dpa)



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