Insolvenz-TICKER | Softwarehersteller SAP baut in Deutschland 3.500 Stellen ab
Hohe Energiepreise, zurückhaltende Konsumstimmung, klimapolitischbedingter Umbau der Wirtschaft. Das alles stellt die Unternehmen in Deutschland vor Herausforderungen. Seit Monaten dominieren Meldungen über Insolvenzen und massiven Stellenabbau.
„Wir erleben gerade eine schleichende Deindustrialisierung“, schreibt der Finanzexperte Rolf B. Pieper in der Epoch Times. Der Standort Deutschland weist in verschiedenen Bereichen Wettbewerbsnachteile im Vergleich zu anderen Industrieländern auf.
In die Insolvenz gehen inzwischen auch Unternehmen, die bis vor einem Jahr noch gute wirtschaftliche Erfolge erzielen konnten. Der Ticker wird fortlaufend ergänzt.
16. Dezember
SAP baut in Deutschland 3500 Stellen ab
Rund 3.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Softwareherstellers SAP in Deutschland verlassen das Unternehmen im Rahmen des aktuell laufenden Restrukturierungsprogramms. Sie seien am Montag unter anderem von SAP-Chef Christian Klein in der Kantine in Walldorf feierlich verabschiedet worden, teilte ein Sprecher mit.
Konkret verlassen hierzulande demnach 3.479 Beschäftigte das Unternehmen mit Abfindungen, darunter 685 im Rahmen eines Freiwilligen- und 2.793 mit einem Vorruhestandprogramms.
Das Unternehmen hatte den Umbau Anfang des Jahres angekündigt und vor allem mit der Notwendigkeit neuer Jobs begründet, die sich insbesondere mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen sollen. Zunächst war von rund 8.000 Stellen die Rede, ehe SAP im Sommer die Zahl auf weltweit 9.000 bis 10.000 wegfallende Stellen nachschärfte.
Genauere Angaben zum Fortschritt der Restrukturierung machte der Sprecher auf Anfrage nicht. Zuletzt hieß es, dass das Programm voraussichtlich Anfang 2025 abgeschlossen sein werde. Unter dem Strich sollte durch Investitionen in Wachstumsbereiche die Zahl der Mitarbeitenden Ende des Jahres in etwa dem damaligen Niveau entsprechen, hieß es zu Jahresbeginn. Zuletzt beschäftigte SAP weltweit über 107.500 Menschen, wie aus der Mitteilung zum dritten Quartal hervorging.
Frankfurter Wolkenkratzer Trianon ist insolvent
Die Eigentümergesellschaft des Wolkenkratzers Trianon in Frankfurt am Main ist insolvent. Das Verfahren wurde am 12. Dezember 2024 eröffnet, heißt es in einer Pressemitteilung der zuständigen Anwaltskanzlei PLUTA. Nachdem am 24. Juni 2024 eine vorläufige Insolvenzverwaltung angeordnet wurde, musste der südkoreanische Inhaber letztlich wegen Liquiditätsschwierigkeiten Insolvenz anmelden.
„Die Eröffnung des Verfahrens ist ein wichtiger Schritt“, sagte Rechtsanwalt Stephan Laubereau von PLUTA: „Wir suchen nach einer langfristig tragfähigen Lösung für die Objektgesellschaft und sind dabei in enger Abstimmung mit den Gläubigern.“
Der Hauptmieter, DekaBank, gab im Jahr 2020 bekannt, seinen Standort im Trianon dieses Jahr nach 20 Jahren zu verlassen. Andere Mieter, wie die Deutsche Bundesbank oder die Investmentgesellschaft Franklin Templeton, sollen ihren Betrieb wie gewohnt weiterführen können. „Der laufende (Miet-)Betrieb im Turm wird auch künftig uneingeschränkt fortgeführt werden. Es besteht kein Zeitdruck, da wir das bestmögliche Ergebnis erzielen wollen“, sagte Laubereau.
Das Hochhaus ist mit 45 Stockwerken und 186 Metern Höhe das neuntgrößte Gebäude in Frankfurt am Main. Im Jahr 1993 wurde es erbaut und im Jahr 2018 von dem derzeitigen südkoreanischen Eigentümer IGIS/Hana Financial Investment für 670 Millionen Euro erworben.
13. Dezember 2024
Ein Fünftel aller Stellen betroffen: Evonik strukturiert um
Evonik plant, 7.000 Stellen im Rahmen von „Verschlankungsmaßnahmen“ abzubauen, berichtete „Reuters“. Der Essener Chemiekonzern beschäftigt 32.000 Menschen. Von dem Stellenabbau betroffen sind unter anderem die Werke in Marl und Wesseling mit rund 3.600 Beschäftigten. Diese beabsichtigt der Konzern, entweder in Gemeinschaftsunternehmen einzubringen oder zu verkaufen.
Zusätzlich plant das Unternehmen, bis Ende 2026 ganze Führungsebenen zu streichen. Die Zahl der Führungsebenen soll von durchschnittlich zehn auf maximal sechs reduziert werden, heißt es in einer Pressemitteilung vom Freitag, 13. Dezember. Zugleich sollen konzernweit über 3.000 Organisationseinheiten wegfallen.
„Nach dem Abschluss der Planungsphase wurden erste strukturelle Maßnahmen bereits in diesem Jahr umgesetzt“, heißt es in der Pressemitteilung. „Sie führen dazu, Entscheidungen und Abläufe zu beschleunigen und den bürokratischen Aufwand drastisch zu reduzieren.“
Bereits im März verkündete Evonik die Streichung von 2.000 Stellen, 1.500 davon in Deutschland. Die im Frühjahr angekündigte Umstrukturierung soll rund 400 Millionen Euro einsparen und das Unternehmen effizienter und zielgerichteter aufstellen.
12. Dezember 2024
Werften FSG und Nobiskrug stellen Insolvenzantrag
Die beiden Werften Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG) und Nobiskrug in Rendsburg sind insolvent. Das Amtsgericht Flensburg ordnete am Donnerstag „zur Sicherung des Schuldnervermögens vor nachteiligen Veränderungen“ vorläufige Insolvenzverwaltung an und setzte die Kanzlei Rechtsanwälte Dentons Europe als Verwalter ein, wie es mitteilte. Für FSG ist demnach der Anwalt Christoph Morgen zuständig, für Nobiskrug Hendrik Gittermann. Die Unternehmen gehören dem Investor Lars Windhorst.
Die Werften beschäftigen zusammen rund 500 Menschen und kämpfen seit einiger Zeit mit finanziellen Problemen. Medienberichten zufolge erhielten die FSG-Mitarbeiter zuletzt ihre Löhne teilweise nicht, auch das vereinbarte Weihnachtsgeld wurde nicht ausgezahlt. Der NDR berichtete am Donnerstagmorgen, dass die Stadtwerke bei Nobiskrug voraussichtlich am Freitagmorgen den Strom abstellen werden, weil das Unternehmen keinen Lieferanten finde.
Eigentümer Windhorst hatte sich zuletzt einen verbalen Schlagabtausch mit Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) geliefert. Madsen hatte wiederholt den Rückzug von Windhorst aus der FSG gefordert, welche 2021 die damals insolvente Nobiskrug übernommen hatte. Der Investor warf dem CDU-Politiker daraufhin vor, seine Unternehmen in die Insolvenz zu treiben, wie der NDR berichtete.
9. Dezember 2024
DB Cargo streicht 5.000 Stellen – mehr als zuvor angekündigt
Der Stellenabbau bei der Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn fällt größer aus als bisher bekannt. Insgesamt 5.000 Arbeitsplätze sollen wegfallen, um wieder schwarze Zahlen zu schreiben.
Die kriselnde Güterverkehrssparte der Deutschen Bahn muss deutlich mehr Stellen abbauen als bisher angenommen. „Die aktuellen Konjunkturprognosen führen dazu, dass wir bis 2029 von einem Verlust von 5.000 Arbeitsplätzen ausgehen“, sagte DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta der Deutschen Presse-Agentur. Damit erhöhe sich der bisher erwartete Stellenabbau infolge der Transformation von DB Cargo.
Mit den Betriebsräten war bisher lediglich der Abbau von 2.300 Stellen vereinbart. Ein Großteil der zusätzlichen Arbeitsplätze soll in der Verwaltung wegfallen, aber auch der operative Bereich ist betroffen.
Scharfe Kritik kommt von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). „Es ist leider typisch für DB Cargo, dass man sich auf Zusagen des Managements nicht verlassen kann. Die schlechten Nachrichten kommen immer scheibchenweise“, sagte EVG-Vorstand Cosima Ingenschay, die auch stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende von DB Cargo ist, dem Berliner „Tagesspiegel“.
8. Dezember 2024
Nissan droht das Aus
Das kommende Jahr könnte für den japanische Automobilhersteller Nissan ein existenzielles Entscheidungsjahr werden. „Wir haben 12 oder 14 Monate, um zu überleben“, teilte laut „Financial Times“ eine leitende Angestellte des Konzerns mit.
Der Konzern hat inzwischen ein Kostensenkungsprogramm gestartet. Bereits 9.000 Arbeitsplätze von weltweit insgesamt mehr als 134.000 hat der Hersteller abgebaut und die Produktionskapazität um bis zu 25 Prozent reduziert. Zudem ist eine vollständige Produktüberholung geplant, um die Marke zu retten.
Wie viele andere Automobilkonzerne kämpft auch Nissan mit Absatzschwierigkeiten. Das schmälert den Umsatz und den Gewinn. Die Prognose für den diesjährigen Unternehmensgewinn hat Nissan bereits von 500 Milliarden Yen auf 150 Milliarden Yen (rund 945 Millionen Euro) nach unten korrigiert.
Die Wurzel der Probleme liegt laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ in der schieren Masse günstiger E-Autos aus China, die den internationalen Markt überschwemmen. Diese kosteten Nissan erhebliche Marktanteile. Konzernchef Uchida sagte laut „DailyMail“: „Wir konnten nicht vorhersehen, dass Hybrid-Elektrofahrzeuge und Plug-in-Hybride so beliebt sein würden.“
4. Dezember 2024
Baywa-Konzern will 1.300 Stellen streichen
Der in einer tiefen Krise steckende Münchner Mischkonzern Baywa will im Zuge seiner Sanierung 1.300 Stellen abbauen. Das soll hauptsächlich die zentrale Verwaltung treffen, die damit rund 40 Prozent ihrer Stellen verlieren soll, wie das Unternehmen mitteilte. Von den gut 400 Standorten sollen 26 geschlossen, das Auslandsgeschäft durch Verkäufe internationaler Beteiligungen geschrumpft werden. Das Sparprogramm hat die Unternehmensberatung Roland Berger ausgearbeitet.
Die Baywa ist unter anderem der größte deutsche Agrarhändler, der Konzern spielt eine bedeutende Rolle für Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung im Süden und Osten Deutschlands. Von den 8.000 Vollzeitstellen in der Muttergesellschaft Baywa AG sollen 6.700 erhalten bleiben. Rechnerisch bedeutet dies, dass das Unternehmen über 16 Prozent seiner Belegschaft abbauen will.
Die Gespräche mit dem Gesamtbetriebsrat haben laut Unternehmen begonnen, der Vorstand hofft auf eine Einigung bis Ende März 2025. Auf dem Konzern lasten Schulden in Milliardenhöhe, Erblast einer rapiden Expansion auf Pump im vergangenen Jahrzehnt.
30. November 2024
BayWa: Gutachter bestätigt Sanierungsfähigkeit
Der hoch verschuldete BayWa-Konzern kann sich laut Sanierungsgutachter durch Gesundschrumpfung retten. In einem zweiten Entwurf des im Juli in Auftrag gegebenen Gutachtens wird die „Sanierungsfähigkeit“ des unter einem Schuldenberg leidenden Münchner Unternehmens bestätigt. Das teilte die Baywa in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit.
Alle vier Geschäftsbereiche Agrar, Baustoffe, Energie und Technik können demnach erhalten bleiben, das Sanierungskonzept sieht jedoch den Verkauf „bestimmter wesentlicher, insbesondere internationaler Beteiligungen“ vor.
Außerdem fordern die Gutachter eine „organisatorische Verschlankung“ und zahlreiche operative Einsparmaßnahmen. Frisches Geld bringen soll als ein weiterer Baustein die Ausgabe neuer Aktien mit Bezugsrecht für die bisherigen Aktionäre. Die Sanierung soll Ende Dezember 2027 abgeschlossen sein.
In den ersten neun Monaten summierte sich der Nettoverlust des 101 Jahre alten Traditionsunternehmens auf knapp 641 Millionen Euro. Die Finanzaufsicht BaFin überprüft seit knapp drei Wochen den Jahresüberschluss 2023, weil das Unternehmen möglicherweise seine finanziellen Risiken schönte.
29. November 2024
Hotelkette ACHAT meldet Insolvenz an
Die Mannheimer Hotelkette ACHAT hat Insolvenz angemeldet. Der Geschäftsbetrieb an den 50 Standorten mit insgesamt über 5.800 Zimmern geht aber weiter, wie das Unternehmen mitteilte. Das Amtsgericht Mannheim ordnete eine vorläufige Eigenverwaltung für die ACHAT Hotel- und Immobilienbetriebsgesellschaft mbH an, wie es über das Portal Insolvenzbekanntmachungen.de mitteilte. Jetzt stehen 1.300 Arbeitsplätze auf dem Spiel.
Das Unternehmen zählte laut „Bild“ in der Branche zu einem der am schnellsten wachsenden. Noch im vergangenen Jahr habe es Rekordergebnisse gefeiert und neue Hotels eröffnet.
Bei einer Insolvenz in Eigenverwaltung bleibt der Geschäftsführung die Möglichkeit, mit Unterstützung eines gerichtlich bestellten Sachwalters eigenständig daran zu arbeiten, das Unternehmen zu stabilisieren und zu sanieren.
Tupperware verkündet Insolvenz
Die deutsche Tochter des Frischhaltedosen-Spezialisten Tupperware hat Insolvenz angemeldet. Angekündigt hatte dies ein durch die Muttergesellschaft in den USA eingeleitetes Verfahren im September. Damit wollte sie sich vor Gläubigern schützen, denen Tupperware Beträge in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar schuldet.
Tupperware steht inzwischen zum Verkauf. Der Konzern will damit die Marke schützen und sich gleichzeitig zu einem fortschrittlicheren Unternehmen entwickeln. In Deutschland hatte Tupperware im Jahr 2022 noch 79 Mitarbeiter.
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Die Herstellung der Produkte für Tupperware findet ausschließlich außerhalb Deutschlands statt und diese werden dann hierher geliefert. Daher ist der Standort Deutschland vom US-Konzern und der Schwestergesellschaft in der Schweiz abhängig.
„Das heißt auch, dass ohne die Belieferung durch diese Gesellschaften keine Umsätze durch die Tupperware Deutschland GmbH erzielt werden können. Das beschriebene Geschäftsmodell wäre nicht mehr aufrechtzuerhalten“, heißt es in einem Geschäftsbericht von vor zwei Jahren.
Deutscher Automobilzulieferer in der Krise
Die Wirtschaftskrise in Deutschland trifft inzwischen immer mehr Unternehmen in der Automobilbranche. Jetzt hat das Traditionsunternehmen Gerhardi Kunststofftechnik GmbH Insolvenz beantragt. Der deutsche Zulieferer hat am 25. November den Antrag dafür eingereicht.
Das Unternehmen mit Hauptsitz in Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen besteht bereits seit 228 Jahren. Es stellt verschiedene Kunststoffkomponenten für Autos her. Diese kommen entweder bei der Karosserie oder dem Innenraum zum Einsatz.
An den fünf Standorten von Gerhardi sind rund 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. Weitere Firmenstandorte befinden sich in Ibbenbüren, in Altena-Rosmart und in Montgomery in den USA.
Thyssenkrupp: 11.000 Stellen werden abgebaut
Deutschlands größter Stahlkonzern Thyssenkrupp hat im November angekündigt, dass die Zahl der Arbeitsplätze im Stahlbereich innerhalb von sechs Jahren um 11.000 schrumpfen soll. Von jetzt 27.000 Stellen sollen dann noch 16.000 übrig sein.
(Mit Material der Nachrichtenagenturen)
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