HAL-Guss ist insolvent: „Transformation“ zum E-Auto und Energiepreise zerstören Zulieferer

Aluminiumteil-Spezialist HAL-Guss ist insolvent, obwohl er noch produziert. An allen drei Standorten hat ein vorläufiger Insolvenzverwalter die Geschäfte übernommen. Auch weitere Zulieferer der Automobilbranche erleben Pleiten. Energiepreise und „Transformation“ spielen stets eine Rolle.
Etwa ein Drittel der Zulieferer in der Autobranche wollen geplante Investitionen ins Ausland verlagern.
Etwa ein Drittel der Zulieferer in der Autobranche wollen geplante Investitionen ins Ausland verlagern.Foto: Waltraud Grubitzsch/dpa-Zentralbild/dpa
Von 3. Januar 2024

Kurz vor Weihnachten erreichte die Nachricht die Medien: Die Unternehmensgruppe HAL, deren Geschichte bis ins Jahr 1893 zurückreicht, hat Insolvenz angemeldet. HAL-Guss hatte 2021 noch einen Umsatz von etwa 25 Millionen Euro im Jahr generiert. Dennoch unterstehen alle drei Standorte – Leipzig, Bitterfeld und Plauen – bis auf Weiteres einem Insolvenzverwalter. Die politisch angestrebte „Transformation“ zum E-Auto und die hohen Energiekosten haben wesentlich zu der Situation der Zulieferer beigetragen.

Nach wie vor 120 Mitarbeiter beim Zulieferer beschäftigt

Wie der MDR berichtet, hat die Kanzlei Danko aus Frankfurt am Main die Verwaltung übernommen. Der Geschäftsbetrieb gehe vorerst weiter, die Gehälter seien durch das Insolvenzgeld abgesichert. Der Insolvenzverwalter plant, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen und anschließend nach einer möglichen Sanierungsstrategie Ausschau zu halten.

Denkbar wäre die Suche nach möglichen Investoren, aber auch eine Einigung mit bestehenden Gläubigern. Derzeit sind 120 Mitarbeiter an den drei Standorten beschäftigt. In Bitterfeld findet die Produktion der Aluminiumteile im Gussverfahren statt. In Plauen kommt es zur Verarbeitung der Rohteile.

HAL-Guss fertigt Teile für Struktur, Motor und Getriebe von Automobilen und Nutzfahrzeugen. In Leipzig befindet sich nach der Schließung der dortigen Sandgussgießerei im April 2019 die Verwaltung des Unternehmens.

Produktion auf Fahrzeuge mit Elektromotoren nicht ausgerichtet

Einer der wesentlichen Gründe für die Entwicklung ist den Berichten zufolge ein Rückgang der Nachfrage nach den Gussprodukten von HAL. Diese waren für Fahrzeuge mit Verbrennermotoren ausgerichtet, aber nicht auf jene mit Elektromotoren.

Die Politik hatte zum Teil mit der Brechstange versucht, die „Transformation“ hin zum E-Auto voranzutreiben. Der Markt hatte jedoch nicht mitgespielt – und mit dem jüngsten Wegfall der Kaufprämie ist für viele das entscheidende Argument weggefallen, ein solches zu erwerben.

Für die großen Konzerne der Automobilindustrie ist es bis dato noch weitgehend unproblematisch, die Folgen nicht erfüllter politischer Visionen oder teurer Energie wegzustecken. Viele von ihnen schränken die Produktion ein oder verlagern sie ins Ausland – andere erschließen dort gewinnbringende Absatzmärkte.

Energiepreise und Aufwand für „Transformation“ höchstens für Großkonzerne machbar

Für Zulieferer wie HAL-Guss ist das keine Option, und Ähnliches gilt für weitere Unternehmen vor allem in Ostdeutschland. Dieses gilt für die großen West-Konzerne immer noch als verlängerte Werkbank, Konzernzentralen sind dort kaum zu finden.

Ende 2023 hat Getriebe- und Motorenteilfertiger Sumitomo in Oberseifersdorf seine Pforten geschlossen. Dort war bereits 2018 mit Ford ein Großkunde weggebrochen. Seither bestand der Standort aufgrund der Aufträge aus dem japanischen Mutterkonzern weiter. Gegenüber dem MDR äußerte Controller Rolf Hinke dazu:

„Wenn Sie so auf etwas hundertprozentig ausgerichtet sind und das bricht weg, dann ist das eben so. Da gibt es keine Alternative. Im Prinzip müsste man das komplette Produktionsprofil umstellen.“

Die politische Ankündigung eines Verbrennerverbots und der anvisierte Wandel zum E-Auto hätten die Nachfrage nach Motoren- und Getriebeteilen aus Sintermetall weiter sinken lassen.

Politisch befeuerte Unsicherheit mache Planung für Zulieferer immer schwieriger

Der MDR zählt noch weitere Automobilzulieferer in der Region auf, die entweder bereits ihren Betrieb eingestellt haben oder dies in absehbarer Zeit planen. Dazu gehörte etwa GKN in Mosel, Marelli in Brotterode, Lear in Eisenach oder Magna in Roitzsch. Die Gründe seien unterschiedlich. Neben fehlenden Anschlussaufträgen spielen jedoch auch hier Standortfaktoren eine Rolle – wie günstigere Konkurrenz oder bessere Produktionsbedingungen im Ausland.

Rico Chmelik, Geschäftsführer des Branchennetzwerks Automotive Thüringen, fürchtet zwar kein vollständiges Aus für die Zulieferer. Allerdings werde die Planung aufgrund nicht vorhersehbarer Umstände immer unsicherer. Vor allem die Höhe der Energiepreise und deren Entwicklung erschwerten diese.

Dazu kämen die allgemeine wirtschaftliche Unsicherheit, der Fachkräftemangel oder fehlende Mittel für Forschung und Entwicklung. Zudem fehle es kleineren Betrieben anders als den großen Konzernen häufig schlicht am Geld, um in Ausstattung oder Produktentwicklung im Einklang mit der „Transformation“ zu investieren.



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