Destatis: Energieintensive Produktion 9,7 Prozent niedriger als im September 2021

Im September ist die reale Produktion der deutschen Industrie gegenüber August leicht angestiegen. In Schlüsselbereichen bleibt sie aber rückläufig.
Ein Auto durchläuft die die Verbindung von Fahrwerk, Motor und Antriebsstrang mit der Karosserie.
Ein Auto durchläuft die die Verbindung von Fahrwerk, Motor und Antriebsstrang mit der Karosserie.Foto: Jan Woitas/dpa
Von 8. November 2022

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Am Montag, 7. November, hat das Statistische Bundesamt (Destatis) seinen Produktionsindex für September 2022 veröffentlicht. Wie die Einrichtung in einer Presseerklärung mitteilt, ist die preisbereinigte Produktion gegenüber dem Monat davor um 0,6 Prozent gestiegen. Im August war sie um 1,2 Prozent gesunken. Die Angaben sind zudem saison- und kalenderbereinigt.

Die Industrieproduktion – also jene des produzierenden Gewerbes ohne Energie und Baugewerbe – stieg um 0,7 Prozent gegenüber August. Mit 1,4 Prozent war das Plus bei der Produktion von Konsumgütern dabei am größten. Bei Investitionsgütern lag es bei 1,1 Prozent. Allerdings sank die Produktion von Vorleistungsgütern um 0,1 Prozent. Die Bauproduktion lag um 0,3 Prozent niedriger.

Bereits im Juli war es zu einem Rückgang der Industrieproduktion gekommen. Weiterhin bleibt die Stimmung mit Blick auf die kommenden Monate eingetrübt. Die Unternehmen sind skeptisch bezüglich der Gewinnerwartung und die Nachfrage ist spürbar rückläufig.

Gastronomie: Gerichte unter 30 Euro fast nicht mehr wirtschaftlich

Doch nicht nur die Produktion im energieintensiven Gewerbe leidet unter der Preisentwicklung. Auch die Gastronomie ist kaum noch in der Lage, mit der Teuerung umzugehen. Gegenüber „infranken.de“ erläutert Ralf Patzelt von der Gaststätte „Grüntal“ in Neustadt bei Coburg, dass die Preise auf den Speisekarten nicht mehr die Kosten abbildeten.

Innerhalb von zwei Wochen hätten sich beispielsweise die Einkaufspreise für bestimmte Wildgerichte um teilweise 50 Prozent erhöht. Unter Berücksichtigung der Arbeitszeiten und Heizkosten wäre es perspektivisch kaum noch wirtschaftlich, Gerichte unter 30 Euro anzubieten – und dazu kämen noch die Materialkosten selbst.

Das Unternehmen versuche, sich „mit Erhöhungen um zehn Prozent durchzuschlagen“. Künftig könnte es passieren, dass es Stornogebühren bei Absagen von Reservierungen gibt – etwa bei Feierlichkeiten im großen Saal:

Zu normalen Zeiten kostet mich eine Stunde Saal heizen zwischen 25 und 28 Euro. Wenn die Kosten jetzt so explodieren und ich 30 bis 40 Gäste im Saal habe, muss ich pro Person fünf oder sechs Euro kalkulieren, damit die Leute warm sitzen.“

Produktion leidet unter Energiepreisen und gestörten Lieferketten

Die preisbereinigte Produktion im September lag insgesamt kalenderbereinigt um 4,2 Prozent höher als im September des Vorjahres. Allerdings läuft die Entwicklung in den energieintensiven Industriezweigen diesem Trend entgegen. Darunter fallen beispielsweise die chemische Industrie, die Metallindustrie, die Mineralölverarbeitung oder die Glas- und Papierindustrie sowie Verarbeitung.

Gegenüber August ist die Produktion in diesem Bereich um 0,9 Prozent gesunken. Gegenüber September 2021 beträgt das kalenderbereinigte Minus jedoch bereits 9,7 Prozent. Die Energiekosten sind dabei nicht einmal das einzige Problem in jenen Sektoren, auf die zusammen mehr als drei Viertel des gesamten industriellen Energieverbrauchs entfallen.

Die Produktion ist zudem durch die Knappheit an Vorprodukten beeinträchtigt, was auch eine ifo-Untersuchung vom September verdeutlichte. Die Beeinträchtigung der Lieferketten infolge der Corona-Krise und des Ukraine-Krieges traf demzufolge etwa 65,8 Prozent der befragten Industrieunternehmen. So viele klagten über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen.

Die energieintensiven Unternehmen sind für 21 Prozent der industriellen Bruttowertschöpfung verantwortlich. Die mehr als 7.000 Industrieunternehmen in diesem Bereich hatten im Jahr 2020 etwa 935.000 Menschen beschäftigt. Materialknappheit hemmt die Produktion und trägt zu weiteren Preisanstiegen bei.

Deutschland als Standort für Produktion immer unattraktiver

Auch eine Umfrage der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) unter den größten US-Unternehmen bestätigt: Der Standort Deutschland wird als immer unattraktiver wahrgenommen. Wie die „Deutsche Welle“ berichtet, nehmen auch US-Unternehmen Notiz von der Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise.

Hatten US-Unternehmen dem Standort Deutschland im Vorjahr noch eine Note von 1,9 gegeben, verschlechterte sich diese auf nun 2,4. Für 2023 erhält der Wirtschaftsstandort Deutschland sogar nur noch die Note 2,7. Die Präsidentin der AmCham Germany, Simone Menne, betont, dass nur eine Verbesserung der Rahmenbedingungen die Wettbewerbsfähigkeit des Landes erhalten könne:

Insbesondere die Energiepreise müssen auf ein Niveau gebracht werden, dass es den Unternehmen ermöglicht im internationalen Wettbewerb zu bestehen.“

Zudem solle „so viel Regulierung wie nötig, so viel Wettbewerb wie möglich“ die Devise sein – nicht umgekehrt. AmCham Germany erstellt jedes Jahr ein Top-50-Ranking der größten US-Unternehmen in Deutschland. Berücksichtigt werden vor allem Tochterunternehmen amerikanischer Muttergesellschaften mit mehr als 50 Prozent US-Kapital in Deutschland.

Automobilbranche leidet unter Unsicherheiten auf Nachfrageseite

Der Gesamtumsatz dieser Unternehmen in Deutschland ist von 2020 auf 2021 um knapp 15 Prozent auf 218,4 Milliarden Euro gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten blieb mit 275.000 jedoch weitgehend unverändert.

Vor allem Dienstleistung und Handel sowie Rohstoffe, Energie und Chemie konnten sich vom Corona-Tief erholen. Sie verzeichneten ein Plus von 27,7 bzw. 24,9 Prozent. Demgegenüber brach die Automobilbranche weiter um 6,1 Prozent ein. Als Grund nennt AmCham Lieferprobleme bei Halbleitern und Chips – und die Nachfrageschwäche des deutschen Automobilmarktes.

Ein Grund für diese könnte in der Verunsicherung der Autofahrer über künftige Entwicklungen liegen. Ankündigungen wie jene der EU, ab Mitte der 2030er-Jahre keine Pkw mit Verbrennermotor mehr zuzulassen, könnten dabei eine Rolle spielen.

Gleichzeitig bleibt die politisch geförderte Nachfrage nach E-Autos unter den Erwartungen. Die Modelle sind trotz Prämien teuer, die Reichweite bleibt hinter jener von herkömmlichen Modellen zurück und die Lade-Infrastruktur ist ausbaubedürftig. Dazu kommen die steigenden Stromkosten – bei weiterhin knappem Angebot.



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