Atomenergie global im Trend: Uran wird deutlich teurer
Nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima im Jahr 2011 distanzierten sich zunächst viele Länder von der Atomenergie. Deutschland stieg im April dieses Jahres sogar ganz aus. Für alle anderen Staaten scheint der damalige Schock inzwischen vollständig überwunden – sie bauen Kernkraft aus. Selbst Japan ist zur Kernenergie zurückgekehrt.
Eine Folge davon ist: Uran als wichtigster Rohstoff dieser Technologie erlebt derzeit eine starke Nachfrage. Der Uranpreis ist inzwischen wieder so hoch wie im Jahr 2011.
Die Preise für den Brennstoff für Kernreaktoren sind im Verlauf dieses Jahres laut „Deutsche Wirtschaftsnachrichten“ bereits um 30 Prozent gestiegen. Sowohl in Europa als auch in den USA und in Asien wurden neue Reaktoren ans Netz genommen – und die Laufzeiten bestehender Anlagen verlängert. Aktuell liegt der Uranpreis bei 66,25 US-Dollar (62,27 Euro, Stand: 22. September).
Die Benchmark-Preise sind in diesem Jahr um 30 Prozent auf etwa 62 Dollar pro Pfund gestiegen, womit Uran zu den Rohstoffen mit der besten Wertentwicklung gehört.
Hohe Nachfrage durch zwei Weltmächte
Ähnlich wie die EU versucht die USA weiterhin, fossile russische Energieträger zu boykottieren. Dennoch laufen die Geschäfte mit dem Land von Präsident Wladimir Putin ungeachtet der geopolitischen Lage auf Hochtouren, wie der „Merkur“ berichtet. Nicht zuletzt, weil Russland der weltweit größte Urananreicherer ist. So beziehen US-Energieunternehmen offenbar trotz Sanktionen in großem Stil Uran von Moskau.
Kernenergie spielt bei der alternativen Versorgung Nordamerikas eine bedeutende Rolle, um unabhängiger von fossiler Energie zu werden. Mit 93 Kernkraftwerken besitzen die USA so viele wie kein anderes Land der Welt. Uran ist als Brennstoff in den Vereinigten Staaten für mehr als die Hälfte der emissionsschwachen Energie verantwortlich. Für die Mehrheit der US-Staaten spielt Atomkraft beim Erreichen ihrer Klimaschutzziele auch künftig eine bedeutende Rolle.
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres haben die USA rund 416 Tonnen russisches Uran gekauft. Gegenüber dem Vorjahr ist das eine Steigerung um mehr als das Doppelte. 32 Prozent aller Uranimporte der USA kommen derzeit aus Russland.
Der zweite große Urankonsument ist China. Aktuell plant das durch die Kommunistische Partei Chinas regierte Land 45 Atomreaktoren, die innerhalb der nächsten 15 Jahre ans Netz gehen sollen, berichtet das „Handelsblatt“. China ist das Land, das momentan die meisten Atomreaktoren baut, gefolgt von Russland mit 25 und Indien mit zwölf.
Laut der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) sind weltweit 410 Kernkraftwerke in Betrieb, 57 befinden sich derzeit im Bau. Zudem wurden über 100 Reaktoren in Auftrag gegeben.
Geschäft mit dem Yellowcake
Uran, das normalerweise auf den Rohstoffmärkten gehandelt wird, liegt in Form von Triuranoctoxid (U3O8) vor. Das ist ein leicht verarbeitetes Konzentrat, das auch als Yellowcake bekannt ist. Dieses gelbe Pulver wird in gasförmiges Uranhexafluorid umgewandelt, dann angereichert und zu Brennstäben verarbeitet. In dieser Form können sie in den Atomkraftwerken zum Einsatz kommen. Nur eine Handvoll Unternehmen in den Vereinigten Staaten, Kanada, Frankreich, Russland und China können Uran umwandeln.
ConverDyn, das einzige US-Unternehmen, das Yellowcake in gasförmiges Uranhexafluorid verarbeiten kann, hat im Juli seine Anlage in Illinois nach einer fast sechsjährigen Pause wieder in Betrieb genommen. Nach Angaben von mit der Angelegenheit vertrauten Personen ist die Anlage bis 2028 ausgebucht, was die starke Nachfrage widerspiegelt. Während des Neustarts traten technische Probleme wie Leckagen auf. Dies zeigt, wie schwierig es für die Branche ist, nach einer längeren Zeit des Stillstands wieder auf Touren zu kommen.
Analyst: Angebot ist knapp
Der Analyst Richard Hatch von Berenberg geht davon aus, dass Uran noch weiter im Wert steigen wird. „Das Angebot ist knapp und die Nachfrage steigt weiter.“
Als Hauptgrund für die steigenden Preise sieht Hatch vor allem das knappe Angebot. Viele Betreiber hätten in den vergangenen Jahren keinen Anreiz gehabt, in den Abbau von Uran zu intensivieren. Hinzu komme eine starke Nachfrage von US-amerikanischen Kernkraftwerksbetreibern, die ihren Bedarf an Uran in den kommenden Jahren nicht mit Verträgen gedeckt haben. So sinkt der Anteil des durch Verträge zugesicherten Urans von 90 Prozent im Jahr 2024 bis 2028 auf 45 Prozent.
William Dalby, der ebenfalls bei Berenberg als Analyst für Uranaktien arbeitet, sagt: „Wir denken, dass Versorgungsunternehmen eher früher als später Verträge abschließen werden, um nicht in eine Phase der Preisspekulation zu geraten.“ Das Szenario bietet eine mögliche Chance für Anleger, in entsprechende Wertpapiere zu investieren.
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