Wie die süße Versuchung unser Gehirn antreibt – oder es vergiftet

Zucker in hohen Mengen ist ungesund – das ist heute allgemein bekannt. Weniger bekannt ist allerdings die Tatsache, dass das menschliche Gehirn ohne Zucker nicht richtig funktionieren kann. Zucker kann also schaden, aber auch nützen. Denn: Die Dosis macht das Gift.
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Das Gehirn braucht Zucker. Allerdings sollte auf die Menge und die Art des Zuckers geachtet werden.Foto: AlexPro9500/iStock
Von 14. Juni 2024

Unser Gehirn bezieht seinen Treibstoff aus einem süßen Gut: dem Zucker. Sobald es in den Körper kommt, funktioniert Zucker, auch Glukose genannt, als die Hauptenergiequelle für die komplizierten Abläufe im Nervensystem. Ohne seine ständige Zufuhr würde unser bemerkenswertes komplexes Gehirn zum Stillstand kommen und die kognitiven und neurologischen Funktionen würden degenerieren.

Warum das so ist und wie es funktioniert, besprach ich mit Brendon Fallon in „Vital Signs“, einer Gesundheitssendung von EpochTV.

Der Glukoseeffekt

Betrachten wir das Fallbeispiel einer Unterzuckerung, bei der ein niedriger Blutzuckerspiegel dem Gehirn den lebenswichtigen Treibstoff entzieht. Die Gehirnzellen hungern aus und können sich nicht mehr selbst versorgen. Das führt zur Zelldegeneration und schließlich zum Zelltod. Deshalb ist es für die Gesundheit des Gehirns und die kognitiven Funktionen besonders wichtig, einen angemessenen Glukosespiegel aufrechtzuerhalten.

So zeigen Forschungsergebnisse, dass sich Glukose unmittelbar positiv auf das Erinnerungsvermögen auswirkt. Ich selbst habe Fälle erlebt, in denen die Gedächtnisleistung von Alzheimer-Patienten vorübergehend zunahm, nachdem sie Glukose eingenommen hatten. Das verdeutlicht, dass Glukosespiegel und kognitive Leistung in einer direkten Beziehung zueinander stehen. Diese Verbesserung war jedoch nur von kurzer Dauer. Um die kognitiven Funktionen über einen längeren Zeitraum zu erhalten, muss der Glukosespiegel folglich stabil bleiben.

Ferner ist Glukose sehr wichtig für den Stoffwechsel, da das Gehirn sie überproportional verbraucht. Denn unser Hirn ist im Vergleich zu anderen Organen zwar relativ klein, nutzt allerdings über 20 Prozent der Glukose des Körpers. Es ist also von einer ständigen Versorgung mit Zucker abhängig und kann nur dann seine komplexen Funktionen ausführen.

Des Weiteren ist es für die Gesundheit des Gehirns entscheidend, in welcher Form Glukose in den Körper kommt. Langkettige Kohlenhydrate, wie sie in Vollkornprodukten und Gemüse vorkommen, sorgen für eine allmähliche Freisetzung von Glukose in den Blutkreislauf und gewährleisten eine kontinuierliche Versorgung des Gehirns. Wenn man dagegen nur normalen Zucker zu sich nimmt – beispielsweise Kekse und gesüßte Getränke wie Limonade – produziert der Körper übermäßig viel Insulin. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel und das Gehirn hungert letztlich aus.

Zucker und psychische Gesundheit

Darüber hinaus kann ein zu hoher Blutzuckerspiegel die Gesundheit des Gehirns schädigen – ein Zustand, der als Glukotoxizität bekannt ist. Ein langfristig erhöhter Glukosespiegel überfordert die Gehirnzellen. Das führt zu Zellschäden und Funktionsstörungen und trägt zu verschiedenen neurologischen Störungen bei.

Ein hoher Blutzuckerspiegel schadet allerdings nicht nur dem Gehirn, sondern kann auch zur Entwicklung von affektiven Störungen beitragen, wie beispielsweise einer Depression. Zu viel Glukose im Körper kann zu einer Überproduktion von Glutamat führen – das passiert auch, wenn der Glukosespiegel im Gehirn sinkt. Ein Überschuss des Neurotransmitters Glutamat verursacht eine übermäßige Reaktion in den Gehirnregionen, die mit depressiven Zuständen in Verbindung gebracht werden. Ein Ungleichgewicht des Glutamatspiegels kann auch zur Entstehung anderer psychiatrischer Störungen, wie zum Beispiel Schizophrenie, beisteuern.

Es ist jedoch wichtig, darauf hinzuweisen, dass Depressionen und andere psychische Störungen nicht allein durch übermäßigen Zuckerkonsum entstehen. Die psychische Gesundheit hängt von vielen Faktoren ab. Jedoch sollte auch die Ernährung und alles, was wir unserem Körper zuführen, berücksichtigt werden.

Die Gefahren von künstlichen Süßungsmitteln

Die Gefahren eines übermäßigen Zuckerkonsums sind bekannt: Bluthochdruck, chronische Entzündungen, Fettlebererkrankungen, Diabetes. Viele Menschen greifen deshalb zu künstlichen Süßstoffen als Alternative.

Künstliche Süßungsmittel wie Aspartam und Sucralose bergen jedoch eine Reihe von Risiken. Studien brachten diese Süßstoffe mit zahlreichen Gesundheitsproblemen in Verbindung, darunter Leberschäden, Herzprobleme und ein erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten.

Außerdem stören künstliche Süßstoffe nachweislich das Gleichgewicht der Antioxidantien im Körper. Das erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs weiter. Insbesondere Aspartam steht mit Lymphomen (Tumore in den Lymphknoten) und Hirntumoren in Verbindung; und Sucralose hemmt nachweislich die Immunfunktion. Das verdeutlicht die potenziellen Gesundheitsrisiken im Zusammenhang mit diesen häufig verwendeten Süßungsmitteln.

Dagegen ist die natürliche Süße der Mönchsfrucht eine sicherere Süßungsoption, die die Gesundheit nur wenig beeinflusst. Meine Kollegen und ich konnten keine negativen Reaktionen auf Mönchsfruchtsaft oder -pulver als Süßungsmittel feststellen.

Ein Gleichgewicht finden

Die Beziehung zwischen Zuckerkonsum und Gehirngesundheit ist also kompliziert. Umso wichtiger ist deshalb eine bewusste Ernährungsweise, um die kognitiven Funktionen und das allgemeine Wohlbefinden zu erhalten.

Jeder von uns kann dazu beitragen, die bestmögliche Gehirngesundheit zu fördern und das Risiko der damit verbundenen gesundheitlichen Komplikationen zu mindern. Am besten geht es, wenn man langkettige Kohlenhydrate und natürliche Süßstoffe konsumiert und Einfachzucker und künstliche Süßstoffe soweit es geht, meidet.

Des Weiteren können sich künstliche Süßstoffe wie Aspartam im Körper ansammeln. Das führt früher oder später dazu, dass selbst geringe Dosen schädigend wirken. 

In Krisenzeiten können Gehirnzellen ihren Bedarf zu mehr als 50 Prozent durch Ketone decken. Diese organischen Verbindungen haben auch eine Reihe weiterer positiver Wirkungen.

Unser Körper ist ein perfektes Instrument, und es gibt kein Patentrezept für die Gesundheit. Wichtig ist, dass wir einen Mittelweg finden und das tun, was unser Wohlbefinden verbessert und uns mehr über unseren Körper wissen lässt.

Zum Autor

Dr. Russell Blaylock ist ein renommierter Neurochirurg, der mehrere Bücher über die Gesundheit des Gehirns veröffentlichte. Er ist Autor des „Blaylock Wellness Report“, einer Publikation mit Gesundheitsratschlägen und Informationen über Naturheilverfahren.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Navigating Sweeteners: Understanding the Effects of Sugar and Artificial Alternatives on Brain Health“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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