Studie: Zeit in der Natur mindert emotionale Belastung bei Kindern – besonders bei ADHS

Jedes fünfte Kind in Deutschland leidet unter psychischen Problemen. Doch bereits 2 Stunden im Grünen pro Woche können die Symptome lindern, heißt es in einer neuen Studie.
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Kinder entspannen in der Natur.Foto: FamVeld/iStock
Von 27. November 2024

Schon 2 Stunden Aufenthalt in der Natur pro Woche können die emotionale Belastung von Kindern mit psychischen Problemen verringern. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie, die in der Medizinzeitschrift „JAMA Network Open“ erschien.

Psychische Probleme betreffen in Deutschland laut der Bundespsychotherapeutenkammer fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen.

Eine Portion Natur

Im Rahmen der Studie untersuchten die Studienautoren, wie sich Zeit in der Natur auf das Verhalten und die psychische Gesundheit der Kinder auswirkt. Dazu gehören psychische, emotionale, Entwicklungs- und Verhaltensstörungen.

„Die Idee zu diesem Projekt entstand während der Pandemie, als man sich Sorgen über die gesundheitlichen Risiken von Kindern machte, die jeden Tag so viel Zeit in der Schule verbringen“, sagte Marie-Claude Geoffroy in einer Presseerklärung. Sie ist außerordentliche Professorin an der Fakultät für Psychiatrie der McGill University in Montréal und leitende Studienautorin. 

„Also dachte ich, dass wir vielleicht eine kostenlose und zugängliche Intervention initiieren können, bei der Schulkinder Zeit in der Natur verbringen. Und wir können die Auswirkungen auf ihre Stimmung und ihr Verhalten messen.“

Aufenthalt in der Natur erhöht die Chancengleichheit in der Schule

An der Studie beteiligten sich 33 Schulen mit 1.015 Schülern aus unterschiedlichen sozioökonomischen Verhältnissen. Die Hälfte der Schulen (Interventionsgruppe) erhielt ein spezielles Programm, das zwölf Wochen lang 2 Stunden Unterricht in der Natur pro Woche umfasste. Die andere Hälfte (Kontrollgruppe) nahm nicht an dem Programm teil und blieb in den herkömmlichen Klassenräumen.

Die Studienautoren konnten keinen signifikanten Unterschied bezüglich der Symptome für psychische Erkrankungen zwischen den beiden Gruppen feststellen. Allerdings verringerten sich die Symptome bei Kindern, die bereits ein höheres Maß an psychischen Problemen aufwiesen.

„Wir fanden heraus, dass bei Kindern, die vermehrt psychische Probleme zu Beginn der Studie hatten, die Symptome nach der Intervention stärker abnahmen“, erklärte Geoffroy.

Dies deutet darauf hin, dass naturbasierte Programme „gezielt Vorteile“ für Kinder mit einer höheren psychischen Beeinträchtigung bieten und möglicherweise als Ausgleich für die psychische Gesundheit von Kindern im Schulalter dienen, so Geoffroy.

„Die Intervention war kostengünstig, wurde gut angenommen und barg keine Risiken. Das macht sie zu einer vielversprechenden Strategie für Schulen mit Zugang zu Grünflächen“, fügte Tianna Loose in der Presseerklärung hinzu. Sie ist Postdoktorandin an der Université de Montréal und Erstautorin der Studie.

Eine risikofreie Maßnahme – besonders für Kinder mit ADHS

Die Lehrer in der Interventionsgruppe sollten regulären Unterricht in der Natur in Fächern wie Mathematik, Sprachen oder Naturwissenschaften abhalten und dabei kurze Aktivitäten zur Förderung der geistigen Gesundheit einbauen. Dazu gehörten Aufmerksamkeit, Philosophie, Zeichnen und achtsames Gehen.

Am Ende des dreimonatigen Programms stellten die Lehrer fest, dass sich das Verhalten der Schüler verbessert hatte. Das war besonders bei denjenigen der Fall, die unter Problemen wie Angst, Depression, Aggression und Impulsivität litten. Bei Gesprächen zeigte sich, dass die Kinder nach ihrer Zeit in der Natur im Unterricht ruhiger, entspannter und aufmerksamer waren.

„Ja, wenn sich Kinder in der Natur aufhalten, hat das positive Auswirkungen auf die psychische Gesundheit“, erklärte Geoffroy gegenüber Epoch Times. Das gilt insbesondere für Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS).

Man muss nicht auf dem Land leben

Auch die Forschung zeige zunehmend, dass der Aufenthalt in der Natur dazu beitragen könne, ADHS-Symptome zu lindern, so die Psychologin. Wesentlich dabei sei, führt sie aus, „dass Familien nicht auf dem Lande leben müssen, um die Natur zu genießen. Die Natur ist überall zugänglich, sogar in den Städten.“

Einfache Aktivitäten wie ein Spaziergang in einem örtlichen Park, das Spielen im Freien zu jeder Jahreszeit, das Beobachten von Vögeln oder das Betrachten von Wolken „können Kindern wertvolle Momente der Verbundenheit und Ruhe vermitteln“, meint die Forscherin.

In Zukunft wollen Geoffroy und ihr Team ähnliche Interventionen für Jugendliche erforschen. Damit beabsichtigen sie, das Wohlbefinden und die Angst vor der Klimaveränderung anzugehen und eine tiefere Verbindung zur Natur zu fördern.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Time in Nature Reduces Emotional Distress in Children, Study Finds“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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