Präventivmediziner Dr. Löffler: „Wir müssen lernen, Ursachen zu erkennen“
Auf dem Berliner Kongress „Naturstoffe in der ganzheitlichen Medizin“ des Instituts für mitochondriale Medizin (imM) trafen sich international namhafte wissenschaftliche Experten. Sie referierten über neue Erkenntnisse rund um die Naturmedizin. Hier trafen wir den Institutsgründer, CEO und wissenschaftlichen Leiter des Instituts für mitochondriale Medizin Dr. Bernd-Michael Löffler.
In der mitochondrialen Medizin liegt der Fokus auf der Wiederherstellung einer gesunden Energieproduktion im Körper, für die die Mitochondrien als kleine körpereigene Kraftwerke im Wesentlichen zuständig sind.
Epoch Times sprach mit Dr. Löffler über die Bedeutung der Naturmedizin und den Zustand des heutigen Gesundheitssystems. Er appelliert, sich auf eine Naturstoffmedizin zurückzubesinnen und mehr Eigenverantwortung zu tragen.
Herr Dr. Bernd-Michael Löffler, in welchem Bereich der Medizin sind Sie tätig?
Ich bin Arzt und habe in Berlin eine Privatpraxis für mitochondriale Medizin. Sie ist für mich das Kernstück der Medizin.
Unsere Mitochondrien sind nicht nur für unsere Energieabläufe im Körper, sondern auch im Wesentlichen für fast alle anderen Stoffwechselprozesse verantwortlich. Wenn sie nicht mehr funktionieren, dann werden wir chronisch krank. Das ist das Hauptthema, mit dem ich mich medizinisch für meine Patienten beschäftige.
Haben sich in den letzten Jahrzehnten die gesundheitlichen Probleme in diesem Bereich vergrößert?
Ja, auf jeden Fall. Das ist ein wachsendes Problem. Zur mitochondrialen Medizin gehören zum Beispiel auch Diabetes oder Alzheimer. Alle großen chronischen Erkrankungen, mit denen wir heute zu tun haben, haben einen mitochondrialen Hintergrund. Sie können diese natürlich pharmazeutisch behandeln, dann behandeln sie die Symptome pathologisch.
Das heißt, sie interessieren sich zwar nicht dafür, wie der Blutdruck entsteht, aber sie haben ein Medikament, mit dem man den Blutdruck irgendwie eine Zeit lang wieder in den Griff bekommt.
Oder Sie können sagen: „Ich will die Ursachen behandeln und damit eben auch präventiv tätig sein.“ Dann müssen Sie eine ganz andere Form von Medizin machen. Auf jeden Fall nicht die, die wir hier in Deutschland und in Europa im Moment haben.
Was sind denn die grundlegenden Ursachen, die zu einer schlechteren Gesundheit in der Gesellschaft geführt haben?
In erster Linie ist das unser Lebensstil, er macht 50 Prozent aller Krankheitsursachen aus. Zweitens ist es unsere Umwelt, da sind es etwa 25 Prozent. Genetisch bedingt sind es nur etwa 5 bis 10 Prozent. Das ist anders als die meisten Menschen glauben. Sie denken häufig, dass das der Hauptgrund sei. Dann haben wir schon so in etwa 90 Prozent zusammen. Das, was wir mit unserer Medizin, mit unserer westlichen Medizin an Gesundheit schaffen, sind die restlichen 10 Prozent.
Das heißt, wir geben in Deutschland dieses Jahr 350 Milliarden Euro aus, um 10 Prozent Gesundheit zu schaffen. Aber wir geben kein Geld dafür aus, die Grundlagen für ein gesundes Leben zu verbessern, damit weniger Leute krank werden. Dazu müsste man die Ernährung, unser Bewegungsverhalten, unseren Lebensstil ändern.
Wenn jemand in Ihre Praxis kommt, weil er Beschwerden hat, was passiert dann im Rahmen ihrer naturheilkundlichen Behandlung?
Es gibt eine Drei-M-Regel: messen, machen und wieder messen. Messen bedeutet, dass wir die Grundlagen für mitochondrialen Stoffwechsel messen. Das sind in erster Linie Vitamine und Mineralstoffe, aber eben auch Stoffwechselprozesse. Wir können heute eigentlich sehr, sehr viel messen. Viel mehr als zum Beispiel noch vor zehn Jahren. Nur werden alle diese Dinge in der Standardmedizin nicht gemessen.
In Deutschland haben etwa 70 Prozent der Bevölkerung einen Vitamin-B1-Mangel. Das hat mit unserer Ernährung und den angebotenen Nahrungsmitteln zu tun. Ohne ausreichend Vitamin B1 ist die Energieproduktion der Zelle massiv behindert und ein Mangel an B1 führt zu Demenz und anderen Erkrankungen. Im nächsten Schritt würde man dann auf die Idee kommen, diesen Mangel zu beseitigen. Das wäre dann ein ursächlicher Ansatz.
Aber dieser Mangel wird in unserer Standardmedizin nicht zur Kenntnis genommen. Erstens, weil sie ihn nicht messen und zweitens, weil die pharmazeutische Annahme vertreten wird, dass das ja alles nicht wichtig sei. Das heißt, die Grundlagen unseres Lebens, also wie unsere Zellen funktionieren, wie unser ganzer Stoffwechsel funktioniert, das ist für die moderne Medizin nicht mehr wichtig. Denn die moderne Medizin verschreibt eben ganz gerne ein Produkt aus der Pharmaindustrie und das war’s.
Wie kam es zu dieser Entwicklung in der Medizin, dass man nur symptomatisch behandelt und fast ausschließlich synthetisierte Medikamente benutzt?
Wenn Sie sich den Beginn der pharmazeutischen Großindustrie angucken, dann liegt der etwa 120 Jahre zurück. Anfang 1900 entstanden Firmen wie Hoffmann-La Roche, Pfizer oder Bayer. Sie entstanden eigentlich auf eine ganz vernünftige Art und Weise. Damals ging es darum, Medikamente zu standardisieren und durch eine Standardisierung die Qualität der Medikamente zu verbessern.
Dann wurde das synthetisierte Aspirin von Bayer entdeckt. Dafür gab es dann einen Nobelpreis. Dann hat sich dieser Weg verselbstständigt. Die Unternehmen sahen, dass man damit unendlich viel Geld verdienen kann und man hat irrsinnige Gewinnspannen.
Damit wurden die ursprünglichen Ziele, die zum Beispiel auch Hoffmann-La Roche hatte, aufgegeben. Bei Hoffmann-La Roche hieß es ursprünglich: „Wir arbeiten daran, Lösungen für medizinische Probleme zu finden.“
In den ganzen 16 Jahren, in denen ich für Hoffmann-La Roche gearbeitet habe und dann als Vizedirektor ausschied, hat der Pharmariese nie dafür gearbeitet. Sie arbeiten nach wie vor dafür, finanzielle Rekordziele zu erreichen. Das heißt, wenn Sie 40 Prozent Nettogewinn oder Rendite haben, dann ist das nicht genug für sie.
Also es geht im jetzigen Gesundheitswesen und im pharmazeutischen Handeln nicht mehr darum, eine Krankheit ursächlich zu behandeln. Sondern es geht darum, an dieser Krankheit einen maximalen Gewinn zu erzielen, indem ich ein Produkt dafür produziere.
Das, was die Diabetologen beispielsweise mit ihren Patienten machen, hat nicht zum Ziel, aus dem Diabetiker wieder einen Nicht-Diabetiker zu machen. Sondern er hält die Krankheit einigermaßen konstant. Damit gibt es eine konstante Einnahmequelle.
Woran liegt es, dass so wenige Menschen dieses System hinterfragen?
Das hat etwas mit Informationen zu tun und es hat etwas mit Medien zu tun. Es hat damit zu tun, ob wir Aufklärung machen und den Menschen die Ursachen ihrer Probleme erklären oder verschweigen. Oder ob ich sogar noch dazu beitrage, dass sie gar nicht auf die Idee kommen, nach diesen Ursachen zu fragen, weil sie in einem System groß geworden sind, in dem man für jedes Problem eine Pille nimmt.
Mit unserem geformten Denken kommen wir gar nicht mehr auf die Idee, dass es auch anders sein könnte. Dass es mehr gibt als das, was wir sehen. Wir müssen wieder lernen, Ursachen zu sehen. Wir müssen auch lernen, sehen zu wollen, denn das gibt es auch. Es gibt viele Patienten, die nur eine einfache Lösung wollen und hören möchten, dass sie nichts ändern müssen.
In der Naturheilkunde spielen Naturstoffe eine große Rolle. Wie wichtig sind sie noch in der gesamten Medizin?
Wir veranstalten hier meines Wissens nach zum ersten Mal eine kleine Konferenz zur Naturstoffmedizin in Deutschland. In Indien ist es anders. In Amerika ist es ein bisschen anders. Aber hier in Deutschland spielt das sowohl innerhalb der Medizin als auch außerhalb der Medizin keine große Rolle.
Im Nahrungsergänzungsmittelmarkt gibt es eine ganze Menge Produkte, in denen Naturstoffe eine Rolle spielen. Das heißt, die Endkonsumenten beschäftigen sich zunehmend zum Beispiel mit Omega-3-Ölen, Resveratrol oder Curcumin.
Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied. Der Endkonsument scheitert immer wieder daran, seine Gesundheit zu verbessern, weil er gute Produkte nicht von schlechten Produkten unterscheiden kann.
Ich nutze in meiner Arztpraxis zu 90 Prozent Naturstoffe. Die Erfolge, die wir mit der Naturstoffmedizin erzielen, sind massiv. Dafür gibt es auch klinische Studien.
Die Erfolge ziehen sich dabei quer durch alle Altersgruppen. Also meine jüngsten Patienten sind gerade ein Jahr alt und meine ältesten sind über 90. Es zieht sich auch durch alle medizinischen Fachbereiche. Ich habe Diabetiker, ich habe Krebspatienten, ich habe Patienten mit rheumatoider Arthritis. Alle sind auf chronische Entzündungen und auf einen nicht mehr funktionierenden mitochondrialen Stoffwechsel zurückzuführen.
Wenn die mitochondriale Medizin so wirksam ist, warum vergibt die Ärztekammer Berlin dann keine Fortbildungspunkte für diesen Kongress?
Fortbildungsveranstaltungen sollen dazu dienen, das Wissen von Medizinern, Pharmazeuten oder Zahnärzten zu verbessern. Für diese Veranstaltungen können bei den entsprechenden Kammern durch die Veranstalter Fortbildungspunkte beantragt werden. Niedergelassene Ärzte müssen in fünf Jahren mindestens 250 Punkte sammeln, um ihre Zertifizierung nicht zu verlieren. Die Kammern prüfen jede Beantragung kritisch.
Wir haben für diesen Kongress von den Kammern der Apotheker 23, der Zahnärzte 17 und der Heilpraktiker 19 Fortbildungspunkte erhalten. Das ist sehr viel. Die Ärztekammer Berlin hat die Vergabe von Punkten jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass hier zum einen nicht nur Fachärzte anwesend sind, sondern auch Apotheker und Zahnärzte und Heilpraktiker. Zudem argumentieren sie damit, dass es ja hier nur um wirtschaftliche Interessen ginge. Gleichzeitig vergibt die Ärztekammer Berlin aber an Veranstaltungen Punkte, die zum Beispiel nur einen Tag dauern und wo auf der Einladung schon draufsteht, dass die Pharmaindustrie diese Ein-Tages-Veranstaltung mit 100.000 Euro dotiert.
Mit ihrer Entscheidung hebt sich die Ärztekammer in Berlin regelmäßig von allen anderen Bundesländern ab.
Über den Autor:
Dr. med. Dipl.-biol. Bernd-Michael Löffler ist Arzt für präventive und mitochondriale Medizin, Institutsgründer, Buchautor und Vortragsreferent. Bevor er mit der Gründung einer Beratungsfirma, zweier Institute und einer Privatpraxis eigene Wege ging, war er mehrere Jahre Vizedirektor des umsatzstärksten Pharma-Unternehmens F. Hoffmann-La Roche.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Epoch Times Wochenzeitung, Ausgabe Nr. 65, vom 08. Oktober 2022.
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