Neue Hoffnung für Betroffene: Diese Diät kann schwere psychische Leiden lindern

Eine Pilotstudie hat einen Verbündeten im Kampf gegen schwere psychische Erkrankungen aufgedeckt: die ketogene Diät.
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Die ketogene Diät ist fettreich und kohlenhydratarm (Symbolbild).Foto: Iulia Cozlenco/iStock
Von 26. April 2024

Ihre Anhänger schwören auf ihren gewichtsreduzierenden Effekt. Doch sie kann auch die körperlichen und psychiatrischen Symptome lindern, die Personen mit Schizophrenie und bipolarer Störung plagen. Die Rede ist von ketogener Ernährung, einer fettreichen und extrem kohlenhydratarmen Ernährungsweise.

Antipsychotika-Stoffwechselprobleme umkehren

Was die psychotischen Symptome von Schizophrenie und bipolarer Störung anbelangt, so behandeln die Ärzte sie normalerweise mit Antipsychotika. Diese Medikamente können zu metabolischen Nebenwirkungen wie Insulinresistenz und Fettleibigkeit führen, was viele Patienten dazu veranlasst, die Behandlung abzubrechen. Neue Forschungsergebnisse der Stanford University deuten jedoch darauf hin, dass die ketogene Diät diese Stoffwechselprobleme umkehren kann.

Im Rahmen der Studie beobachteten die Forscher 21 Erwachsene mit Schizophrenie oder bipolarer Störung, die Antipsychotika einnahmen und Stoffwechselanomalien aufwiesen. Daraufhin verordneten die Studienautoren den Teilnehmern eine ketogene Diät mit zehn Prozent Kohlenhydraten, 30 Prozent Eiweiß und 60 Prozent Fett. Die Wissenschaftler verfolgten die Fortschritte der Teilnehmer, indem sie wöchentlich ihren Ketonspiegel im Blut maßen. Dieser zeigt an, ob der Körper Fett oder Zucker als Brennstoff nutzt.

Nach vier Monaten wies kein Teilnehmer mehr ein metabolisches Syndrom auf. Außerdem hatten sie im Durchschnitt zehn Prozent ihres Körpergewichts verloren und berichteten über mehr Energie, einen besseren Schlaf sowie eine verbesserte Stimmung und Lebensqualität. Die Probanden zeigten auch signifikante Verbesserungen bei Markern wie Blutdruck, Body-Mass-Index, Triglyceriden und Insulinresistenz.

„Wir sehen große Veränderungen“, sagte Dr. Shebani Sethi  in einer Pressemitteilung. Sie ist klinische Professorin für Psychiatrie an der Stanford Medicine und Hauptautorin der Studie. Auch wenn die Patienten Antipsychotika einnehmen, können solche Probleme wie Fettleibigkeit, das metabolische Syndrom und Insulinresistenz immer noch wirksam angegangen und rückgängig gemacht werden. „Ich denke, das ist sehr ermutigend für die Patienten“, merkte sie an.

Signifikante psychiatrische Vorteile

Die Teilnehmer zeigten auch erhebliche psychiatrische Vorteile. So besserte sich der Schweregrad ihrer psychischen Erkrankung um 31 Prozent auf der Bewertungsskala für psychische Erkrankungen, der sogenannten Clinical Global Impressions Scale. Dabei handelt es sich um ein siebenstufiges Maß für den Schweregrad einer psychischen Erkrankung, das von eins (normal) bis sieben (extrem schwer) reicht. Tatsächlich zeigten 75 Prozent der Gruppe eine klinisch bedeutsame Verbesserung. 

Dem Forschungsteam zufolge liefert die ketogene Ernährung eine alternative Brennstoffquelle für das Gehirn. Dies fördert den Gehirnstoffwechsel und verringert die Symptome psychischer Erkrankungen.

Deswegen sollte, wer Stimmungsschwankungen und kognitive Symptome im Allgemeinen behandeln möchte, als Erstes einen Blick auf seine Ernährung werfen, erklärte Nicole Laurent gegenüber Epoch Times. Sie ist eine staatlich zugelassene Beraterin für psychische Gesundheit in den USA, die sich auf die Anwendung der ketogenen Therapie zur Behandlung psychischer Erkrankungen und neurologischer Probleme spezialisiert. Sie war nicht an der Studie beteiligt.

„Bevor wir entscheiden, dass etwas kaputt sei, sollten wir die Ernährung der Menschen bewerten, um sicherzustellen, dass sie die grundlegendsten Dinge bekommen, die ihr Gehirn braucht, um gut zu funktionieren“, fügte Laurent hinzu.

Warum Ernährung die psychische Gesundheit beeinflusst

Des Weiteren gebe es verschiedene Gründe, warum sich die Ernährung stark auf die Stimmung und das geistige Wohlbefinden auswirkt, meinte Neuropsychologin Sanam Hafeez aus New York City gegenüber Epoch Times.

Eine ausgewogene Ernährung versorge das Gehirn mit wichtigen Vitaminen, Mineralien und Nährstoffen, die es für eine optimale Funktion benötigt. Was wir essen, beeinflusse unseren Blutzuckerspiegel, so Hafeez. Und schnelle Schwankungen könnten zu Stimmungsschwankungen und Reizbarkeit führen.

„Eine ausgewogene Ernährung kann unseren Blutzuckerspiegel stabilisieren und so für anhaltende Energie und eine gleichmäßigere Stimmung sorgen“, fügte sie hinzu. Außerdem könnten bestimmte Lebensmittel Entzündungen auslösen und so zu affektiven Störungen wie Depressionen und Angstzuständen beitragen.

„Eine entzündungshemmende Ernährung, die reich an Vollwertkost und gesunden Fetten ist, kann helfen, Entzündungen zu reduzieren und die psychische Gesundheit zu fördern“, so die Neuropsychologin.

Auch Nahrungsmittelallergien oder -empfindlichkeiten könnten Stimmungsschwankungen verursachen. Wer diese „Trigger-Lebensmittel“ bestimmt und meidet, könne diese Symptome wirksam bekämpfen, meinte Hafeez weiter.

Zudem sei es wichtig, auf den Koffein- und Alkoholkonsum zu achten, da ein übermäßiger Konsum den Schlafrhythmus stören und Stimmungsschwankungen und Angstzustände verschlimmern kann.

Vorteile der Keto-Diät

Was die ketogene Ernährung anbelangt, so verbessere sie die psychische Gesundheit durch verschiedene Mechanismen, sagte Genna Hymowitz gegenüber Epoch Times. Sie ist Psychologin an der chirurgischen Klinik Stony Brook Medicine Bariatric im US-Bundesstaat New York und am Metabolic Weight Loss Center. Die Keto-Diät 

  • verringert Entzündungen,
  • fördert den Stoffwechsel,
  • verbessert das Darmmikrobiom,
  • behebt Nährstoffmängel, was die Stimmung und Kognition verbessert.

Die ketogene Diät sei früher auch zur Behandlung schwerer Epilepsie empfohlen worden, insbesondere bei Kindern, deren Anfälle nicht auf Medikamente ansprachen, fügte Hymowitz hinzu.

Wirkung spezifischer Diäten auf die psychische Verfassung

Es ist schwierig, endgültig zu beweisen, dass bestimmte Diäten zu Veränderungen der geistigen Gesundheit führen, meinte Hymowitz weiter. Es gebe jedoch Forschungsergebnisse, die auf einen Zusammenhang zwischen der Ernährung und der psychischen Gesundheit hinweisen, so die Psychologin.

Beispielsweise brachten Studien eine Ernährungsweise mit einem hohen Anteil an Obst und Gemüse sowie Fisch und Vollkornprodukten mit einer besseren psychischen Gesundheit und einer geringeren Wahrscheinlichkeit von Depressionen in Verbindung. Auch die Mittelmeerdiät soll das Risiko für Depressionen senken und ihre Symptome verringern.

Laut einer Studienübersicht aus dem Jahr 2019 könnte die ketogene Diät ein neuartiger therapeutischer Ansatz zur Behandlung von Schizophrenie sein. Der Grund: Sie soll den Energiestoffwechsel im Gehirn wiederherstellen.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Ketogenic Diet Shows Promise in Improving Serious Mental Illness Symptoms“. (redaktionelle Bearbeitung as)



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