Mehr Kinder nach Lockdown, weniger Kinder seit Corona-Impfungen?

Die Entwicklung der Geburten im dritten Jahr der Corona-Krise zeigt, was Kritiker bereits befürchteten. Statt Ursachen zu nennen, liefert das Statistische Bundesamt eine Vielzahl von Vergleichen. Das war in der Vergangenheit nicht immer so.
Kinder kriegen während und nach Corona
Die Zahl der geborenen Kinder sank 2022 deutlich. Der Trend setzt sich bislang fort.Foto: iStock
Von 22. Juli 2023

Im März 2021 freute man sich über die höchste Geburtenzahl seit über 20 Jahren, 2022 ist sie wieder deutlich abgerutscht. Laut Statistischem Bundesamt kamen im vergangenen Jahr 7,1 Prozent weniger Kinder in Deutschland zur Welt als 2021 – ein Trend, der sich auch 2023 bislang fortsetzt.

Ursachen nennen die Statistiker aus Wiesbaden nicht, dafür aber umso mehr regionale Unterschiede. Die gesammelten Zahlen finden Sie am Ende dieses Artikels.

Dabei vermeiden die Statistiker allerdings von Geburten im Allgemeinen zu sprechen und stellen die sogenannte Geburtenziffer in den Vordergrund. Diese sagt aus, „wie viele Kinder eine Frau im Laufe ihres Lebens bekäme, wenn ihr Geburtenverhalten so wäre wie das aller Frauen zwischen 15 und 49 Jahren im betrachteten Jahr.“

Dadurch verkommt die absolute Zahl der Neugeborenen zur Nebensache, denn wer kennt schon die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter? Epoch Times begab sich auf die Suche.

Geburtenziffer ist nicht gleich Geburtenzahl

Bezüglich der Geburtenziffer geben die bundesdeutschen Statistiker an: „Die zusammengefasste Geburtenziffer 2022 [sank] gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent auf 1,46 Kinder je Frau und damit auf den niedrigsten Stand seit 2013 (1,42 Kinder je Frau). 2021 war die Geburtenhäufigkeit dagegen deutlich auf 1,58 Kinder je Frau gestiegen.“

Dazu muss ergänzt werden, dass dies nichts über die Zahl der Geburten an sich aussagt. Angenommen, von 2021 bis 2022 wären plötzlich Millionen Frauen nach Deutschland gekommen, dann könnte die Zahl der geborenen Kinder trotz sinkender Geburtenziffer gestiegen sein. Dies war in der Vergangenheit mehrfach der Fall, am deutlichsten zeigte es sich 1977/78 mit steigenden Geburten bei sinkender Geburtenziffer und 1998/99 – in entgegengesetzter Ausprägung – mit sinkenden Geburten trotz steigender Geburtenziffer.

Diesbezüglich ergänzt Destatis: „Damit die Bevölkerung eines Landes – ohne Zuwanderung – nicht schrumpft, müssten in hoch entwickelten Ländern rein rechnerisch etwa 2,1 Kinder je Frau geboren werden.“ An einer Stelle nennen die Statistiker zudem die absoluten Zahlen:

„Im Jahr 2022 kamen in Deutschland 738.819 Kinder zur Welt. Das waren 56.673 […] weniger als im Jahr 2021 (795.492 Neugeborene), dem geburtenreichsten Jahr seit 1997.“

Sucht man in den Tabellen des Statistikamtes, dann finden sich auch die Angaben für die Vorjahre: 2020 kamen 773.144 Kinder in Deutschland zur Welt. 2019 waren es 778.090.

Den absoluten Höhepunkt erreichte der Babyboom 1964 mit fast 1,36 Millionen Kindern. 2011 zählte man hingegen mit unter 663.000 die wenigsten Neugeboren seit Beginn der Datenreihe. Die beobachtete Entwicklung ist also nicht ausschließlich auf die Corona-Krise und ihre Auswirkungen zurückzuführen.

Entwicklung der Geburtenzahl und Geburtenziffer in Deutschland seit Beginn der jeweiligen Datenreihen. Foto: ts/Epoch Times

„Zeitlicher Zusammenhang mit Corona“ …

Dennoch ist ein gewisser zeitlicher Zusammenhang nicht von der Hand zu weisen. Das wird umso deutlicher, wenn die Daten nach Monaten aufgliedert werden. Dazu schrieb das Statistische Bundesamt im Frühjahr 2023:

„Im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021 sank die Geborenenzahl insgesamt um 5,5 Prozent (gegenüber dem geburtenreichen Jahr 2021 sank sie um 7,1 Prozent). […] In den Monaten Januar bis April 2022 sank die Geborenenzahl besonders deutlich um acht bis neun Prozent im Vergleich zu jeweiligen monatlichen Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021. Im Mai blieb sie dagegen stabil und im Juni sank sie nur geringfügig um 2,4 Prozent. Zwischen Juli und Dezember wurden um fünf bis sechs Prozent weniger Kinder geboren als im jeweiligen Vergleichsmonat im Durchschnitt der Jahre 2019 bis 2021.“

Entwicklung der Lebendgeborenen in Deutschland seit Januar 2019. Foto: Statistisches Bundesamt (Destatis)

Auffällig ist in der Mitteilung aus Wiesbaden vor allem der fehlende Vergleich der Monate mit dem geburtenreichen Jahr 2021 – wobei die Rückgänge noch deutlicher stärker aufgefallen wären.

Im Juni 2021 schrieb man hingegen: „Im Vergleich zum März 2020 ist die Geburtenzahl in diesem Jahr [2021] um etwa […] 10 Prozent gestiegen. […] Bereits im Februar 2021 hatte sich eine leichte Zunahme der Geburten angedeutet (+6 %)“.

Gleichzeitig hieß es, „der Anstieg steht in zeitlichem Zusammenhang mit dem Abflachen der ersten Welle der Corona-Pandemie in Deutschland und den Lockerungen ab Anfang Mai 2020.“

… und den Corona-Maßnahmen

Mit anderen Worten: Das Ende des Lockdowns im Sommer 2020 führte neun Monate später zu mehr Geburten.

Während im Sommer 2021 die Zahl der Geburten wieder auf oder nur knapp über dem Niveau der Vorjahre lag – im Herbst 2020 folgte der Wellenbrecher-Lockdown – stiegen sie im Herbst wieder an. Ob lange Winterabende im Lockdown die Geburtenzahlen in die Höhe trieben, bleibt offiziell Spekulation.

Im weiteren Vergleich aber fällt vor allem auf, dass die Geburten im Jahr 2022 nicht nur fast durchgängig unter den Werten von 2021 liegen, sondern auch hinter denen seit 2019 zurückbleiben. Obwohl verschieden Behörden dies vehement bestritten haben und bestreiten, ist zumindest ein zeitlicher Zusammenhang mit der Verfügbarkeit der Corona-Spritzen festzustellen.

2023 setzt sich der rückläufige Trend fort: Im ersten Quartal 2023 kamen nochmals 4,8 Prozent weniger Kinder zur Welt als im ersten Quartal 2022. Als offiziell „einen der wichtigsten Gründe für die sinkende Geburtenzahl“ gaben die Statistiker „die rückläufige Zahl der Frauen zwischen Ende 20 bis Ende 30 an. In dieser Altersspanne werden die meisten Kinder geboren.“

Zahlen, Zahlen, noch mehr Zahlen

An dieser Stelle folgt weitgehend unverändert die Zusammenfassung der aus Wiesbaden mitgeteilten Daten zur Entwicklung der Geburten(ziffer) in Deutschland im Jahr 2022. Auswertungen wie die obige folgen gegebenenfalls im Rahmen eigenständiger Artikel.

Rückgang um vier bis zehn Prozent

Besonders stark nahm die Geburtenziffer 2022 in Hamburg und Berlin ab. In Bremen war der Rückgang mit vier Prozent am schwächsten. Frauen in Rheinland-Pfalz (-5,6 %) und Niedersachsen (-8,4 %) führten mit durchschnittlich 1,52 Kindern den Ländervergleich an. Berlinerinnen bekamen „wie bereits seit 2017“, am wenigsten Nachwuchs. (1,25; -10,1 %). In Westdeutschland sank die Geburtenziffer im Vorjahresvergleich von 1,60 auf 1,48 Kinder je Frau(-7,5 %), in den ostdeutschen Flächenländern von 1,54 auf 1,43 (-7,1 %) Kinder je Frau.

Geburtenziffer bei deutschen Frauen deutlich und bei Ausländerinnen leicht gesunken

Die zusammengefasste Geburtenziffer der Frauen mit deutscher Staatsangehörigkeit sank 2022 auf 1,36 Kinder je Frau und war damit um 8,7 Prozent niedriger als im Vorjahr (1,49). Ähnlich niedrig war die Geburtenhäufigkeit bei den deutschen Frauen zuletzt im Jahr 2012. Bei den Frauen mit ausländischer Staatsangehörigkeit sank die Geburtenziffer 2022 um 6,4 Prozent auf 1,88 Kinder je Frau (2021: 2,01), sie lag damit etwa auf dem Niveau des Jahres 2014.

Jahrgang 1973 brachte durchschnittlich 1,57 Kinder je Frau zur Welt

Frauen, die im Jahr 1973 geborenen wurden, erreichten 2022 mit 49 Jahren das Ende des statistisch definierten gebärfähigen Alters. Sie bekamen im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 1,57 Kinder. Diese sogenannte endgültige Kinderzahl war bei den Frauen der 1960er kontinuierlich gesunken. Mit 1,49 Kindern markierte der Jahrgang 1968 ein historisches Minimum. Vor allem im Alter über 30 Jahren bekommen Frauen der 1970er-Jahrgänge deutlich häufiger Kinder als Frauen der älteren Jahrgänge.

Kaum Veränderungen beim Durchschnittsalter der Eltern bei Geburt des ersten Kindes

Das durchschnittliche Alter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes war 2022 mit 30,4 Jahren geringfügig niedriger als im Vorjahr (30,5 Jahre). Das Durchschnittsalter der Väter beim ersten Kind der Mutter blieb unverändert bei 33,3 Jahren. Unabhängig davon, ob es sich um das erste oder ein weiteres Kind handelte, waren Mütter im Jahr 2022 bei einer Geburt im Durchschnitt 31,7 Jahre und die Väter 34,7 Jahre alt.

Starker Rückgang der Geburtenziffer auch in nordeuropäischen Staaten

Vergleichbare Angaben zur Entwicklung der zusammengefassten Geburtenziffer im Jahr 2022 sind derzeit für einige nordeuropäische Staaten verfügbar. So sank die Geburtenziffer nach Angaben der „Human Fertility Database“ des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Dänemark um 10 Prozent sowie in Norwegen und in Schweden um jeweils 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit in einem ähnlichen Ausmaß wie in Deutschland.

Aus früheren Meldungen bekannt

Im Frühjahr 2023 teilte das Statistische Bundesamt zudem mit, dass von den insgesamt über 738.000 Neugeborenen im Jahr 2022 „gut 343.000 die ersten Kinder im Leben der Mutter (46 %), 257.000 die zweiten Kinder (35 %) und rund 138.000 die dritten oder weiteren Kinder (19 %)“ waren.



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