Mehr Bewegung, längeres Leben: Sport erhöht Lebenserwartung nach überstandener Darmkrebserkankung

Neue Forschungsergebnisse zu Darmkrebs deuten darauf hin, dass mehr Bewegung die Lebenserwartung von Patienten nach überstandener Krebstherapie auf das der Allgemeinbevölkerung anheben könnte.
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Spaziergänge sind eine gute Option für Bewegung nach einer überstandenen Krebserkrankung.Foto: istock
Von 22. März 2025

Eine aktuelle Studie der American Cancer Society, durchgeführt von Forschern der Louisiana State University (LSU), zeigt, dass körperlich aktive Darmkrebspatienten ungefähr so lange leben können wie Menschen ohne diese Krankheit. Für Menschen, die eine Krebserkrankung überstanden haben, ist es jedoch oft besonders herausfordernd, wenn es darum geht, ausreichend Bewegung in den Alltag zu integrieren. Experten haben wertvolle Tipps parat, wie dies dennoch gelingen kann.

Bewegung und Überlebenschancen bei Darmkrebs

Die Forscher analysierten für ihre Veröffentlichung Daten aus zwei klinischen Studien nach der Behandlung von 2.876 Menschen mit Darmkrebs im Stadium 3. In diesem Stadium hat sich der Krebs über den Darm hinaus auf nahe gelegene Lymphknoten ausgebreitet, aber noch keine entfernten Organe erreicht. Die Teilnehmer gaben selbst Auskunft über ihr Bewegungsverhalten nach der Krebsoperation sowie während und nach der Chemotherapie. Diese Daten wurden mit denen der Allgemeinbevölkerung verglichen, wobei Geschlecht, Alter und Jahr der Untersuchung berücksichtigt wurden.

Die zusammengefassten Daten aus beiden Studien zeigten, dass unter den 1.908 Patienten, die drei Jahre nach der Krebsbehandlung noch lebten, jene mit weniger als drei MET-Stunden (metabolisches Äquivalent) Bewegung pro Woche eine um 3,1 Prozent geringere Überlebenswahrscheinlichkeit für die kommenden drei Jahre hatten, als für die Allgemeinbevölkerung im gleichen Alter zu erwarten sei. Im Gegensatz dazu hatten jene, die keinen Krebsrückfall hatten und 18 oder mehr MET-Stunden pro Woche aktiv waren, eine um 2,9 Prozent höhere Überlebenswahrscheinlichkeit.

Zum Vergleich: Drei MET-Stunden entsprechen einer Stunde zügigem Gehen, während 18 MET-Stunden fünf Stunden zügigem Gehen pro Woche entsprechen, schrieb der Hauptautor der Studie, Justin C. Brown vom Louisiana State University Health Sciences Center, in einer E-Mail an die Epoch Times.

„Diese neuen Informationen können Patienten mit Darmkrebs dabei helfen zu verstehen, wie Faktoren, die sie selbst beeinflussen können – wie etwa ihr Maß an körperlicher Aktivität – einen bedeutenden Einfluss auf ihre langfristige Prognose haben können“, sagte Brown in einer Presseerklärung. „Die konkreten Zahlen darüber, wie körperliche Aktivität einem Patienten mit Darmkrebs eine Überlebenschance geben kann, die der seiner gesunden Freunde und seiner Familie nahekommt, könnte eine einfache und wirkungsvolle Information sein, um allen Menschen die gesundheitlichen Vorteile von Bewegung zu verdeutlichen.“

Zugrunde liegende Mechanismen

Die Studienautoren glauben, dass der Hauptfaktor, durch den Bewegung das Überleben verlängert, in der Verringerung des Wiederauftretens von Tumoren liegt. Obwohl die genauen Mechanismen noch unklar sind, könnten mehrere Faktoren eine Rolle spielen, darunter die Verringerung systemischer Entzündungen, die Reduzierung von Bauchfett und die Steigerung der Insulinsensitivität, die zur Regulierung des Blutzuckers beiträgt.

„Diese Faktoren sind ein aktueller Forschungsschwerpunkt“, so Dr. Cynthia Owusu, Onkologin am Case Comprehensive Cancer Center, der Epoch Times in einer E-Mail. Sie fasst aktuelle Erkenntnisse zusammen, wie Bewegung jene Mechanismen verändern kann, die die Tumorbildung und das Krebswachstum vorantreiben:

  • Entzündungsmarker: Sport kann den Spiegel von Entzündungsmarkern senken – Substanzen im Blut, die auf eine Entzündung hinweisen und zur Ausbreitung von Tumoren beitragen.
  • Insulin und insulinähnliche Wachstumsfaktoren: Sport kann die Insulinsensitivität verbessern und den Spiegel von Insulin und dem insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1) senken, die beide mit dem Fortschreiten von Krebs in Verbindung gebracht werden.
  • Körperkomposition: Sport erhöht die Muskelmasse und reduziert Fett, insbesondere im Bauchbereich. Fettzellen setzen Botenstoffe frei, die Entzündungen fördern und das Krebswachstum begünstigen können.
  • Oxidativer Stress: Sport hilft, oxidativen Stress zu bewältigen – ein Ungleichgewicht zwischen freien Radikalen (instabilen Molekülen) und Antioxidantien im Körper. Oxidativer Stress kann DNA-Schäden verursachen und zur Tumorentwicklung führen.
  • Mikrobiom: Regelmäßige Bewegung sorgt für ein gesünderes und vielfältigeres Darmmikrobiom, das die Immunantwort des Körpers verbessert und Entzündungen reduziert, was beides für die Krebsprävention von entscheidender Bedeutung ist.

„Ob diese Mechanismen isoliert oder in Wechselwirkung miteinander wirken, bleibt ein aktuelles Gebiet der Forschung“, so Owusu.

Bewegung und Lebenserwartung bei anderen Arten von Krebs

Laut dem National Cancer Institute (NCI) zeigen Forschungsergebnisse, dass Bewegung auch die Lebenserwartung von Menschen mit Brust- und Prostatakrebs erhöhen kann.

Eine in der Fachzeitschrift „Breast“ veröffentlichte systematische Überprüfung und Metaanalyse untersuchte zehn Studien mit mehr als 23.000 Brustkrebsüberlebenden. Die Ergebnisse zeigten, dass diejenigen, die sich am meisten bewegten, ein um 42 Prozent geringeres Gesamtsterberisiko hatten und im Speziellen ein um 40 Prozent geringeres Risiko, an Brustkrebs zu sterben.

Eine weitere Studie, die in „Medicine & Science in Sports & Exercise“ veröffentlicht wurde, überprüfte die bisher nur begrenzt vorhandene Forschung und kam zu dem Ergebnis, dass körperliche Betätigung nach der Diagnose von Prostatakrebs mit einem um 45 Prozent geringeren Gesamtsterberisiko und einem um 33 Prozent geringeren Risiko, an Prostatakrebs zu sterben, verbunden ist.

Derzeit werden randomisierte kontrollierte klinische Studien durchgeführt, um einen kausalen Zusammenhang zwischen körperlicher Betätigung und dem Verlauf von Krebserkrankungen herzustellen, so Owusu. Das NCI gab an, dass an den laufenden klinischen Studien Menschen mit Brustkrebs, Dickdarmkrebs und metastasierendem Prostatakrebs teilnehmen.

Herausforderungen und Trainingsmöglichkeiten

Krebspatienten stehen vor zahlreichen Herausforderungen, wenn es darum geht, aktiv zu bleiben, wie Ashley Perry, Physiotherapeutin und Beraterin für Krebsrehabilitation bei Brooks Rehabilitation, der Epoch Times in einer E-Mail mitteilte.

„Die meisten Patienten fühlen sich sehr müde oder haben aufgrund ihrer zahlreichen Arzttermine einen vollen Terminkalender. Viele Patienten sind sich nicht sicher, ob sie überhaupt in der Lage sind, Sport zu treiben, und glauben oft, dass sie sich gar nicht großartig bewegen können, sondern lieber ruhen sollten. Darüber hinaus sind sie mit den üblichen psychosozialen Faktoren konfrontiert, die wir alle kennen und die auch uns davon abhalten, so zu Sport zu treiben, wie wir sollten.“

Trotz der zusätzlichen Herausforderungen glaubt Brown, dass die meisten Krebspatienten körperlich in der Lage sind, die empfohlenen Übungen zu absolvieren.

„Wir empfehlen ja kein Training für einen Marathonlauf, sondern es geht zunächst um kleine Spaziergänge. Wenn Krebsüberlebende mit ein bisschen Bewegung beginnen und sich langsam steigern, können viele es schaffen“, sagte Brown.

Man kann auf ganz unterschiedliche Weise in Bewegung kommen, sagte Perry. Während Spaziergänge immer eine Option sind, kann auch jede andere angenehme körperliche Aktivität – wie Gartenarbeit – von Vorteil sein, da es einfacher ist, daraus eine feste Gewohnheit zu machen.

Die US-Behörden empfehlen den folgenden Umfang an körperlicher Aktivität, um das Risiko chronischer Erkrankungen, einschließlich Krebs, zu senken:

  • 150 bis 300 Minuten (2,5 bis 5 Stunden) aerobe Aktivität mittlerer Intensität pro Woche, 75 bis 150 Minuten intensive Aktivität oder eine Kombination aus beidem
  • Übungen zum Muskelaufbau an mindestens zwei Tagen pro Woche
  • Gleichgewichtstraining

Laut Perry sind sowohl Kraft- als auch Ausdauertraining unerlässlich, erfüllen jedoch unterschiedliche Funktionen.

„Bei den meisten Patienten lässt während und nach der Krebsbehandlung die kardiovaskuläre Fitness nach, sodass Ausdauertraining eine gute Möglichkeit ist, das vorherige Level wieder zu erreichen. Krafttraining verbessert die Durchblutung, verringert das Risiko zu stürzen und erleichtert Alltagsaktivitäten“, ergänzte sie.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.

Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Exercise Helps Colon Cancer Survivors Live as Long as Cancer-Free Peers“. (redaktionelle Bearbeitung ee, cs)



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