Forscher entdecken potenzielle Ursache für Parkinson

Warum erkranken Menschen an Parkinson? Diese Frage ist bis heute weitgehend ungeklärt. Ein finnisches Forscherteam könnte der Antwort nun ein Stück nähergekommen sein.
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Typische Symptome von Parkinson sind Zittern, langsame Bewegungen und Muskelsteifheit. Symbolbild.Foto: iStock
Von 8. Juni 2023

Parkinson – eine langsam fortschreitende degenerative Erkrankung, könnte in direkter Verbindung mit dem Darm stehen. Eine aktuelle Studie der Universität Helsinki legt nahe, dass Darmbakterien der Gattung Desulfovibrio (DSV-Bakterien) eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit spielen könnten. Die Wissenschaftler vermuten, dass DSV-Bakterien die Ansammlung des Proteins Alpha-Synuclein im Gehirn begünstigen, welches seit Langem in Verbindung mit Parkinson steht.

Um diesen Zusammenhang genauer zu untersuchen, analysierten die Forscher in einer ersten Untersuchung Stuhlproben von zehn Parkinson-Patienten und zehn gesunden Personen. Sie stellten fest, dass alle Parkinson-Patienten DSV-Bakterien in ihrem Darm-Mikrobiom aufwiesen. Die Konzentration der Bakterien war bei den Erkrankten höher und korrelierte zudem mit der Schwere ihrer Symptome.

Ein Durchbruch für das Forscherteam

Als Nächstes wurden die Stuhlproben an Würmer verfüttert und untersucht. Das Ergebnis: Die Würmer, die mit den Stuhlproben der Parkinson-Patienten gefüttert wurden, wiesen signifikant größere Ansammlungen des Proteins Alpha-Synuclein auf. Sie verstarben im Durchschnitt auch deutlich früher.

Für die Forscher aus Finnland ist diese Entdeckung ein Durchbruch: „Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Desulfovibrio-Bakterien zur Entwicklung von Parkinson beitragen, indem sie die Ansammlung von Alpha-Synuclein auslösen“, erklärte Per Saris, Professor für Mikrobiologie an der Universität Helsinki und Mitautor der Studie.

Bakterien der Gattung Desulfovibrio sind bekannt für die Produktion von Wasserstoffsulfid, ein Gas, das als Neurotransmitter wirkt. Dies könnte mit der Entwicklung von Parkinson in Verbindung stehen, erklärte Dr. Mary Kay Ross, Gründerin des Brain Health & Research Institute, gegenüber der Epoch Times. Zudem kann Wasserstoffsulfid den Eisengehalt im Zellplasma erhöhen, was die Ansammlung von Alpha-Synuclein verstärken könnte.

Herausforderungen bei der Parkinson-Behandlung bleiben

Jedoch sind DSV-Bakterien nicht die einzigen Bakterien, die bei der Ursache der Parkinson-Krankheit im Fokus stehen. Dr. Guy Schwartz von der Stony Brook University in New York erklärte gegenüber der Epoch Times: Ein Ungleichgewicht verschiedener anderer Bakterien, wie etwa das Milchsäurebakterium Lactobacillus, spiele ebenfalls eine Rolle. Ein frühes Warnzeichen von Parkinson, die Verstopfung, könnte demnach eine Folge dieser Störung im mikrobiellen Gleichgewicht sein.

Ähnliche Muster seien laut Schwartz auch bei Krankheiten wie Autismus und Reizdarmsyndrom zu beobachten.

Obwohl die Studie wichtige Erkenntnisse liefert, bleiben Herausforderungen in der Parkinson-Behandlung bestehen. Professor Saris und sein Forschungsteam erklärten, dass Bakterien der Gattung Desulfovibrio im Darm von Parkinson-Patienten zunächst einmal ausfindig gemacht und dann entfernt werden müssten.

Sie vermuten, dass dies die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen könnte. Denn wären diese Bakterien nicht mehr im Darm vorhanden, würden theoretisch keine Proteine mehr gebildet werden, die die Krankheit im Gehirn auslösen könnten.

Schwachstellen der Studie

Allerdings gibt es bei dieser Behandlungsstrategie ein Problem: Der Allgemeinmediziner Christoph Specht gibt zu bedenken, dass die Anwendung von Antibiotika, die üblicherweise zur Bekämpfung von Bakterien eingesetzt werden, bekanntermaßen die gesamte Darmflora schädigt. „Man bräuchte ein sehr selektives Antibiotikum, das nur diese Bakterien zerstört, und das ist aktuell noch eine große Schwierigkeit“, erklärt Specht gegenüber „ntv“.

Außerdem weist die Studie aus Finnland einige Schwachstellen auf. Obwohl die Ergebnisse darauf hindeuten, dass die Bakterienstämme bei Parkinson-Patienten möglicherweise anders sind als bei gesunden Menschen, ist die genaue Unterscheidung immer noch nicht vollständig aufgeklärt.

Zudem wurde die Studie nur an zehn Parkinson-Patienten durchgeführt und die Proteinbildung nur an Würmern beobachtet, nicht am Menschen. Die Forscher selbst betonen, dass weitere Studien notwendig sind, um die Ergebnisse zu bestätigen und zu vertiefen.

Eine vorbeugende Therapie in naher Zukunft erwartet Specht deshalb nicht. Die Studie sei dennoch „ein weiterer Baustein im Verständnis, wie Parkinson entsteht“. Wenn Parkinson tatsächlich eines Tages als Infektionskrankheit eingestuft würde, wäre das eine Sensation, so Specht.

(Mit Material von theepochtimes.com)



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