Was hat Hundefutter mit der Globalisierung zu tun?
Kannte man vor 200 Jahren den Bauern persönlich und das Schlachtvieh beim Namen, decken immer mehr Menschen oder ganze Länder ihren Bedarf an Gütern und Dienstleistungen durch (spezialisierte) einheimische Produktion und internationalen Handel. Infolge der Globalisierung üben Länder damit sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Grenzen Druck auf die natürlichen Ressourcen – einschließlich Wasser, Energie und Land – aus.
Die erste groß angelegte Studie über die Risiken, denen Länder durch die Abhängigkeit ausgesetzt sind, hat ergeben, dass die Globalisierung die Sicherheit globaler Lieferketten entgegen der gängigen Meinung möglicherweise eher verringert als erhöht.
Globalisierung der Risiken: Die größte Gefahr stammt aus weit entfernten Ländern
Die Forscher fordern eine dringende Untersuchung des Umfangs und der Quelle der konsumierten Güter und Dienstleistungen. Sowohl in einzelnen Ländern als auch weltweit. Darüber hinaus regt die in der Zeitschrift „Global Environmental Change“ veröffentlichte Studie zum kritischen Nachdenken an, ob die Globalisierung mit dem Erreichen nachhaltiger und widerstandsfähiger Lieferketten vereinbar ist.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Weltwirtschaft durch die Globalisierung stark vernetzt: Es sei heute nicht mehr ungewöhnlich, dass jede Komponente eines bestimmten Produkts aus einem anderen Land stammt, schreiben die Forscher um Dr. Oliver Taherzadeh vom Geographischen Institut in Cambridge. Die Globalisierung ermögliche es Unternehmen, ihre Produkte fast überall auf der Welt herzustellen, um die Kosten niedrig zu halten.
Regionale Katastrophen gefährden globale Versorgung
Viele etablierte Wirtschaftswissenschaftler argumentieren, dass dies den Ländern eine Quelle von Wettbewerbsvorteilen und Wachstumspotenzial bietet. Viele Nationen stellen jedoch Anforderungen an bereits gestresste Ressourcen in anderen Ländern, um ihr eigenes hohes Konsumniveau zu befriedigen.
Diese Verflechtung erhöht das Risiko auf jeder Stufe einer globalen Versorgungskette. Beispielsweise importiert Großbritannien etwa die Hälfte seiner Nahrungsmittel. Eine Dürre, eine Überschwemmung oder ein Unwetterereignis in einem anderen Land gefährdet dank Globalisierung diese Nahrungsmittelimporte und die Versorgungssicherheit auf der anderen Seite der Erde.
Nun haben die Forscher den globalen Wasser-, Land- und Energieverbrauch von 189 Ländern quantifiziert und gezeigt, dass Länder, die in hohem Maße vom Handel abhängig sind, potenziell stärker durch Ressourcenunsicherheit gefährdet sind. Verstärkt werde diese durch zunehmende Unwetterereignisse wie Dürren und Überschwemmungen.
„Diese Art der Analyse wurde bisher noch nicht für eine große Anzahl von Ländern durchgeführt“, so Dr. Taherzadeh über seine Forschung. Gemeinsam mit seinen Kollegen verknüpfte er Indizes zur Erfassung der unsicheren Wasser-, Energie- und Landressourcennutzung mit einem globalen Handelsmodell. Ziel war es, das Ausmaß und die Quellen der nationalen Ressourcenunsicherheit durch inländische Produktion und Importe zu untersuchen.
Es gibt zahlreiche Forschungsarbeiten zum Vergleich von Ländern hinsichtlich ihrer Wasser-, Energie- und Landfußabdrücke. Was aber noch nicht untersucht wurde, ist das Ausmaß und die Quelle ihrer Risiken“, sagte Dr. Taherzadeh. „Wir haben festgestellt, dass die Rolle des Handels als Quelle der Ressourcenunsicherheit massiv unterbewertet wurde. Er ist tatsächlich eine größere Risikoquelle als die heimische Produktion.
Vorteile für Außenseiter – Nachteile durch Hundefutter
Anhand ihrer Analyse, welchen Druck der Verbrauch von Wasser-, Energie- und Landressourcen in weit entfernten Winkeln der Welt ausübt, konnten die Forscher schließlich feststellen, „wie hoch das Risiko in unserer vernetzten Welt ist“.
Länder mit großen Volkswirtschaften, wie die USA, China und Japan, seien aufgrund ihres internationalen Handelsvolumens in hohem Maße von (Wasser-)Knappheit außerhalb ihrer Grenzen betroffen. Viele afrikanische Länder, wie beispielsweise Kenia, haben hingegen ein weitaus geringeres Risiko. Sie sind in der Weltwirtschaft nicht so stark vernetzt und können sich in der Nahrungsmittelproduktion mehr oder weniger selbst versorgen.
Zusätzlich zu den Daten auf Länderebene untersuchten die Forscher auch die mit bestimmten Sektoren verbundenen Risiken. Zur Überraschung der Forscher war einer der risikoreichsten Sektoren – sowohl bezüglich Wasser- als auch Landnutzung – die Herstellung von Hunde- und Katzenfutter in den USA, und zwar aufgrund der hohen Nachfrage nach tierischen Produkten.
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