Olympiarückblick (Teil 2): Ein Wal im Halbfinale und olympische Diamantringe

Die Surferinnen aus Brasilien und Costa Rica bekommen im Halbfinale unerwartet Konkurrenz, unterschiedliche hohe Prämien und Preisgelder – von nichts bis lebenslänglich – und die drei Seiten der olympischen Medaillen. Ein unvollständiger Rückblick auf die Olympischen Sommerspiele in Paris 2024 in Kurznachrichten, Teil 2.
Titelbild
Ein Wal im Halbfinale? Während die Brasilianerin Tatiana Weston-Webb und die Costa-Ricanerin Brisa Hennessy (R) bei den Olympischen Spielen Paris 2024 in Teahupo'o im Halbfinale des Frauen-Surfens antreten, tritt ein neuer Akteur auf.Foto: Jerome Brouillet/AFP via Getty Images
Von 18. August 2024

Disqualifikation nach Spionage

Nachdem ein Kanadier mit Verbindungen zum Frauenfußballteam seines Landes im Vorfeld der Olympischen Spiele der Spionage beschuldigt wurde, suspendierte das Kanadische Olympische Komitee am Tag vor der Eröffnung die Cheftrainerin der kanadischen Mannschaft für den Rest der Spiele. Der Mann habe „mit Hilfe einer Drohne das Training der neuseeländischen Frauenmannschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefilmt“. Außerdem erhielt das Team sechs Punkte Abzug in der Gruppenphase, sodass ein Weiterkommen unmöglich war.

Sportler mit Herz

Die Olympischen Spiele hatten nicht nur negative, sondern auch glanz- und hoffnungsvolle Momente. Zu diesen zählt das Handballspiel zwischen Brasilien und Angola. Als sich Albertina Kassoma aus Angola verletzte und das Spielfeld nicht aus eigener Kraft verlassen konnte, trug ihre brasilianische Gegnerin sie kurzerhand behutsam zur Bank. Ebenso sorgsam war der italienische Hochspringer Gianmarco Tamberi in der Qualifikation für das Finale. Der ihm folgende Mutaz Essa Barshim verletzte sich beim Anlauf und ging humpelnd zu Boden. Tamberi zögerte nicht und eilte dem Mann aus Katar – mit dem er in Tokio 2021 Gold holte – zu Hilfe. Doch der Sportsgeist geht auch über einen Wettkampftag hinaus. So verletzte sich die spanische Badmintonspielerin Carolina Marin im Halbfinalspiel gegen die Chinesin He Bing Jiao, die sofort zu ihr eilte und ihr Trost spendete. Gerührt bat Marin die Chinesin im Finalspiel „mit ihrem Geist weiterzuspielen“. Am Ende gewann Jiao die Silbermedaille und hielt bei der Siegerehrung zu Ehren Marins eine Anstecknadel mit der spanischen Flagge in der anderen Hand.

Der italienische Hochsrpinger Gianmarco Tamberi (rechts) hilft seinem Konkurrenten und Mitfavorit auf Gold, Mutaz Essa Barshim aus Katar, nachdem dieser sich beim Anlauf verletzt hatte. Barsham holte am Ende Bronze, Tamberi erreichte Rang elf. Foto: Cameron Spencer/Getty Images

Silber für zwei: He Bing Jiao brachte „den Geist ihre Gegnerin“ nach deren verletzungsbedingtem Ausscheiden im Badminton-Halbfinale in Form eine Anstecknadel mit der spanischen Fahne mit auf das Podium. Foto: Luis Tato/AFP via Getty Images

Schwimmen in der Seine

Neben der Darstellung des Abendmahls bei der Eröffnungsfeier sorgte die Seine, vor allem hinsichtlich Triathlon und Freiwasserschwimmen, für Kontroversen. Obwohl im Vorfeld 1,4 Milliarden Euro in die Verbesserung der Wasserqualität investiert wurden, mussten sämtliche Trainingsläufe wegen erhöhter Bakterienwerte abgesagt werden. Die Wettkämpfe fanden statt, woraufhin drei der vier deutschen Freiwasserschwimmer an Durchfall und Erbrechen erkrankten. Ähnlich erging es Team Belgien nach dem Triathlon der Damen, was allerdings direkte sportliche Auswirkungen hatte: Weil eine Athletin der gemischten Triathlon-Staffel nach den Einzelwettbewerben ausfiel, konnte das Land darin nicht antreten. Das Baden in Seine war zuvor für rund 100 Jahre verboten.

Bundeswehr bei Olympia

„Wir stehen als einer der größten Förderer fest an der Seite des deutschen Spitzensports“, erklärte Verteidigungsminister Boris Pistorius angesichts zahlreicher Sportler aus der Bundeswehr. Von 447 deutschen Athleten stehen 171 im Dienst der Bundeswehr, darunter Hauptgefreiter Lukas Mertens (Gold über 400 Meter Freistil der Herren), Stabsunteroffizier Florian Unruh (Silber im Bogenschießen im gemischten Team) und Stabsunteroffizierin Jule Marie Hake (Bronze im Kajak-Zweier über 500 Meter der Damen). Auch die deutschen Beachvolleyballer – sowohl die beiden Damen als auch die Herren – sind alle beim Bund. Insgesamt holte „Team Bundeswehr“ 20 der 33 deutschen Medaillenränge: sechs Goldmedaillen, sechs Silbermedaillen und acht Bronzemedaillen.

Wal im Halbfinale

Tatiana Weston-Webb (Brasilien) und Brisa Hennessy (Costa Rica) surften vor Tahiti im Halbfinale, als unerwartet ein dritter „Athlet“ die olympische Bühne betrat: Im Hintergrund der beiden Surferinnen brach ein Wal durch die berühmten Wellen von Teahupo’o und stahl den beiden die Show. Eine Medaille erhielt er nicht, Silber ging an die Brasilianerin. Foto: Jerome Brouillet/afp via Getty Images

Los Angeles ohne Boxen?

In Los Angeles gibt es einige Veränderungen, was die Sportarten der Olympischen Sommerspiele angeht. Fünf Sportarten werden neu oder wieder ins Programm aufgenommen: Baseball/Softball, Cricket, Flag Football, Lacrosse und Squash. Das bisher in Paris einmalig olympische Breakdance entfällt. Die Zukunft des Boxens ist ungewiss, da der Verband aufgrund von Korruptionsvorwürfen suspendiert wurde. Eine Entscheidung über die Teilnahme wird erst 2025 getroffen. Im modernen Fünfkampf wird das Springreiten durch ein „Obstacle Race“, ein Hindernisrennen, ersetzt. Veränderungen gibt es auch im Rudern beim Doppelzweier, der durch einen Beach-Sprint ersetzt wird. Das stellt die erste Einführung von Küstenrudern bei Olympischen Spielen dar.

Die drei Seiten der olympischen Medaillen

Für viele ist „Paris 2024“ vorbei, für andere fängt Olympia erst an, genauer gesagt die Paralympischen Spiele oder Paralympics. Damit Letztere nicht in Vergessenheit geraten, teilen sich die vom 28. August bis zum 8. September ausgetragenen Wettkämpfe nicht nur die Fackel, sondern auch das Design der Medaillen, zumindest auf der Seite mit dem Hexagon des Eiffelturms. Die Rückseite der „normalen“ Medaille zeigt die Göttin des Sieges, Athena, das historische Panathinaiko-Stadion sowie Eiffelturm und Akropolis. Auf der Rückseite der Medaillen der Paralympischen Spiele ist lediglich der Eiffelturm abgebildet – von unten betrachtet. Das Bildnis wird links und rechts von den Worten „Paris“ und „2024“ in Brailleschrift gesäumt. Ein weiterer Unterschied sind die farbigen Bänder: Erhielten Sportler bislang ausschließlich Medaillen mit dunkelblauen Bändern, werden ab Ende August jene mit dunkelroten Schlaufen vergeben.

Die drei Seiten der olympischen Medaillen

Die drei Seiten der olympischen Medaillen: Die Vorderseite aller Medaillen enthält ein sechseckiges Stück des Eiffelturms. Auf der Rückseite unterscheiden sich die Motive auf den Medaillen von Sommerspielen und Paralympics. Letztere hängen zudem an einem roten Band. Foto: IOC

Pleiten, Pech und Pannen

Sowohl beim Handball als auch beim Hallenvolleyball streikte zeitweise die Technik. Im Handballspiel Deutschland–Japan verursachte der Ausfall eine Zwangspause von 3:15 Minuten. Ein Neustart erweckte die Hallentechnik wieder zum Leben. Im Volleyball war minutenlang der Spielstand nicht zu sehen, während das Spiel weiter lief. Beide Sportarten wurden im selben Messekomplex ausgetragen. Auch die Beachvolleyballer am Fuße des Eiffelturms haderten mit der Technik, allerdings mit jener der Fotografen am Rande des Sandes, die bei mehreren Rettungsbällen im Weg stand. Noch unglücklicher lief es für Rebecca Langrehr: Das ihr für den Wettkampf zugeloste Pferd bestand den Gesundheitscheck nicht, sodass die Deutsche im modernen Fünfkampf einmal punktlos blieb. Viral ging die Panne des französischen Stabhochspringers Anthony Ammirati, dessen Männlichkeit die Hochsprungstange riss und seine Goldträume jäh beendete.

Olympische Diamantringe

Neben 2.272 Medaillen wurden während der Olympischen Sommerspiele auch mindestens neunmal Diamanten vergeben. Bereits vor der Eröffnungsfeier stellte der argentinische Handballspieler Pablo Simonet (Gruppe B) seiner Freundin und Hockeyspielerin Maria Campoy (Bronze) im olympischen Dorf die Frage aller Fragen. Justin Best (USA, Gold im Rudervierer) überraschte seine Freundin vor dem Eiffelturm während eines Live-Interviews mit 2.738 gelben Rosen und einem Ring. Eine Rose für jeden Tag, den die beiden bereits zusammen sind. Es folgten – soweit bekannt – Sarah Steyaert und Charline Picon (beide Frankreich, Bronze im Segeln 49er FX), Payton Otterdahl (USA, Platz 4 im Kugelstoßen), Alev Kelter (USA, Bronze im 7er-Rugby) und Alessia Maurelli (Italien, Team-Bronze rhythmische Sportgymnastik). Die chinesische Badmintonspielerin Huang Ya Qiong ging ebenfalls mit zwei Schmuckstücken nach Hause: Gold im gemischten Badminton-Doppel und dem Verlobungsring ihres Teampartners Liu Yuchen. Eher unkonventionell war der Antrag der französischen Läuferin Alice Finot (Platz 4 über 3.000 Meter Hindernis). Unmittelbar nachdem Finot in unter neun Minuten und neuem Europarekord Bronze um Sekundenbruchteile verpasste, machte sie ihrem Freund, mit dem sie seit neun Jahren zusammen ist, den Antrag. Neun sei ihre Glückszahl. Wir wünschen allen Paaren alles Gute.

Alice Finot lief Europarekord über 3.000 Meter Hindernisse und direkt danach zu ihrem Freund im Publikum. Weil sie das Rennen in unter neun Minuten beendete (8:58,67 Min) machte sie ihm einen Heiratsantrag, mit einem Anstecker, den sie während des Rennens trug. Darauf stand: „Liebe liegt in der Luft in Paris“. Foto: Hannah Peters/Getty Images

Verwechslungsgefahr!

Auch bei Olympia läuft nicht immer alles glatt. Abgesehen von umstrittenen Schiedsrichterentscheidungen, sorgte Paris 2024 für die ein oder andere (böse) Überraschung. Bei der Erföffnungsfeier auf der Seine stellte der Ansager die südkoreanische Delegation als Nordkorea vor. Wenig später, am Ende der Parade, wurde die Olympische Flagge gehisst, allerdings auf dem Kopf stehend. Eine weitere „internationale“ Verwechslung trug sich im Basketball zu: Zum Debüt der südsudanischen Männermannschaft erklang fälschlicherweise die Nationalhymne des Nachbarlandes Sudan. Nach irritierten Blicken der Spieler verstummte sie und es folgte die korrekte Einspielung.

Die olympische Welt steht Kopf: Die Reihe mir den drei Ringen müsste oben sein. Die Farben symbolisieren – von blau nach rot – Europa, Asien, Afrika, Australien und Amerika. Foto: Cameron Spencer/Getty Images

Prämien von nichts bis lebenslänglich

Während der Olympiade wechselten Hunderte Medaillen, Plüschtiere und Schachteln bei Siegerehrungen die Hände des Besitzers. Für einige, aber nicht alle Sportler, gab es zudem Geld und andere Geschenke. Diese werden nicht vom IOC vergeben, sondern von den einzelnen Ländern und Sportverbänden. Das meiste Geld bekommt ein Goldmedaillengewinner aus Hongkong mit bis zu 700.000 Euro. Auch Singapur, Israel, Malaysia, Kasachstan und Indonesien zahlen ihren Goldathleten eine sechsstellige Summe. Im Vergleich dazu erhalten Gewinner aus dem Gastgeberland Frankreich 80.000 Euro für Gold, während Deutschland seine Sportler mit 20.000 Euro belohnt – abzüglich Steuern – und schwedische Athleten gehen gleich leer aus. Neben oder anstelle von Geld erhalten Gewinner mancher Länder zusätzlich Geschenke wie Wohnungen, Autos, Renten, lebenslang kostenloses Fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, Stipendien, Diamanten, Gemälde, 100 Säcke Reis oder Kühe. Noch höher war die Belohnung nur für den US-amerikanischen Rapper Snoop Dogg: Dieser soll vom US-Sender NBC täglich rund 450.000 Euro bekommen haben, damit die Einschaltquoten steigen.

Es kann nicht sein, dass Leute beim ‚Sommerhaus der Stars‘ 50.000 Euro gewinnen und Athleten, die eine Goldmedaille bei den Olympischen Spielen gewinnen, nur 20.000 Euro“, so die deutsche Schwimmerin Angelina Köhler.

Die höchste Prämie bei den Olympischen Spielen erhielt kein Athlet, sondern Snoop Dogg. Um die Einschaltquoten zu steigern, soll er vom US-Sender NBC rund 450.000 Euro pro Tag bekommen haben. Foto: Arturo Holmes/Getty Images



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