Produktangabe nicht klar – EU plant Gesetz gegen Greenwashing
Mangelnde Transparenz und Glaubwürdigkeit von Umweltkennzeichnungen sind weit verbreitet. Wie die Bezeichnungen auch immer lauten – ob „grün“, „öko“ oder „umweltfreundlich“ – anscheinend sind über 40 Prozent dieser Angaben auf Produkten vage oder irreführend. So heißt es in einem Gesetzesentwurf der EU-Kommission, die der Zeitung „euractiv“ vorliegt.
Bei einer Überprüfung von 232 aktiven EU-Umweltzeichen im Jahr 2020 stellte sich unter anderem heraus, dass die Nachweise bei fast der Hälfte der Umweltzeichen unzureichend waren. In Zukunft dürften die EU-Mitgliedsländer diejenigen Unternehmen bestrafen, die ein falsches „grünes“ Image, sogenanntes Greenwashing, vortäuschen.
Die Kommission schlägt vor, dass die EU-Staaten sicherstellen müssen, dass klimabezogene Angaben auch begründet sind. Die Kriterien dafür sollen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und internationalen Standards basieren und von unabhängigen Dritten überprüft werden. Beim „Product Environmental Footprint“, auch PEF-Methode genannt, wird sozusagen der ökologische Fußabdruck eines Produktes gemessen.
Dabei soll der gesamte Lebenszyklus eines Produktes berücksichtigt werden – also sowohl klimaschädliche Emissionen bei der Herstellung als auch mögliche Verschmutzung bei der Nutzung. Waren, die etwa krebserregende oder andere gefährliche Stoffe enthalten, dürften weitgehend nicht als umwelt- oder klimafreundlich vermarktet werden.
„Verheerende Situation“ bei Bekleidungsindustrie
Im EU-Entwurf heißt es weiter: Bürger könnten Beschwerde einlegen, wenn gegen die Regeln verstoßen wird. Vor allem aber sollten die EU-Mitgliedsstaaten dafür sorgen, dass diese Regeln durchgesetzt werden und „Sanktionen“ für Verstöße einführen, die „wirksam, verhältnismäßig und abschreckend sein sollten“.
„Es ist höchste Zeit, dass die Europäische Kommission Greenwashing einen Riegel vorschiebt, um nachhaltigen Konsum zu ermöglichen“, kommentierte die Grünen-Europaabgeordnete Anna Cavazzini den Entwurf. Sie begrüße es, wenn wirklich jedes grüne Werbeversprechen wissenschaftlich fundiert und von unabhängigen Dritten geprüft werde.
Auf Twitter weist sie unter anderem auf die „verheerende Situation“ bei der Bekleidungsindustrie hin: „2.700 Liter Wasser würden in die Produktion von einem T-Shirt fließen“; zudem würden „Hunderte von Chemikalien verwendet“ werden. Die Probleme seien „riesig“ und Unternehmen würden behaupten, „nachhaltig“ zu sein, so Cavazzini.
Kritik an PEF-Methoden
Hört sich alles erst mal gar nicht schlecht an. Doch obwohl das Papier im März veröffentlicht werden soll, sind die EU-Mitgliedsstaaten noch auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen. Einige PEF-Methoden sind zum Beispiel umstritten, weil sie nicht immer alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen.
So hätten sich laut „euractiv“ die Glashersteller beklagt, dass sich die geplante PEF-Methode zu sehr auf die CO₂-Emissionen bei den Verpackungen fokussiere, ohne zu berücksichtigen, dass Glas immer wieder recycelt werden könne. Andere Vorteile von Glas, wie die Tatsache, dass es keine giftigen Chemikalien enthält, seien nicht angemessen berücksichtigt worden, so der Europäische Verband der Glasverpackungshersteller (FEVE).
Eine Analyse des dänischen Wissenschaftlers Emil Pedersen über die PEF-Methode ergab, dass die definierten Bewertungskriterien „unzureichend“ seien, um einen fairen Vergleich der Produkte zu gewährleisten. Obwohl einige Probleme gelöst worden seien und der Leitfaden mehrmals aktualisiert wurde, gäbe es bis heute anhaltende Diskussionen und erhebliche Probleme, die angegangen werden sollten. Es bestehe zudem Unsicherheit darüber, wie sich die PEF-Methode auf die Kosten einer Ökobilanz auswirken würde, und es sei unklar, wie die Ergebnisse einer PEF-Studie kommuniziert werden sollten.
Aus diesem Grund ist die Veröffentlichung des Gesetzesentwurfes auch immer wieder verschoben worden.
(mit Material von dpa)
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