Zentrallager des Bundes entsorgt 4,6 Millionen Impfdosen

Die Bundesregierung wird demnächst 4,6 Millionen abgelaufener Corona-Impfdosen vernichten. Minister Lauterbach bereitet derweil weitere Ankäufe vor.
Das Zentrallager des Bundes muss 4,6 Millionen Impfdosen entsorgen. Nachschub sei bereits bestellt.
Das Zentrallager des Bundes muss Millionen Impfdosen entsorgen. Nachschub sei bereits bestellt..Foto: Matthias Bein/dpa
Von 22. September 2022

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Die Bundesregierung muss immer mehr Corona-Impfstoff entsorgen. Wie die „Bild“ (Mittwochsausgabe) meldet, war bis 13. September das Verfallsdatum von insgesamt 4,6 Millionen Impfdosen erreicht. Das Blatt bezieht sich auf die Antwort des Bundesgesundheitsministeriums auf eine FDP-Anfrage.

Zahl zu entsorgender Impfdosen steigt kräftig an

Betroffen sind aktuell 3,9 Millionen Dosen des Herstellers Moderna sowie 700.000 Dosen des Novavax-Impfstoffs. Die Zahlen beziehen sich auf Impfstoffdosen, die sich im Besitz des Bundes befinden. Präparate der gleichen Serien, die bereits an Bundesländer oder Arztpraxen ausgeliefert worden waren, sind nicht mit eingerechnet.

Bis Anfang des Jahres waren einem Bericht der „Pharmazeutischen Zeitung“ zufolge erst knapp über 10.000 Impfdosen im Zentrallager des Bundes entsorgt worden. Pharmazeutische Großhändler und Apotheken gaben die Zahl der von ihnen vernichteten Bestände bis Anfang Dezember 2021 mit rund 31.000 an.

Die am häufigsten genannten Gründe waren Beschädigungen beim Transport, Bruch bei der Kommissionierung, Unfälle, Flüssigkeitsverluste oder ein bereits erreichtes Verfallsdatum.

Corona-Impfstoff von AstraZeneca kommt nicht mehr zum Einsatz

Bezüglich der nun betroffenen Impfstoffdosen erklärte der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Edgar Franke, der „im zentralen Lager des Bundes gelagerte, jedoch bereits verfallene COVID-19-Impfstoff wird gemäß Herstellervorgaben zur fachgerechten Entsorgung qualitätsgesichert gelagert“.

Dem Impfdashboard der Bundesregierung zufolge wurden bis zum 18. September 2022 etwa 209,5 Millionen Dosen Impfstoff an den Bund geliefert. Die meisten Lieferungen stammten dabei vom Hersteller BioNTech/Pfizer (151,1 Mio. Dosen). Danach folgten AstraZeneca (14,4 Mio. Dosen), Moderna (36,7 Mio. Dosen), Johnson & Johnson (5,4 Mio. Dosen), Novavax (1,8 Mio. Dosen) und Valneva (circa 46.000 Dosen).

Der vektorbasierte AstraZeneca-Impfstoff kommt in Deutschland seit März 2021 de facto kaum noch zum Einsatz. In den USA wurde er gar nicht erst zugelassen. Bereits zu Beginn der Impfkampagne empfahl die STIKO lediglich die Verabreichung des britischen Präparats an Personen unter 65 Jahre. Es gebe, so die Begründung, noch keine ausreichende Datenbasis für die Altersgruppe darüber.

Ende März änderte die STIKO die Empfehlung dahingehend, dass AstraZeneca lediglich an Menschen über 60 Jahre verabreicht werden sollte. Allerdings hatte die zeitweilige Aussetzung der AstraZeneca-Impfung in mehreren Ländern nach einigen Fällen von Hirnvenen-Thrombosen diesen in Verruf gebracht. Außerdem bescheinigten Studien dem Impfstoff eine geringere Wirksamkeit. Die Verimpfung von AstraZeneca kam de facto zum Stillstand. Es wurden auch keine weiteren Dosen mehr nachbestellt.

Novavax: 46.000 Dosen verimpft – 700.000 demnächst vernichtet

Im November 2021 änderte die STIKO auch ihre Impfempfehlung bezüglich des Moderna-Impfstoffs ab. Dieser sollte nur noch bei Personen ab 30 Jahren und nicht bei Schwangeren Anwendung finden. Grund dafür waren Sicherheitsdaten. Diesen zufolge seien Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen bei jungen Menschen häufiger beobachtet worden als bei solchen, die das BioNTech-Präparat erhalten hatten.

Die anfänglichen Anschaffungskosten für die Impfstoffe reichten von günstigen 4 US-Dollar für eine Dosis des AstraZeneca-Impfstoffs bis 37 US-Dollar für das Moderna-Präparat. Das in Deutschland am häufigsten verabreichte BioNTech-Präparat schlug mit 20 US-Dollar pro Dosis zu Buche.

Erst seit Ende Februar dieses Jahres ist der erste sogenannte Totimpfstoff gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland verfügbar. Der Kassenärztlichen Vereinigung zufolge dauerte es bis April, ehe die Arztpraxen Bestellungen aufgeben konnten.

Auch der erhoffte Durchbruch von Novavax für die Impfkampagne blieb aus. Seit Anfang Februar ist die Zahl der mindestens einmal geimpften Personen in Deutschland nur noch von 64,0 auf 64,8 Millionen gestiegen. Zudem wurden bis 18. September erst etwa 46.000 Novavax-Dosen verimpft. Zu allem Überfluss hat eine Untersuchung der Universität des Saarlandes dem Totimpfstoff eine geringere Wirksamkeit als den etablierten mRNA-Präparaten von BioNTech und Moderna attestiert. Allerdings sollen auch Impfreaktionen und Nebenwirkungen geringer sein als nach einer BioNTech- oder Moderna-Impfung.

Ministerium verweigert genaue Aufschlüsselung

Wie das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) berichtet, hat der Bund bis zum Ende des Vorjahres rund sieben Milliarden Euro für Anschaffung, Logistik und Verabreichung der Impfstoffe ausgegeben. Die Impfstoffe selbst hätten Anschaffungskosten von 3,2 Milliarden Euro nach sich gezogen. Eine genaue Aufschlüsselung, wie viel auf welchen Impfstoff entfiel, verweigert das Bundesgesundheitsministerium jedoch.

Gesundheitsstaatssekretär Prof. Dr. Edgar Franke erklärte gegenüber dem RND auf Anfrage dazu:

Die Preise der jeweiligen Impfstoffe stellen nach den Verträgen eine vertrauliche Information dar, dies gilt auch für Angaben, die einen Rückschluss auf die Preise zulassen, wie zum Beispiel eine Aufschlüsselung der Ausgaben auf die jeweiligen Impfstoffe.“

Insgesamt hätte das Bundesgesundheitsministerium seit Beginn der Corona-Pandemie eine Gesamtsumme von 53,2 Milliarden Euro für deren Bewältigung ausgegeben.
Bis Anfang Juni seien rund 204 Millionen Impfdosen an Impfzentren, Ärzte, Apotheken oder andere Stellen gegangen, die zur Verabreichung der Impfstoffe befugt sind. Weitere 70 Millionen Dosen lagere die Bundesregierung derzeit ein.

CSU wirft Lauterbach „planlose“ Beschaffungspolitik vor

Um einer möglichen Corona-Welle im kommenden Winter vorzubeugen, hat Minister Karl Lauterbach bereits den Ankauf weiterer Impfstoffdosen angekündigt. Einige Präparate davon sind bereits an neue Corona-Varianten angepasst.

CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger übt Kritik an der „planlosen“ Bestellung von Impfstoffen, die er Lauterbach vorwirft. Es sei finanziell wenig verantwortungsbewusst, so Pilsinger gegenüber RND, so viele Vorräte anzuschaffen, „dass jeder seinen persönlichen Wunschimpfstoff erhalten kann“. Zudem wisse man heute noch nicht, welche Virusvarianten im Winter dominant sein würden.

Das Ministerium hingegen will offenbar eine Situation wie zu Beginn der Impfkampagne im Frühjahr 2021 verhindern. Damals gab es strenge Prioritätslisten, detaillierte Verordnungen und Terminvergabeportale für Impfwillige.

Menschen standen stundenlang Schlange oder fuhren in andere Bundesländer, um eine Impfung zu ergattern. Die Bundesregierung versuchte, durch eine extensiv vorbeugende Beschaffungspolitik ein solches Szenario für die Zukunft zu verhindern. Nun bleibt sie offenbar auf Impfdosen sitzen.

(Mit Material von dts)



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