ZDF: Bundesregierung führte Geheimgespräche mit Taliban
Die Bundesregierung hat laut Berichten von ZDF und „Bild“-Zeitung in der vergangenen Woche Geheimgespräche mit Vertretern der radikalislamischen Taliban geführt. Diese hätten in Katars Hauptstadt Doha stattgefunden, hieß es. Die Taliban hätten dabei versichert, sie wollten sich für den Schutz früherer Ortskräfte der Deutschen in Afghanistan einsetzen, berichtete das ZDF.
Deutsche Diplomaten hätten allerdings Zweifel am Wert dieser Zusage, hieß es im ZDF weiter. Die Abordnung der Taliban wurde dem Sender zufolge von Abdul Haq Wasiq angeführt. Der frühere Guantanamo-Häftling werde von den Taliban als „Leiter der europäischen Sektion des Islamischen Emirats Afghanistan“ bezeichnet. Die deutsche Delegation sei von dem Afghanistan-Beauftragten der Bundesregierung, Jasper Wieck, geleitet worden.
Das Auswärtige Amt bestätigte laut ZDF eine Zusammenkunft mit den Taliban, jedoch ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Die Taliban rücken in Afghanistan derzeit immer weiter vor.
Seit dem Beginn des Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Islamisten weite Teile des Landes erobert, bislang aber keine größeren Städte. Doch setzen die Taliban ihre Offensiven auf mehrere Provinzhauptstädte fort.
Besonders gravierend ist die Situation in Laschkar Gah, der Hauptstadt der südlichen Provinz Helmand. Nach UN-Angaben wurden dort in den vergangenen Tagen dutzende Zivilisten getötet.
Die letzten in Afghanistan stationierten Bundeswehrsoldaten waren Ende Juni nach Deutschland zurückgekehrt. Der Einsatz hatte nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA begonnen.
Zentralasiatische Länder beraten bei Treffen über Situation in Afghanistan
Angesichts des Vormarsches der Taliban ist Afghanistan das Hauptthema der Staats- und Regierungschefs der fünf zentralasiatischen Länder bei ihrem am Freitag beginnenden Treffen im turkmenischen Ort Awaza. Die Offensive der Islamisten im an Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan angrenzenden Afghanistan sorgt für große Unruhe bei den Anrainern. Der turkmenische Präsident Präsident Gurbanguly Berdymuchamedow bezeichnete Afghanistan am Mittwoch im Staatsfernsehen als „die Frage, die uns alle beunruhigt“.
Bei dem jährlichen Gipfeltreffen kommen die Staatsspitzen der ehemaligen Sowjetrepubliken zusammen, ohne dass Mächte wie Russland und China beteiligt sind. Russland hält unterdessen gemeinsame Militärübungen mit Tadschikistan und Usbekistan nahe der afghanischen Grenze ab. „Die größte Bedrohung für die zentralasiatische Region geht heute von Afghanistan aus“, sagte der russische Generalstabschef Waleri Guerassimow, der am Donnerstag das usbekische Grenzgebiet besuchte. Er wies darauf hin, dass Moskau seine Waffenlieferungen an die Region verstärke.
Nach dem Beginn des Abzugs der Nato-Truppen begann sich die Lage in Afghanistan zu verschärfen. Im Juni nahmen die Taliban den wichtigsten Grenzübergang Afghanistans zu Tadschikistan ein. Nach schweren Gefechten mit den Aufständischen flohen Teile der afghanischen Regierungstruppen nach Tadschikistan und Usbekistan.
Zwar betonen die Taliban, keine Pläne für Zentralasien zu haben. Dennoch knüpften die Islamisten bereits Kontakte nach Usbekistan und Turkmenistan, da sie sich als eine Regierung im Wartestand präsentieren. Experten glauben, dass ein wachsendes Sicherheitsvakuum in Afghanistan auch auf Zentralasien ausstrahlen kann.
Die afghanischen Streitkräfte kämpfen derzeit an mehreren Fronten gegen die Taliban, die ihre Offensiven auf mehrere Provinzhauptstädte fortsetzen. Seit dem Beginn des Abzugs der Nato-Truppen aus Afghanistan haben die Islamisten weite Teile des Landes erobert, bislang aber keine größeren Städte. Die monatelangen Gespräche zwischen den Taliban und der afghanischen Regierung in Katars Hauptstadt Doha sind derweil ins Stocken geraten. (afp)
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