Weiterer Dämpfer für die Wärmewende? Bundesamt stoppt mehrere Förderprogramme

Die Verbreitung von Wärmepumpen benötigt ausreichend ausgebildete Fachkräfte. Nun hat der Bund die Förderung für eben diese Weiterbildungen gestoppt. Welche Konsequenzen sind jetzt zu erwarten?
Förderung
Bremst der Förderstopp für Wärmepumpenschulungen die Branche?Foto: iStock
Von 9. Dezember 2023

Die rasche Verbreitung von Wärmepumpen im Zuge der Wärmewende erlebt einen möglichen weiteren Dämpfer. Nach einem branchenweiten Auftragseinbruch und darauffolgender Kurzarbeit bei einigen Betrieben drehte der Bund nun vorerst den Geldhahn für Schulungen zu Wärmepumpen ab.

Grund ist die Haushaltssperre infolge des Urteils vom Bundesverfassungsgericht, welches die Umwidmung von 60 Milliarden Euro nicht benötigter Corona-Kredite für verfassungswidrig erklärt hatte.

Ausmaß ist unklar

Zwar ist die Förderung von Wärmepumpen selbst nicht von dem vorläufigen Förderstopp betroffen. Dafür erhalten jetzt Unternehmen, die ihre Mitarbeiter zum Thema Heizungswärmepumpen im Rahmen des Aufbauprogramms Wärmepumpe (BAW) weiterqualifizieren wollen, hierfür keine staatliche Förderung mehr vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.

Doch wie stark ist dieser Dämpfer für die Wärmepumpenbranche nun wirklich? Das lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht genau sagen, wie Katja Weinhold, Pressesprecherin des Bundesverbands Wärmepumpe, auf Anfrage der Epoch Times mitteilte.

Die Nachfrage nach Schulungen dürfte laut der Pressesprecherin wohl ungebremst weitergehen. Es ginge hier lediglich um einen „kleinen“ Zuschuss von maximal 50 Euro je zwei-tägiger Weiterbildung.

Weder die genaue Summe, die dem Förderprogramm fehlt, noch die Anzahl der Fachkräfte, die nun doch nicht zu Wärmepumpen weitergebildet werden, ist dem Verband derzeit bekannt. Allerdings sei eine vom Bundesverband selbst ins Leben gerufene Schulung vom vorläufigen Förderstopp betroffen. Der Verband bietet in Kooperation mit dem Verein Deutscher Ingenieure die Schulung zum Sachkundigen für Wärmepumpensysteme an.

Laut Weinhold würden auch weitere Förderpausierungen, wie etwa zu Wärmenetzen oder Energieberatungen, „Wärmepumpen sicher auch mehr oder weniger betreffen. Aber es geht hier eher allgemein um eine zu erwartende Fortsetzung des Sanierungsstaus.“ Der Bundesverband bedauert diesen Umstand und hofft, dass „das System schnell wieder in Schwung kommt“.

Besonders hält der Bundesverband die Energieberatungen „in der aktuellen Situation in vielen Fällen [für] wichtig“. „Es wäre schade, wenn Verbraucher nun darauf verzichten würden“, so Weinhold.

Wärmepumpenschulungen vs. fossiles Zeitalter

Für die von der Bundesregierung forcierte Verbreitung der Wärmepumpen ist eine Vielzahl von entsprechend ausgebildeten Handwerkern nötig. Der Bundesverband zeigt sich hier optimistisch, dass auch ohne staatliche Förderung weiterhin ausreichend Schulungen angeboten würden. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich nun ohne BAW weniger Handwerker schulen lassen. Die Programme liefen auch ohne Förderung gut, das Interesse steigt und die Angebote sind gefragt.“

Weiter sagte Weinhold: „Wenn es nun keine Rückentwicklung in das fossile Zeitalter gibt – und davon ist eigentlich nicht auszugehen – werden diese Schulungen auch weiterhin gut besucht sein.“

Allerdings gibt es Indizien, dass die Welt so schnell nicht auf fossile Energieträger verzichten kann. Im Gegenteil: Laut der Organisation der erdölexportierenden Länder (OPEC) soll die Nachfrage in der Welt nach dem flüssigen schwarzen Brennstoff in den kommenden Jahrzehnten deutlich ansteigen. Auch der Präsident der Vertragsstaatenkonferenz (COP28), Sultan Ahmed al-Dschaber, sagte jüngst in Dubai, dass auch künftig fossile Energieträger weiterhin genutzt werden müssten, „wenn man die Welt nicht in die Steinzeit katapultieren will“.

Was bedeutet der Förderstopp für Verbraucher?

Mit dem vorläufigen Förderstopp für Wärmepumpenschulungen ändert sich für Verbraucher in Zusammenhang mit Wärmepumpen vorerst nichts. „Solange die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unberührt bleibt, können Verbraucher zunächst weiter Förderanträge stellen“, so Weinhold.

Die BEG 2023 laufe auf jeden Fall bis zum Ende des Jahres. Weiterhin geht der Bundesverband davon aus, „dass die Bundesregierung die Klimaziele nicht aus den Augen verliert“. Um die Ziele zu erreichen, sei ein massiver Wärmepumpenausbau notwendig.

Schon im kommenden Jahr will die Bundesregierung jährlich mindestens 500.000 neue Wärmepumpen in Deutschland installieren lassen. Dieses Jahr sind bis einschließlich September 295.500 Anlagen hinzugekommen. Die Branche erhoffte sich ursprünglich 350.000 Neuanlagen für das Gesamtjahr.

Insgesamt neun Förderstopps

Bis alternative Finanzierungsmöglichkeiten für klimabezogene Programme gefunden werden, hat das Bundesamt insgesamt neun Projekte des Bundes nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Nachtragshaushalt vorerst auf Eis gelegt. Folgende Förderprogramme sind demnach aktuell pausiert:

  • Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW).
  • Energieberatung für Nichtwohngebäude, Anlagen und Systeme (EBN).
  • Energieberatung für Wohngebäude (EBW).
  • Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW).
  • Aufbauprogramm Wärmepumpe (BAW).
  • Förderprogramm Serielle Sanierung.
  • Richtlinie zur Förderung von Kälte- und Klimaanlagen mit nicht-halogenierten Kältemitteln in stationären und Fahrzeug-Anwendungen (Kälte-Klima-Richtlinie).
  • Richtlinie zur Förderung von E-Lastenfahrrädern für den fahrradgebundenen Lastenverkehr in Wirtschaft und Kommunen (E-Lastenfahrrad-Richtlinie).
  • Förderprogramm „Bürgerenergiegesellschaften“ bei Windenergie an Land.


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