81,5 Prozent der Menschen sind unzufrieden mit dem Heizungsgesetz
Das Heizungsgesetz ist seit vergangenen Freitag, 8. September, beschlossene Sache. Mit 399 zu 275 Stimmen hat der Bundestag die höchst umstrittene Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG, auch „Heizungsgesetz“) verabschiedet. Doch eine aktuelle Umfrage offenbart, dass die Mehrheit der Bürger noch gar nicht bereit für die Wärmewende der Regierung ist.
Mit dem Beschluss will die Bundesregierung einen großen Schritt in Richtung Dekarbonisierung und Klimaschutz machen. Das Gesetz besagt, dass ab kommendem Jahr in Neubauten keine Öl- oder Gasheizungen mehr eingebaut werden dürfen.
Die Heizsysteme müssen dann die Energie im Betrieb zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Quellen beziehen. Demnach kämen Wärmepumpen oder Fernwärme infrage. Ab 2026 soll die Regelung dann auch für Bestandsbauten gelten, wenn darin die Heizanlage erneuert werden muss.
Fossile Heizung beliebter
Das Meinungsforschungsinstitut Civey führte im Auftrag der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (INSM) eine Umfrage durch, um herauszufinden, wie die Bürger, aber auch die Politiker auf die Wärmewende reagieren. Von den rund 1.100 Befragten erfreute sich eine große Mehrheit am Besitz ihrer Gas- oder Ölheizung. 94 Prozent aller Besitzer dieser Modelle sind damit zufrieden.
Dieser Wert gilt für Anhänger aller Parteien. Selbst 87 Prozent der Grünen-Wähler sind laut einer Pressemitteilung zufrieden mit ihrer Heizung. Den höchsten Wetz erzielten hier die FDP-Wähler mit 98,1 Prozent. Ferner haben 69,1 Prozent aller Besitzer einer Gas- oder Ölheizung nicht vor, sie durch eine klimafreundliche Alternative zu ersetzen.
Auch den Umwelt- oder Klimaeffekt durch das Heizungsgesetz zweifeln die meisten Menschen an. 66 Prozent halten das GEG für keine sinnvolle Maßnahme zur Bekämpfung des Klimawandels.
Große Unzufriedenheit mit Heizungsgesetz
Dass das Heizungsgesetz im Vorfeld des Beschlusses bei vielen umstritten war, äußert sich deutlich bei der Frage nach der Zufriedenheit bezüglich des Gesetzes.
81,5 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit der Bundesregierung rund ums Heizungsgesetz unzufrieden. Lediglich 15,6 Prozent sind zufrieden damit. Selbst bei den Grünen-Wählern sind nur 39,5 Prozent mit dem GEG zufrieden, 50 Prozent davon äußerten ihre Unzufriedenheit. Die größte Unzufriedenheit mit 99,8 Prozent ist bei den AfD-Wählern.
Bei der Frage, welche Partei am ehesten ihre Interessen bei der Debatte um das Heizungsgesetz vertritt, erhielten die Oppositionsparteien den größten Zuspruch. 28,1 Prozent der Befragten gaben die Unionsparteien an, auf Platz zwei in diesem Punkt landete die AfD mit 21,8 Prozent. Die Grünen müssen sich mit 15,2 Prozent begnügen.
Auch fragten die Meinungsforscher verschiedene Emotionen (Wut, Gelassenheit, Angst, Unsicherheit, Zuversicht, Überforderung, Motivation, Freude) ab, die Befragte im Hinblick auf das Gebäudeenergiegesetz aktuell empfänden. Weit mehr als die Hälfte der Befragten (54,5 Prozent) gab an, wütend zu sein, gefolgt von Unsicherheit (34,8 Prozent) und Überforderung (29,3 Prozent). Die Teilnehmer konnten mehrere Emotionen auswählen.
Schlechte Informationsweitergabe
Eine große Mehrheit der Besitzer von Gas- und Ölheizungen von 81,4 Prozent fühlt sich durch die Ampelregierung unzureichend über das GEG informiert. Nur 16,4 Prozent sind zufrieden mit der Informationslage. Die Unzufriedenheit über die Informationsweitergabe erstreckt sich über Wähler aller Parteien. Selbst Grünen-Anhänger geben zu 60,5 Prozent an, unzufrieden zu sein.
Darüber hinaus machen sich drei Viertel der Befragten große Sorgen um die finanzielle Situation. Sie gehen davon aus, dass die potenziellen Kosten für den Austausch ihrer derzeitigen Gas- oder Ölheizung sie finanziell überfordern könnten.
Dies ist insbesondere bei Unions- (81,9 Prozent), FDP- (85,9 Prozent) und AfD-Wählern (86,4 Prozent) der Fall. Allerdings äußerte sich auch bei Grünen- und SPD-Wählern eine Mehrheit entsprechend.
Um eine teure Wärmepumpe zu vermeiden, spekulieren viele mit einem Anschluss an ein Fernwärmenetz. Jedoch ist das wohl für die Mehrheit keine realistische Option. Auch die Frage, ob das eigene Zuhause an das kommunale Fernwärmenetz angeschlossen ist und diese Information vorliegt, hat ein klares Ergebnis. 72,4 Prozent gaben an, dass ihr Haushalt nicht angeschlossen sei und es auch künftig nicht werde.
Alsleben: „An den Menschen vorbeigeplant“
INSM-Geschäftsführer Thorsten Alsleben ließ es sich nicht nehmen, das ernüchternde Ergebnis zu kommentieren: „Es gab selten ein Vorhaben, dass so sehr an den Interessen der großen Mehrheit vorbeigeplant wurde.“
Selbst die Grünen-Anhänger unter den Gas- und Ölheizungsbesitzern seien mehrheitlich mit dem Heizungsgesetz und der Regierung unzufrieden. „Wenn die Regierung einen Funken Anstand und Basiskontakt hätte, würde sie das Gesetz stoppen“, sagte Alsleben.
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