Warnstreiks: An Deutschlands Seehäfen droht der Stillstand

Es geht um rund 12.000 Arbeitnehmer - sie können den Containerumschlag in den Häfen lahmlegen, und damit die zentralen Drehscheiben für Im- und Export der deutschen Wirtschaft. Mittels neuer Warnstreiks wollen sie höhere Löhne erzielen.
Ein Containerschiff liegt zur Abfertigung an den Terminals im Hamburger Hafen.
Ein Containerschiff liegt zur Abfertigung an den Terminals im Hamburger Hafen.Foto: Axel Heimken/dpa
Epoch Times14. Juli 2022

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Wegen eines erneuten Warnstreiks der Hafenarbeiter dürfte auf Deutschlands große Seehäfen am Donnerstag abermals Stillstand zukommen – diesmal sogar für 48 Stunden. Die Gewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten aufgerufen, mit Beginn der Frühschicht bis zum Samstagmorgen die Arbeit niederzulegen.

Damit soll im festgefahrenen Tarifstreit um höhere Löhne der Druck nach mittlerweile sieben ergebnislosen Verhandlungsrunden nochmals erhöht werden. Die Warnstreiks beträfen alle wichtigen Häfen an der Nordsee – also neben dem mit Abstand größten deutschen Seehafen Hamburg auch Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake, wie Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth der Deutschen Presse-Agentur sagte.

Chaos wegen Corona-Maßnahmen

Ein weiterer Ausstand in den Seehäfen kommt für die Hafenlogistiker zur Unzeit. Aufgrund der Corona-Maßnahmen herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin schon lange großes Durcheinander. Ein neuerlicher Warnstreik droht nun, die Abläufe an den Kaikanten noch mehr aus dem Tritt zu bringen. Nach jüngsten Berechnungen am Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) stecken in der Nordsee inzwischen mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau.

Derzeit warten allein auf Ankerplätzen in der Deutschen Bucht rund 20 Frachter auf Abfertigung, die meisten mit Ziel Hamburg. Die Verhandlungsführerin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Ulrike Riedel, äußerte sich dazu. Sie bezeichnete den Streikaufruf angesichts der zulasten von Verbrauchern und Unternehmen gestörten Lieferketten als „unverantwortlich“.

Zuvor konnten sich der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) und Verdi noch nicht einigen. Auch eine siebte, mehr als achtstündige Verhandlungsrunde führte zu keinem, für beide Seiten akzeptablen Tarifkompromiss. Beide Seiten verhandeln für rund 12.000 Beschäftigte in 58 tarifgebundenen Betrieben in Hamburg, Niedersachsen und Bremen. Die Hafenarbeiter hatten bereits im Juni zweimal die Abfertigung von Schiffen lahmgelegt, zuletzt am 23. Juni für 24 Stunden.

Bis zu 14-prozentige Entgelterhöhungen

Verdi ist mit einem Forderungspaket angetreten, das nach eigener Aussage je nach Lohngruppe bis zu 14-prozentige Entgelterhöhungen bei einer Laufzeit von 12 Monaten bedeuten würde. Der ZDS hat nach mehrfachen Nachbesserungen zuletzt ein „finales Angebot“ auf den Tisch gelegt.

Dieses Angebot beziffert der Verband für Containerbetriebe mit einem Volumen von bis zu 12,5 Prozent, und für konventionelle Betriebe mit 9,6 Prozent, allerdings bei einer Laufzeit von 24 Monaten. Das Verdi-Forderungspaket wie auch das ZDS-Angebot umfasst mehrere Komponenten, die aus einer Erhöhung der Stundenlöhne, der Zulagen sowie Einmalzahlungen bestehen.

Verdi-Verhandlungsführerin Schwiegershausen-Güth kritisierte, das aktuelle Angebot sei „in der Betrachtung aller Komponenten noch immer ungenügend.“ Es verteile das Risiko der Preisentwicklung, insbesondere im zweiten Jahr einseitig auf die Schultern der Beschäftigten. ZDS-Verhandlungsführerin Riedel rügte, Verdi beharre auf Maximalforderungen, während in vergleichbaren Branchen aktuell Tarifabschlüsse mit teilweise deutlich niedrigeren Konditionen abgeschlossen würden.

Hafenlogistiker gehen gerichtlich gegen Warnstreik vor

In dem eskalierenden Tarifkonflikt gehen mehrere Unternehmen gerichtlich gegen den am Donnerstag begonnenen Warnstreik der Gewerkschaft Verdi vor. Es lägen mehrere Anträge auf Einstweilige Verfügungen gegen den Ausstand vor, der von den Antragstellern als rechtswidrig eingeschätzt werde, sagte eine Sprecherin des Arbeitsgerichts Hamburg am Donnerstag. Zuvor hatten der NDR und das „Hamburger Abendblatt“ darüber berichtet.

Die Sprecherin nannte das Hamburger Hafenlogistikunternehmen HHLA sowie deren Bremer Konkurrenten Eurogate. HHLA betreibt in Hamburg drei Containerterminals, ein weiteres Containerterminal im größten deutschen Seehafen wird von Eurogate betrieben. Die Verhandlung über die Anträge sollte am Mittag beginnen. Das Arbeitsgericht will anschließend über die Entscheidung informieren. (dpa/mf)



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