Wärmewende läuft nicht wie erwartet: Kurzarbeit bei mehreren Großunternehmen

Viessmann, Vaillant, Stiebel Eltron: Mehrere namhafte Hersteller von Wärmepumpen sind inmitten der Wärmewende in Kurzarbeit gegangen. Der Absatzrückgang bedeutet eine Herausforderung für die Branche.
Wärmewende
Der Absatz von Wärmepumpen bleibt hinter den Erwartungen zurück.Foto: welcomia/iStock
Von 2. Juli 2024

Die Wärmewende hat in den vergangenen Monaten eine Vollbremsung hingelegt. Der Absatz von Wärmepumpen ist stark eingebrochen. Die fehlende Nachfrage hat die Situation in den Branchenunternehmen auf den Kopf gestellt.

Orientiert hatten sie sich am Kurs der Politik und sich auf steigende Absatzzahlen eingestellt. Demnach sollte in diesem Jahr ein neuer Rekordwert von mindestens 500.000 Wärmepumpen abgesetzt werden.

Inzwischen rechnet der Bundesverband Wärmepumpe nur noch mit einem Jahresabsatz von rund 200.000 Anlagen. Neue Zahlen lassen vermuten, dass selbst dieser Wert noch zu optimistisch sein könnte.

Viessmann: „An Dramatik nicht zu überbieten“

Infolgedessen sind gleich mehrere, teils namhafte deutsche Unternehmen, die Wärmepumpen herstellen, in Kurzarbeit gegangen. So beispielsweise Viessmann. Der Heizungsbauer beschäftigt in den Werken im hessischen Allendorf rund 4.000 Mitarbeiter. Ein Teil davon darf seit Montag, 1. Juli, nur noch kurzarbeiten.

Davon betroffen sind Verwaltungsmitarbeiter sowie Heizungsbauer. Die Maßnahme soll bis Ende August andauern, wie zuerst HNA berichtete.

Viessmann hat den Standort in Allendorf Anfang vergangenen Jahres an den US-Konzern Carrier verkauft und wird seitdem unter dem Namen Viessmann Climate Solution betrieben. Viessmann ist mit sieben Prozent an Carrier beteiligt.

Beide Konzerne hatten sich damals einen konstanten Aufschwung erhofft. Max Viessmann, Chef der gleichnamigen Heizungsfirma, sagte im Mai: „Was rund um die Wärmepumpe passiert ist, ist an Dramatik nicht zu überbieten.“

Der Konzern erklärte zur Kurzarbeit in einer Mitteilung: „Kurzfristig gibt es in Europa etwas Gegenwind. Aber Viessmann Climate Solutions ist vollends überzeugt, dass der langfristige Trend zur Elektrifizierung und Nachhaltigkeit eine noch nie da gewesene Chance bietet und dass wir für dieses Wachstum bestens aufgestellt sind.“

Vaillant streicht auch Stellen

Der Konkurrent Vaillant hatte bereits im Mai Kurzarbeit angemeldet. Hier stehen zudem umfassende Stellenstreichungen auf dem Programm. Weltweit will der Konzern 700 Arbeitsplätze streichen, davon 300 an deutschen Standorten.

Das Familienunternehmen will damit nach eigenen Angaben den Betrieb an die neue Nachfragesituation und den künftigen Markt- und Kundenanforderungen anpassen. Von den Stellenstreichungen ist vor allem der Standort Remscheid betroffen.

In dem Abschwung sieht die Vaillant-Gruppe – ebenso wie Viessmann – aber nur einen kurzfristigen Trend. Sie rechnet mittel- und langfristig mit einer steigenden Nachfrage nach Wärmepumpen. „Die Förderbedingungen sind in vielen europäischen Ländern schon heute sehr attraktiv“, so das Unternehmen.

Stiebel Eltron: Abschwung ist paradox

Der einstmalige Wärmewende-Boom vor zwei Jahren im Rahmen der Gaskrise hat sich inzwischen auch bei Stiebel Eltron verflüchtigt. Auch im Mai hat das Heiztechnikunternehmen rund 2.000 der rund 2.500 Mitarbeiter an den deutschen Standorten in Kurzarbeit geschickt. Diese soll vorerst bis Ende 2024 gelten. Zwischen zehn und 60 Prozent liegen die Kurzarbeitsanteile.

„Leider sind wir zu dieser Ausweitung der Kurzarbeit gezwungen, weil die Umsätze weiterhin auf einem zu niedrigen Niveau verharren“, erklärte Dr. Kai Schiefelbein, Vorsitzender der Geschäftsführung von Stiebel Eltron, dem „cci Dialog“.

Am Standort im niedersächsischen Holzminden sind schon lange die Leiharbeiter weg. Die Hallen sind teils wie verlassen. Der Mitarbeiter Tim Radl sagte dem NDR im April: „Dieses Hin und Her in Deutschland ist nicht zielführend.“ Damit meinte er den langwierigen Streit um das neue Gebäudeenergiegesetz, auch Heizungsgesetz genannt.

Auch Stiebel-Eltron-Chef Schiefelbein sieht in der Politik die Ursache für den Nachfrageeinbruch. Seiner Ansicht nach habe die Bundesregierung „schlecht kommuniziert“, sie hätte das Heizungsgesetz besser erklären müssen. Gleichzeitig sei die Förderung für Hauseigentümer in „ziemlich unnötige Turbulenzen“ gekommen, sagte er im April.

Schiefelbein bezeichnet die geringe Nachfrage als paradox. Es gebe so hohe Zuschüsse wie noch nie, die KfW-Kredite sind zinsgünstig, die Lieferzeiten kurz. Aber dennoch halten sich viele Kunden zurück.



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