Verstärkte Polizeipräsenz – mehrere Weihnachtsmärkte vorzeitig geschlossen
Der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg am Freitagabend, 20.12., hat nicht nur die Angst und die Unsicherheit potenzieller Besucher verstärkt. Neben Magdeburg selbst haben bisher auch Brandenburg an der Havel, Quedlinburg, Erfurt und Worms unter dem Eindruck der Ereignisse ihre Märkte vorzeitig geschlossen. Auch in kleineren Gemeinden wie Neugattersleben fallen geplante Weihnachtsmärkte aus.
„Es hätte uns auch treffen können“: Magdeburger trauern einen Tag nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt pic.twitter.com/pQtpLdKBmG
— Epoch Times Deutsch (@EpochTimesDE) December 21, 2024
Eine konkrete Bedrohungslage habe es nicht gegeben, hieß es vonseiten der zuständigen Innenminister. Die Veranstalter hätten jedoch Solidarität mit den Opfern zeigen wollen. Bei dem Anschlag von Freitag seien nach derzeitigem Stand fünf Menschen ums Leben gekommen, darunter ein Kleinkind. Laut Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gebe es über 200 Verletzte, darunter mehrere Schwerstverletzte.
Magdeburg debattierte im Vorfeld des Weihnachtsmarktes über Sicherheitskonzept
Bereits vor Öffnung der Weihnachtsmärkte hatte das Bundeskriminalamt die Terrorgefahr als „anhaltend hoch“ bewertet. Die dschihadistische Terrormiliz IS habe demzufolge zu Anschlägen aufgerufen.
Dieser Umstand hatte schon frühzeitig für Debatten über Sicherheitskonzepte gesorgt. Auch in Magdeburg selbst. Lokale Medien berichteten, dass die dortige Weihnachtsmarkt GmbH mittlerweile etwa ein Fünftel ihrer Kosten für die Veranstaltung der Märkte in Sicherheitsmaßnahmen investiere. Vor zehn Jahren seien es erst knapp über zehn Prozent gewesen.
Mehrheitsgesellschafterin der Weihnachtsmarkt GmbH ist die Stadt selbst. Vor dem Hintergrund der gegebenen Bedrohungslage mussten Veranstalter kleinerer Märkte in den Stadtteilen ihre Sicherheitskonzepte erstmals der Stadtverwaltung vorlegen. Die Stadt selbst hatte das zuletzt aufgesetzte Sicherheitskonzept für ihren zentralen Weihnachtsmarkt und die Lichterwelt beibehalten. Eine Änderung gab es nur hinsichtlich Restriktionen für sogenannte fliegende Händler.
Reul: „Absolute Sicherheit kann es nie geben“
Polizeibehörden teilten im Vorfeld der Weihnachtsmarkt-Saison mit, dass sie auf den Märkten eine stärkere Präsenz als im Jahr zuvor zeigen würden. Es werde Kontrollen an den Eingängen geben, der Inhalt von Taschen werde geprüft, in Städten wie München komme auch Videoüberwachung zum Einsatz. Aufgrund des Sicherheitspakets der damaligen Ampel-Koalition besteht bundesweit auch ein Messerverbot.
Verkehrssperren und Betonhindernisse sind bereits seit dem Anschlag vom Breitscheidplatz in Berlin vor allem auf den größeren deutschen Weihnachtsmärkten im Einsatz. In Dortmund war auch der verstärkte Einsatz von Beamten in Zivil angekündigt. Dazu solle es nachts Patrouillen geben, um Vandalismus an den Ständen zu vermeiden. Der Innenminister von NRW, Herbert Reul, gab jedoch auch zu bedenken, dass es „absolute Sicherheit“ nie geben könne.
Nach dem nunmehrigen Anschlag von Magdeburg sind die Polizeipräsidien zusätzlich sensibilisiert. Von einer generell erhöhten Gefahrenlage geht man jedoch nicht aus. In Baden-Württemberg ist die Rede von einer „lageorientierten Präsenz“. In Karlsruhe habe die Polizei bereits am Freitagabend ihre Präsenz verstärkt, ebenso Freiburg, Konstanz und Offenburg. Andere Städte belassen es beim Status quo. Heilbronn will noch im Laufe des Tages entscheiden – der Weihnachtsmarkt in der Stadt selbst endet jedoch ohnehin planmäßig am Samstag, 22.12.
Kosten steigen vor allem infolge des Einsatzes privater Sicherheitsdienste
In NRW hat Minister Reul angekündigt, die Sicherheitskonzepte würden „nötigenfalls angepasst“. Gegebenenfalls werde Videoüberwachung künftig in Städten eingesetzt, wo diese noch nicht praktiziert werde. In Bielefeld teilen sich Polizei, städtische Bürgerwache und private Sicherheitsdienste die Patrouillengänge auf.
In Herford hatten die lokalen Verantwortlichen das private Sicherheitspersonal mehr als verdoppelt. Detmold hat seinen Markt an einen Ort verlegt, der sich besser einzäunen lässt. Quer durch die Gemeinden haben sich die Kosten für die Aufrechterhaltung der Sicherheit deutlich erhöht – was vor allem mit der stärkeren Inanspruchnahme privater Dienste zusammenhängt.
Sachsens Innenminister Armin Schuster will die bislang umgesetzten Sicherheitskonzepte in Kraft lassen. In Berlin sind mit Ausnahme einer noch weiter erhöhten Polizeipräsent ebenfalls keine zusätzlichen Maßnahmen angedacht. Innensenatorin Iris Spranger hatte am Freitagabend den Rettungshubschrauber Christoph 100 am Standort Helios-Klinikum Berlin-Buch nach Magdeburg beordert. Dort sollte er die Rettungskräfte unterstützen.
Vor Magdeburg trotz Krise und Terrorgefahr kaum Umsatzeinbußen auf Weihnachtsmärkten
Die wirtschaftliche Bedeutung von Weihnachtsmärkten für Deutschland ist erheblich. Der jährliche Bruttoumsatz aller Weihnachtsmärkte in Deutschland liegt bei bis zu fünf Milliarden Euro. Der größte Teil davon entfällt auf die Schausteller, die mit drei Milliarden Euro etwa ein Drittel ihres Jahresumsatzes dort erzielen. Bei gastronomischen Betrieben sind es bis zu 44 Prozent.
Insgesamt gibt es in Deutschland knapp 3.000 Weihnachtsmärkte – diese kommen auf etwa 160 Millionen Besuche. Auch der Einzelhandel, die Gastronomie und die Tourismusbranche im Umfeld der Märkte können in der Adventszeit auf Umsatzsteigerungen durch Weihnachtsmarktbesucher hoffen. Bislang machten sich Krisenstimmung und Terrordrohungen nicht in nennenswerten Umsatzeinbußen bemerkbar. Der Anschlag von Magdeburg könnte diese Bilanz noch eintrüben.
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